Puppenbraut
Tochter geht es gut. Sie bekam einen Schlag gegen den Kopf und fiel bewusstlos zu Boden. Es geschah auf dem Parkplatz vom Park. Neben Ihrer Tochter lag die Tasche Ihrer... ähm... Ehefrau. Mit dieser Handynummer. Im Park, wo vor Kurzem ein Kind entführt wurde, schließen wir keine Zusammenhänge aus. Während Ihr Kind zur Beobachtung im Hospital gehalten wird und keinerlei Erinnerung an den Vorfall zu haben scheint, durchforsten wir jeden Winkel des Parks – auf der Suche nach der Frau. Einer der Parkbesucher sah jemanden, der einen Rollstuhl schob, mit einer nicht ansprechbaren Person darauf. Wie gesagt, das ist alles, was wir zurzeit wissen.“ Es zahlte sich manchmal doch aus, mit Cops zu arbeiten. In welchem Beruf sonst bekam man noch sämtliche Informationen?
„Wo liegt meine Tochter?“
„Im Boerum Hospital Center. Sie wird im Moment von der Notaufnahme verlegt. Vielleicht melden Sie sich dort? Man wird Sie dann an die richtige Stelle verweisen! Frau Bertani, kann ich Ihnen irgendwie helfen? Vor Ort, bei Ihrer Tochter, befinden sich bereits mehrere Polizeibeamte.“
„Danke, nicht nötig! Ich bin gleich da!“, rief Raffaella verwirrt in den Hörer und machte sich auf den Weg zu ihrem Kind. Sie merkte nicht einmal, wie ihr die gerade gekauften Karten aus der Hand rutschten und sich auf dem Boden im schönsten Durcheinander verteilten.
Auf einen Schlag hörte ihre heile Welt einfach auf zu existieren!
*****
„Cassy Bertani war doch der Name?“ Die Krankenschwester am Empfang des Boerum Hospital Centers schaute Raffaella zerstreut an. „Ihre Tochter wurde bereits verlegt. Sie befindet sich auf Station 4, Raum 402. Folgen Sie bitte den Schildern!“
„Danke!“ Ell drehte sich energisch um und rannte den Korridor entlang. Die Beschilderung war tatsächlich selbsterklärend, daher fand sie das Zimmer ihrer Tochter auf Anhieb. Als sie leise die Tür aufschloss, schossen ihr die Tränen in die Augen.
Cassy lag auf einem für sie viel zu großen Bett. Ihr Brustkorb, der unter der weißen Decke versteckt war, hob und senkte sich als Zeichen dafür, dass sie schlief. Wie ein kleiner Engel sah sie aus. Ihre kastanienbraunen Locken bahnten sich einen Weg aus den Bandagen, die man ihr um den Kopf gewickelt hatte. Tröpfchenweise konnte man etwas Blut sehen.
‘Wer konnte meinem Kind so etwas antun?’, fragte sie sich und spürte eine unbändige Wut aufsteigen. Sie küsste ihr Kind sanft an einer freien Stelle auf der Stirn und nahm ihre warme, kleine Hand in die eigene. Die Tür fiel ganz leise ins Schloss. Eine nette Funktion, die im Unterbewusstsein von Patientenfreundlichkeit zeugen sollte.
Etwas Wichtiges fiel ihr ein. Um ihr Kind nicht absichtlich aus seinen Träumen herauszureißen, ging sie ins Badezimmer, zog das Handy aus ihrer Tasche und wählte Ivys Telefonnummer.
„Ivy, wo bist du?“, schnitt sie die freundliche Begrüßung der Babysitterin ab.
„Ich bin gleich bei euch, warum? Wir waren eigentlich um 18 Uhr mit Doreen verabredet. Ich bin aber bestimmt etwas eher da!“ Sie hörte eine Anspannung in Raffaellas Stimme, die ihr fremd war. „Ist etwas passiert?“
Es folgte Stille. Ell stammelte ein paar Informationen zusammen, bevor ihre Stimme zusammenbrach. „Doreen wurde entführt... Cassy liegt nach einem Schlag am Hinterkopf im Krankenhaus. Ich weiß nicht mehr weiter. Ivy, ich brauche dich, damit ich nach Ree suchen kann. Ich kann Cassy nicht allein lassen...“ Tränen flossen ihr unkontrolliert über die Wangen. Sie war mit ihren Nerven am Ende.
Ivy versuchte, diese wahnsinnigen Informationen zu begreifen. Es gelang ihr nur mühsam, doch sie verstand immerhin, dass sie sofort dorthin eilen musste. „In welchem Krankenhaus seid ihr?“
„Boerum Hospital Centers, Station 4, Raum 402. Bitte, komm schnell!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, klappte sie ihr Handy zu.
„Sie dürfen hier nicht telefonieren!“ Eine dünne Stimme überraschte sie. Während sie mit Ivy sprach, hörte sie nicht, wie eine drahtige Krankenschwester das Badezimmer betrat.
„Verzeihen Sie bitte! Es war nur die Babysitterin meiner Tochter. Ich habe sie angefordert, damit sie sich um sie kümmern kann. Ich möchte mich auf die Suche nach meiner Frau machen“ Ihre Stimme klang immer noch etwas angeschlagen. Mit einem Ärmel ihrer Bluse wischte sie sich die Tränen weg. Jetzt musste sie für ihr Kind stark sein. Und stark für Doreen.
Die Schwester brummte unschlüssig. Sie entschied
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