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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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über die Angreifer auf ihrer Seite hinwegzublicken. Eine einzelne Gestalt stand aufrecht und stolz weiter hinten im Tunnel, ignorierte sowohl das Phaserfeuer als auch die Gefahr, daß der unterirdische Gang einstürzte. Seltsames Licht flackerte in den Augen des Urrythaners und glühte durch die Finsternis.
    Die Kommandantin erkannte Vok. Langsam trat er vor und hob die Arme zu einer Geste, die zur Ruhe mahnen sollte. Das Licht in seinen Augen wurde jäh heller, und Falten der Konzentration zeigten sich in seinem Gesicht – in Voks Innern schien eine heftige Auseinandersetzung stattzufinden.
    »Ban!« rief er. »Sie glauben, das urrythanische Erbe zu schützen, aber da irren Sie sich. Lassen Sie die Besucher aus dem All gehen. Wir stehen unmittelbar vor…« Vok unterbrach sich, taumelte und trachtete danach, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. »Wir stehen unmittelbar vor dem Erwachen.
    Es findet hier und jetzt statt. Nichts darf die Harmonie und die Eine Stimme stören, denn sonst könnte sich Hoffnung in Verderben verwandeln. Verstehen Sie? Ihre Aktion könnte…
    das Erwachen… verhindern.«
    Er trat noch einen Schritt vor, ließ den Blick über die ihm zugewandten Personen schweifen und sank dann auf ein Knie.
    Seine Augen schienen sich zu trüben, und plötzlich befanden sich andere Urrythaner an seiner Seite, jene, die eben noch versucht hatten, Janeway, Kim und Tuvok zu überwältigen. Sie stützten Vok, hoben ihn vorsichtig hoch und winkten ihren Gefährten zu.
    Der Angriff war so schnell vergessen, wie er begonnen hatte, und Janeway fand sich einem hochgewachsenen, schlanken Fremden gegenüber. Er starrte sie groß an, setzte sich dann unsicher in Bewegung. Als er näher kam, erkannte sie ihn: Vok hatte ihr diesen Urrythaner als Ban vorgestellt.
    »Das Erwachen«, sagte er voller Ehrfurcht. »Ich hätte nie gedacht, einmal so etwas zu erleben. Vok forderte uns auf, Sie in Ruhe zu lassen. Er meinte, es genügte völlig, die Frau aus Ihrer Gruppe zur Erleuchtung zu führen. Aber ich hörte nicht auf ihn. Eigentlich wollte er gar nicht, daß wir sie holten – das verstehe ich nun. Ich war so versessen darauf, Anführer zu sein und mit dem Schutz der Ahnen Ehre zu erwerben, daß ich die Lehren eben jener Ahnen vergaß.«
    Janeway steckte ihren Phaser ein und sah ihre beiden
    Begleiter an. »Ich glaube, uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um Antworten zu finden. Ich bin nicht sicher, ob dieser Tunnel stabil ist, und deshalb sollten wir hier so wenig Zeit wie möglich verbringen. Setzen wir die Suche fort. Wenn wir nichts finden, müssen wir darauf vertrauen, daß dem Doktor etwas einfällt. Wie dem auch sei: Ich möchte nicht mit leeren Händen zurückkehren.«
    Kim nickte und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Wände mit den sonderbaren Symbolen. Tuvok hingegen wirkte wie in Trance. Völlig reglos stand er da und beobachtete, wie die jüngeren Urrythaner Vok auf ihre Schultern hoben.
    »Tuvok«, sagte Janeway leise. Und noch einmal, mit etwas mehr Nachdruck: »Tuvok!«
    Langsam drehte er sich um, und sein Blick reichte dabei in die Ferne. Dann schüttelte er den Kopf und öffnete den Mund.
    »Ich…«Er sprach nicht weiter, wandte sich halb ab und sah zu Kim.
    »Was ist los, Tuvok?« fragte Janeway. »Was haben Sie
    gesehen? Was haben Sie… gespürt?«
    »In mir entstand der ausgesprochen unlogische Wunsch,
    mich hinzulegen und zu schlafen, Captain«, antwortete der Vulkanier und mied dabei Janeways Blick. »Es war ein sehr angenehmes Empfinden. Ich halte es für besser, mich zu beschäftigen und durch die derzeitige Aufgabe abzulenken.
    Andernfalls bin ich vielleicht nicht imstande, dem Drang zu widerstehen, sollte er mich noch einmal heimsuchen. Die Harmonie ist ein sehr attraktives Phänomen. Ich verstehe jetzt, warum die Bewohner dieser Welt so sehr danach streben.«
    Janeway musterte Tuvok. Mangel an Kontrolle über das
    eigene Selbst war alles andere als typisch für den Vulkanier.
    Sie beschloß, nicht näher darauf einzugehen, folgte ihren beiden Begleitern zur Wand. Die Zeit wurde knapp; es kam nun darauf an, möglichst viel herauszufinden und das
    unterirdische Tunnelsystem anschließend zu verlassen.
    Als Janeway vortrat, schien ihr das Schicksal einen Streich spielen zu wollen. Ein langer Riß, der irgendwo in den dunklen Tiefen des Tunnels begann, dehnte sich knackend und
    knirschend im Boden aus. Innerhalb weniger Sekunden
    entstand eine tiefe Schlucht, die alle Anwesenden

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