Puppenbraut
dich umzudrehen, das musst du mir versprechen, Kleines! Ich werde allein mit ihm fertig! Du musst tun, was ich dir sage, dann wird alles gut, Zoey!“ Doreen fragte sich, ob ihre Stimme wenigstens das Kind überzeugen konnte. Trotz steigender Motivation war sie noch meilenweit von einer Hoffnung entfernt.
Noch ehe das Mädchen Doreens Worte nickend bestätigen konnte, ging die Tür mit einem Knall auf. Die Kleine zuckte am ganzen Körper zusammen, als hätte man sie gerade in diesem Moment geschlagen.
„Zoey, meine kleine Braut! Ich habe ein Geschenk für dich! Du bekommst an deinem wichtigsten Tag Besuch!“ Sein Grinsen wirkte verzerrt. „Meine Damen, was denkt ihr, was ich dort oben in der Wand installiert habe? Eine kleine Kamera, damit ich mich an eurem Anblick erfreuen kann. Soviel zur Privatsphäre!“
Sein früher recht gut aussehendes Gesicht verzog sich zu einer Fratze. „Zoey wird nirgendwohin wegrennen, Doreen! Sie bleibt bei mir, wie auch deine Raffaella - bis zum bitteren Schluss, meine Liebe!“ Eine böse Vorahnung ergriff Doreen bei der Erwähnung von Ells Namen, doch sie wollte nicht an das Schlimmste denken. Während ihr Peiniger das Kind in das andere Zimmer bugsierte, um es einzuschließen, kämpfte sie mit fatalen Befürchtungen, die sie geradewegs überfielen.
„Das musst du sehen, Doreen!“ Diesmal begleitete seine Stimme im Eingangsbereich ein klapperndes Geräusch, als würde er etwas Schweres die Treppe herunterrollen. Mit leisem Stöhnen hob sie erneut schwach ihren Kopf. Sie war bereit, alles zu ertragen, nur nicht das, was sie gleich zu sehen bekommen würde.
Auf dem klappernden Rollstuhl saß Raffaella, völlig reglos.
Das blanke Entsetzen, das sich in Doreens Augen abzeichnete, konnte nicht im Geringsten das Gefühl wiedergeben, das sie in ihrem Herzen empfand. Sie war unfähig, etwas zu sagen. Nicht mal zum Einatmen war sie gerade imstande.
Raffaellas Arme und Beine waren an den Rollstuhl gefesselt. Hinter ihrem Kopf stand eine Holzstange, an die ihr Kopf fixiert worden war, damit er nicht auf ihre so wundervolle Brust fiel. Ihr Blick war leer, wie bei einer Marionette.
Während Doreen ihre Liebste wie gebannt anstarrte, hörte sie das Monster mit Genugtuung in der Stimme sagen: „Ich habe ihr eine kleine Dosis von Pancuronium gegeben. Du kannst mit ihr reden, denn sie versteht dich. Sie kann dich auch sehen, weil es, wie gesagt, nur wenig war. Das Einzige ist, sie kann sich kaum bewegen, weil ich sämtliche ihrer Muskeln lahmgelegt habe! Auch die Schließmuskeln, falls du dich wundern solltest, warum sie untenrum so nass ist!“
„Du elender Wichser!“, entfuhr es Doreen. Sie konnte ihre Tränen der Verzweiflung nicht mehr zurückhalten.
Nur ein einziger Gedanke brannte sich in ihr Gehirn und blockte alle anderen: Sie waren verloren! Trotz des Kindes im Nebenraum konnte sie ihre aufsteigende Wut nicht mehr aufhalten, die sie in diesem Augenblick explodieren ließ: „Du Hurensohn! Du Schwein! Was hast du ihr nur angetan?“
Doch ihre Worte verstummten im Inneren des perfekt isolierten Kellerraumes. Das Letzte, was sie noch hörte, bevor sie seine Faust im Gesicht in den Sternenhimmel beförderte, war sein bestialisches Lachen.
KAPITEL 19
Nervös lief Sean Dunkin in seinem Büro auf und ab. Warum war ihm der Verlust bloß nicht schon eher aufgefallen? Seine schlampige Arbeit könnte ihn die Stelle als leitender Pharmazeut der Zentralapotheke im Brooklyn Hospital kosten. Zum hundertsten Mal schaute er auf seine Unterlagen. Da war wirklich nichts zu machen! Zunächst kleiner, wenn auch kontinuierlicher Schwund, den er anfangs ignoriert hatte. Jetzt fehlte noch viel mehr!
Gedankenversunken nahm er das leise Klopfen nicht wahr. Scott Goodwin trat als Erster entschieden in das kleine, vollgestopfte Büro hinein. Der Aufmerksamkeit seiner Partnerin entging es nicht, dass der Mann ziemlich nervös wirkte. Er vermochte vielleicht auf seine Mitarbeiter in seinem frisch gebügelten Hemd und der grauen Faltenhose sehr smart wirken. Doch die sichtbar gewordene, innere Anspannung ließ seinen feinen Anschein bröckeln. Verlegen darüber, eine gut aussehende Polizistin zu sehen, strich er sich über seinen recht kahlen Kopf.
Auch diese Geste entging Angels Aufmerksamkeit nicht. „Guten Morgen, die Kollegen vom NYPD haben uns über das Problem informiert. Das ist Assistant Special Agent in Charge Scott Goodwin“, sie schaute zu ihrem Kollegen, „mein Name ist
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