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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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erste Besucherin an diesem Tag. Sie kam schon um acht Uhr morgens und Siri fragte sich, wie zeitig ihre Mutter sie eigentlich verständigt hatte.
    Die beiden saßen an Siris Bett. Draußen auf dem Korridor eilte weiß gekleidetes Personal vorbei und man hörte das Geklapper der Rollwagen. Das Krankenhaus erwachte.
    »Wir werden diese Angelegenheit zumindest jetzt am Anfang offiziell wie eine ganz normale Fahrerflucht behandeln«, sagte Kommissarin Björk.
    Ihre hellbraunen Augen ruhten auf Siri, dann wandte sie sich an Mama, die plötzlich ganz blass geworden war und aussah, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. Ihre Hand klammerte sich an Siris Bein fest, dass es beinahe wehtat. Fragend sah Siri Kommissarin Björk an.
    »Was sollte es sonst gewesen sein?«, krächzte sie.
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    Siri schüttelte den Kopf, obwohl das nicht ganz stimmte. Natürlich ahnte sie es. Das hatte sie schon im Kanal getan, aber es auszusprechen war etwas völlig anderes.
    »Siri«, sagte Kommissarin Björk ernst, »es könnte ein Mordversuch gewesen sein.«
    Siri erstarrte.
    »Aber ...«
    »Du weißt, worüber wir letztes Mal gesprochen haben. Wenn es so ist, wie wir befürchten, dann bist du in größerer Gefahr, als ich vermutet hatte. Du hast Dinge beobachtet, die nicht für fremde Augen bestimmt waren, und diese Typen kennen offenbar kein Erbarmen ...«
    Siri nickte langsam und hörte, wie ihre Mutter nach Luft schnappte. »Was könnte der Auslöser für den Mordversuch gewesen sein, so es denn einer war?«, fragte Kommissarin Björk. »Denk nach, Siri, was ist passiert, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben?«
    Siris Kopf dröhnte. Aber die Antwort lag auf der Hand.
    »Das Handy«, sagte sie und schielte zu Kommissarin Björk. »Ich hatte mein Handy bei Aron zu Hause vergessen. Martin hat es gefunden. Als ich es zurückbekommen habe, hatte jemand meine Nachrichten gelesen und die Mailbox abgehört. Es war eine Nachricht von Irina drauf. Sie hat gesagt, dass sie in Stockholm ist und es ihr gut geht.«
    »Eine Nachricht«, sagte Kommissarin Björk. »Und warum hast du mich nicht sofort angerufen und mir davon erzählt?«
    »Ich ... weiß nicht. Ich wollte erst mal mit Mama reden ...«
    Kommissarin Björk sah sie streng an.
    »Du hättest mich gleich anrufen müssen! Da darfst du nie zögern! Du hättest um ein Haar mit deinem Leben dafür bezahlt. In Zukunft wirst du extrem vorsichtig sein müssen. Deine Eltern werden dich zur Schule fahren. Du solltest nie allein unterwegs sein und musst deine Mutter anrufen oder ihr eine SMS schicken, bevor du irgendwo hingehst und sobald du dort angekommen bist, damit wir sicher sein können, dass du nicht irgendwo auf dem Weg verschwindest.«
    In etwas sanfterem Tonfall fügte sie hinzu: »Ich weiß, dass es unangenehm ist, so kontrolliert zu werden, aber die Alternative wäre, dich von den Kollegen überwachen zu lassen und das wäre doch noch schlimmer, oder?«
    Siri nickte hastig. Sie wollte nicht einmal darüber nachdenken, wie erniedrigend es wäre, mit Polizeischutz in die Schule zu müssen.
    »Wann wird sie entlassen?«, erkundigte sich Kommissarin Björk bei Siris Mutter.
    »Schon heute, glaube ich. Sie hat wohl kein Kanalwasser geschluckt und deshalb müssen sie die Lunge auch nicht beobachten.«
    Kommissarin Björk nickte.
    »Versuch durchzusetzen, dass sie sie noch ein bisschen dabehalten«, sagte sie. »Am besten über denMittwoch hinaus. Falls bis dahin wirklich ein neues Mädchen kommen sollte, ist sie aus der Schusslinie.«
    »Ich will aber nach Hause«, bettelte Siri unglücklich, doch nach einem strengen Blick ihrer Mutter verstummte sie.
    Kommissarin Björk klappte ihren Block zu. »Bist du sicher, dass dir nichts mehr einfällt? Ist noch mehr passiert, als du in den Kanal gestoßen wurdest?«, fragte sie.
    »Na ja«, sagte Siri unsicher und Kommissarin Björk sah sie aufmerksam an.
    Siri kramte in ihrem Gedächtnis. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass da noch irgendetwas gewesen war, etwas, das mit dem Abend zu tun hatte, etwas, das sie erzählen sollte – aber sie kam einfach nicht darauf, was es gewesen sein könnte. Ein Geräusch, vielleicht. Sie schloss die Augen und dachte nach. Dachte daran, wie sie am Kanal entlanggefahren war, spürte wieder den Ruck im Körper, als das Auto ihr Moped gerammt hatte. Dann erinnerte sie sich, wie sie sich an dem Mauervorsprung festgeklammert hatte und wie erst jemand weggefahren war und

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