Puppen
hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre zahlenmäßige Überlegenheit auszahlte.
Wenn Ban die Fremden überraschte und ihnen keine Zeit zu einer Reaktion ließ… Dann kam es vielleicht gar nicht zu einem Kampf. Sein Wunsch nach einer direkten Konfrontation hatte inzwischen nachgelassen; er wollte die Entweiher nur noch von den Alten vertreiben.
Er teilte seine Streitmacht auf, schickte einzelne Gruppen in die Tunnel auf der linken und rechten Seite, wies seine Leute an, parallel zur zentralen Passage vorzustoßen. Ban hoffte, daß eine der Gruppen die Fremden überholen und vor sie gelangen konnte. Einige der Gänge erwiesen sich vermutlich als
Sackgassen, und es gab keine Möglichkeit für ihn zu erfahren, wie viele seiner Gefolgsleute es schafften, einen vor den Fremden gelegenen Tunnel zu erreichen. Hoffentlich waren es genug, um für das nötige Überraschungsmoment zu sorgen.
Ban selbst führte eine kleinere Gruppe an, die den Weg durch den zentralen Stollen fortsetzte. Die Fremden waren alles andere als leise und hinterließen eine klare Spur im Staub, der sich auf dem Boden angesammelt hatte. Ohne helles Licht blieben ihre Bewegungen unsicher, und sie kamen nicht sehr schnell voran.
Ban folgte ihnen sehr langsam. Er wollte sich nicht verraten, bevor eine der anderen Gruppen die Fremden überholt hatte und die Falle zuschnappen konnte. Wenn er den
Außenweltlern zu nahe kam, gerieten sie vielleicht in Panik und liefen einfach los. Dann ließ sich nicht vorhersagen, welche Richtung sie einschlugen. Möglicherweise verletzte sich sogar jemand. Schlimmstenfalls erreichten sie innerhalb kurzer Zeit die Ruhestätte der ältesten Alten, und das mußte unter allen Umständen verhindert werden.
Janeway ging dicht hinter Kim. Ihnen stand nur wenig Licht zur Verfügung, und sie mußten es so gut wie möglich nutzen.
Vor ihnen erstreckten sich weitere Tunnel, alle stockfinster.
Mit jedem Schritt wirbelten sie Staub auf, der nicht nur das Atmen behinderte: Die dichten Wolken erschwerten es, in der Düsternis irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Offenbar befanden sie sich hier an einem Ort, den die Urrythaner nur sehr selten aufsuchten. Janeway vermutete, daß in diesem besonderen Tunnel seit Jahrhunderten – vielleicht gar seit Jahrtausenden – niemand mehr unterwegs gewesen war.
Möglicherweise hätte sie Ehrfurcht empfunden, wenn sie nicht von einer Horde fanatischer Urrythaner verfolgt worden wären, die irgendwo hinter ihnen durch die Finsternis stapften.
Der Gang war erstaunlich gut erhalten. Die Wände wiesen Nischen auf, die wahrscheinlich einmal Fackeln oder andere Lichtquellen aufgenommen hatten. Janeways Blick glitt über makelloses Mauerwerk: Jeder einzelne Stein war geschickt ausgemeißelt und ziseliert. Sie kamen an einer Zisterne vorbei, die sich als tiefe Mulde in der rechten Wand zeigte und von einer verborgenen Quelle gespeist wurde. Das Wasser war kühl und verlockend. Jeder von ihnen nutzte die Gelegenheit, sich den Staub aus dem Gesicht zu waschen und zu trinken.
Janeway warf einen besorgten Blick in die Richtung, aus der sie kamen. Sie hörte nichts, aber das hatte kaum etwas zu bedeuten.
»Glauben Sie, daß man uns folgt, Captain?« fragte Kim.
»Da bin ich sicher«, erwiderte die Kommandantin. »Sie
haben bei den Ruinen nicht mit solcher Entschlossenheit versucht, uns zu überwältigen, nur um uns dann einfach so entkommen zu lassen. Sind inzwischen Sondierungen möglich, Mr. Tuvok?«
»Negativ, Captain. Die Lebenskraft scheint unter der
Oberfläche des Planeten noch stärker zu sein als darüber. Alle Frequenzen sind blockiert – derzeit lassen sich mit den Tricordern keine Ortungsdaten gewinnen. Außerdem wächst die Intensität der Emanationen auch weiterhin.«
Janeway beugte sich zur Wand vor, berührte sie vorsichtig und spürte dabei eine leichte Vibration. Sie glaubte auch, ein dumpfes Summen zu vernehmen. Was ging hier vor? Bahnten sich Veränderungen an, die neue Gefahren heraufbeschworen?
Wenn die Vibrationen im gleichen Maße stärker wurden wie die Lebenskraft, so dauerte es vermutlich nicht mehr lange, bis hier alles einstürzte.
Kim ging zur anderen Seite des Tunnels, wo der untere Teil einer Säule aus der Wand ragte. Mit dem Tricorder in der Hand kniete er davor. Einige Sekunden später stand er wieder auf und drehte sich um.
»Captain!«
»Ja?« Janeway trat rasch zu ihm. Tuvok kam nicht näher, ging langsam im Kreis und behielt beide
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