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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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zu
    verschlingen drohte. Janeway sprang zurück und versuchte am Rand der Passage das Gleichgewicht zu wahren. Plötzlich bildete sich in der Wand hinter ihr eine Öffnung, und sie wankte hinein. Dunkelheit umhüllte sie und verwehrte ihr den Blick zum Hauptgang. Sie fiel, und Schmerz entflammte hinter ihrer Stirn, als sie mit dem Kopf an einen Stein stieß. Janeway versuchte, nicht darauf zu achten, stemmte sich wieder hoch und taumelte zum Zugang des Nebentunnels zurück.
    Im Hauptgang streckte Tuvok die Hand aus, um Kim
    festzuhalten, aber er reagierte nicht schnell genug. Als der tiefe Spalt im Boden noch breiter wurde, rutschte der junge
    Fähnrich über seinen Rand hinweg. Geröll löste sich unter ihm, und verzweifelt versuchte er, sich irgendwo festzuhalten.
    Janeway hatte inzwischen die Öffnung in der Seitenwand erreicht und rief Kims Namen. Tuvok beugte sich weit über den Rand des Spalts, aber er bekam keine Gelegenheit, den Fähnrich hochzuziehen. Kims Hände fanden keinen Halt, und er rutschte endgültig ab, verschwand in der dunklen Tiefe. Sein entsetzter Schrei verklang irgendwo in der Finsternis.
    »Captain!«
    Es fiel Janeway schwer, sich auf Tuvok zu konzentrieren, der auf der anderen Seite des tiefen Spalts stand und in ihre Richtung sah.
    »Folgen Sie dem Verlauf des Nebentunnels und versuchen Sie, die Oberfläche zu erreichen. Ich mache mich von hier aus auf den Weg.«
    Janeway nickte benommen und konnte es noch immer nicht fassen. Kim war so jung gewesen, so voller Leben und
    Enthusiasmus. Ein Gefühl von Schuld nagte in ihrem Innern, wie immer, wenn sie ein Besatzungsmitglied verlor. In diesem Fall kam hinzu, daß sie Kim sehr gemocht hatte. Mühsam verdrängte sie diese Empfindungen. Ein guter Captain mußte imstande sein, derartige Gefühle beiseite zu schieben und sich ganz der Pflicht zu widmen. Der Tod eines einzelnen
    Crewmitglieds änderte nichts an ihrer Verantwortung, wie intensiv auch immer der damit einhergehende Schmerz sein mochte. Janeway erinnerte sich daran, daß die anderen sie brauchten, um alles heil zu überstehen, unter ihnen auch Tuvok.
    Sie wandte sich rasch ab, um der Versuchung zu widerstehen, in den Spalt hinabzuklettern und dort nach Kim Ausschau zu halten. Statt dessen eilte sie durch den Nebentunnel, lief durch die Dunkelheit und stieß dabei immer wieder gegen
    Hindernisse. Bei Abzweigungen wählte sie jeweils den Tunnel, der nach oben zu führen schien.
    Irgendwann streckten sich ihr plötzlich Arme entgegen.
    Janeway gab einen erschrockenen Schrei von sich und zog ihren Phaser.
    »Bitte«, tönte es aus der Finsternis. »Ich möchte Ihnen helfen. Ich zeige Ihnen einen Weg zur Oberfläche.«
    Janeway konnte in der Schwärze keine Einzelheiten
    erkennen, aber die Stimme klang vertraut.
    »Wer sind Sie?« fragte sie.
    »Ich bin Ban«, lautete die Antwort. »Ich bin für all dies verantwortlich, für die Angriffe und die Zerstörung. Bitte, lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    Janeway sah nur Dunkelheit, doch der Urrythaner vor ihr schien sie problemlos sehen zu können. Sie zögerte einige Sekunden lang und nickte dann. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich nach draußen bringen könnten«, erwiderte sie.
    »Vielleicht bin ich dann imstande, eine Kom-Verbindung mit dem Raumschiff herzustellen.«
    Ban gab keine Antwort, aber Janeway spürte, wie sich lange, dünne Finger sanft um ihren Arm schlossen und sie behutsam in die Richtung zogen, in die sie bereits unterwegs gewesen war.
    Während der nächsten Minuten wechselte ihr Führer so oft die Richtung, daß Janeway schon bald die Orientierung verlor.
    Sie dachte an die Möglichkeit, daß Ban sie vielleicht tiefer ins Tunnelsystem führte, um sie dann dem Tod auszuliefern. Doch irgend etwas in seinem Tonfall wies darauf hin, daß er es ernst meinte, daß er ihr wirklich helfen wollte, aus welchen Gründen auch immer. Janeway war ziemlich sicher, daß sie ihm
    vertrauen durfte.
    Schließlich sah sie weiter vorn ein vages Glimmen, das kurze Zeit später heller wurde – ein Ausgang.
    »Dort gelangen Sie in die Nähe des Ortes, wo Sie auf dem Planeten erschienen«, erklärte Ban und ließ Janeways Arm los.
    »Ich muß zurück. Wenn wirklich das Erwachen bevorsteht, möchte ich es auf keinen Fall verpassen. Obwohl ich mich einer solchen Freude als unwürdig erwiesen habe.«
    »Meine beiden Begleiter…«, brachte Janeway hervor. »Zwei meiner Offiziere befinden sich noch im Tunnelsystem. Einer ist vermutlich tot.

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