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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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erzählt, dass mein Vater festgenommen worden ist! Sie versteht überhaupt nicht, wie das sein kann, und das tue ich auch nicht, aber sie ist vollkommen aufgelöst, ich muss zu ihr. Das kann alles nur ein gigantisches Missverständnis sein. Ich rufe dich später an.«
    »Aron!«
    Siri stampfte mit dem Fuß auf. Sie wollte ihm alles erzählen, aber wenn er jetzt ging, würde sie womöglich nie wieder den nötigen Mut aufbringen. Man kann sich nur einmal darauf vorbereiten, das eigene Leben zu zerstören.
    »Wir reden später, okay?«, sagte Aron. »Ich muss mich jetzt um meine Mutter kümmern.«
    »Das alles hängt doch zusammen. Ich weiß, warum sie deinen Vater verhaftet haben«, sagte Siri leise, aber Aron schien sie nicht zu hören, denn sein Handy klingelte erneut und beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Es ist schon wieder meine Mutter. Siri, ich muss wirklich los.«
    Er beugte sich vor und gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund.
    »Ich melde mich!«
    Siri sah ihn an. Dann drehte sie sich um und ging zum Haus. Er würde erfahren, was sie getan hatte. Und er würde sie dafür hassen, dass sie nicht einmal mutig genug gewesen war, ihm davon zu erzählen.

15
    »Die Ärztin wird sich die Bilder ansehen«, sagte die Röntgenschwester zu Siri und ihrer Mutter. »Sie meldet sich bei Ihnen, falls ein Riss im Knie zu erkennen ist, wenn nicht, bekommen Sie einen Arztbrief nach Hause geschickt.«
    »Aha«, sagte Siri matt.
    Es war ein langer und anstrengender Vormittag gewesen. Erst die Ambulanz, wo sie eine Ewigkeit warten mussten, obwohl sie einen Termin ausgemacht hatten. Das Knie war geschwollen und schmerzte, heute noch viel schlimmer als gestern. Dann waren sie zum Röntgen ins Krankhaus gefahren und hatten dort mehr als eine Stunde warten müssen, bis Siri endlich an der Reihe gewesen war. Ihr Magen knurrte vor Hunger.
    Sie ging mit ihrer Mutter zum Auto.
    »Wollen wir heute in der Stadt essen?«, fragte Mama und versuchte, besonders nett zu sein. »Oder willst du lieber nach Hause?«
    »Nach Hause«, entschied Siri. »Das Knie tut wirklich verdammt weh.«
    »Vielleicht hätten wir nach Krücken fragen sollen, wo wir schon mal da sind«, murmelte Mama besorgt.
    Siri schaltete ihr Handy ein und es piepste sofort. Eine SMS von Aron. »Ruf mich an«. Mehr nicht.
    Siri seufzte tief und schielte zu ihrer Mutter.
    »Von Aron?«, fragte Mama und legte den dritten Gang ein.
    Siri nickte und biss sich auf die Lippe.
    »Bring es hinter dich«, sagte Mama mitfühlend. »Zeig, wie erwachsen du bist, und rede mit Aron, tröste ihn. Du musst jetzt nichts mehr verheimlichen. Vollkommene Ehrlichkeit ist das Einzige, was in einer Beziehung zählt. Du musst ihm sagen, wie es ist: dass Kommissarin Björk dir verboten hat, darüber zu sprechen. Entweder kann er das akzeptieren oder er kann es nicht, aber dann ist es nicht zu ändern!«
    Siri merkte, wie ihr beim bloßen Gedanken an ein Gespräch mit Aron der kalte Schweiß ausbrach.
    »Du hast ja keine Ahnung!«, fauchte sie ihre Mutter an.
    Es fühlte sich gut an, den ganzen Frust an jemandem auszulassen. Ihre Mutter versuchte gar nicht erst, etwas zu entgegnen. Als die Ampel auf Grün sprang, gab sie Gas, dass die Reifen quietschten. Siri lehnte den Kopf an die Nackenstütze und hoffte fast, dass sie einen Unfall baute. Dann würde sie ihren Anruf bei Aron noch ein wenig aufschieben können.Es war vier Uhr nachmittags und schon stockdunkel. In Siris Zimmer flackerten nur die drei kleinen Flammen der Teelichter auf dem Tisch. Siri saß auf dem Bett und hatte ihr verletztes Bein ausgestreckt. Aron saß ihr gegenüber im Sessel. Sein Gesicht schwebte wie ein helles Oval über seinem schwarzen Pulli. Sie hörten Siris Mutter in der Küche klappern und mit den Zwillingen sprechen. Als wären es Geräusche aus einer anderen Welt, dachte Siri. Aus der normalen Welt, die im Rest des Hauses zu finden war. Nur nicht in ihrem Zimmer, hier war es ganz still.
    Aron hatte sie nicht geküsst, er hatte sie nicht einmal berührt, nur genickt und sich in den Sessel gesetzt.
    Jetzt wartete er. Seine Augen fixierten sie ohne Unterbrechung, groß und dunkel. Siri räusperte sich, aber sie wusste noch immer nicht, wie sie anfangen sollte.
    Aron beugte sich vor. Sein Mund glich einem Strich und seine dunklen Augenbrauen berührten sich fast über der Nasenwurzel, als er sie zusammenzog.
    »Siri«, sagte er heiser, »du weißt, dass die Polizei meinen Vater verhaftet hat?«
    Siri nickte.
    »Sie

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