Puppenmord
kommen gleich zu einer Schleuse«, sagte Eva ängstlich, »und da sind ein paar Männer.«
»Männer? Vergiß die Männer, Liebes. Es gibt bloß dich und mich und G, und G ist kein Mann, gelle, G-Baby?«
»Ich habe meine Augenblicke«, sagte Gaskell.
»Aber so selten, so furchtbar selten«, sagte Sally. »Aber was soll's? Wir haben unser Eiapopeia und schippern in der guten alten Sommerzeit den Fluß runter.«
»Hätten wir nicht das Haus aufräumen müssen, ehe wir losfuhren?« fragte Eva.
»Das Geheimnis von Parties ist nicht, hinterher aufzuräumen, sondern das Feld zu räumen, wir können das alles ja noch machen, wenn wir zurückkommen.« Eva stand auf und ging nach unten. Sie waren gleich an der Schleuse, und sie hatte keine Lust, sich nackt, wie sie war, von den beiden alten Zausein angaffen zu lassen, die nebendran auf der Bank saßen.
»Herrgott, Sally, kannst du nicht was mit unserer Seelenfreundin anstellen? Sie geht mir noch an die Nippel«, sagte Gaskell.
»Ach, G-Baby, das tut sie nun wirklich nicht. Wenn sie's täte, machtest du doch den Kater Miesemau.«
»Kater Miesemau?«
»Du würdest dich lächelnd verdünnisieren, Zuckerherzchen, Schwanz voran. Sie ist halt bloß gargantuesk uterin.«
»Sie ist halt bloß pantagruelisch öde.«
»Wart's ab, Liebling, wart's ab. Man muß das Emanzipierte hervorheben, das Negative weglassen und sie nicht mit ihrem Einfaltspinsel herumfummeln lassen.«
»Einfaltsmöse. Sagen wir Zweifaltsmöse«, sagte Gaskell, als er das Boot krachend in die Schleuse kurvte.
»Darum geht's doch ausschließlich.«
»Worum?« sagte Gaskell.
»Ums Rumfummeln mit Einfaltsmöschen. Ich meine, es ist alles paletti mit Eva und uns. Sie macht die Hausarbeit, Gas-kell-Baby kann den Schiffskapitän spielen und dicke Titten genießen, und Sally-Schätzchen kann mit ihrem labyrinthischen Geist minotaurern.«
»Geist?« sagte Gaskell. »Die Polyunbefriedigten haben keinen Geist. Und da wir gerade von Dummköpfen reden — was ist mit Einfaltspimmel?«
»Der hat doch Judy zum Fummeln. Wahrscheinlich vögelt er sie gerade, und morgen abend bleibt er auf und sieht sich mit ihr Kojak an. Wer weiß, vielleicht schickt er sie sogar zu Mavis Lollofrigida Mottrams Ikebana-Abend. Ich finde, die haben sich gesucht und gefunden. Man kann nicht gerade sagen, er hätte gestern abend nicht sehr an ihr gehangen.«
»Du sagst es«, sagte Gaskell und machte die Schleusentore zu. Als das Boot nach unten sank, starrten die beiden alten Männer auf der Bank Sally an. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und sah sie herausfordernd an.
»Daß es euch bloß nicht auf die Prostata schlägt, ihr alten Gockel«, sagte sie frech. »Habt ihr noch nie einen nackten Arsch gesehen?«
»Sprechen Sie mit mir?« fragte einer der Männer.
»Ich red doch nicht mit mir selber.«
»Dann will ich Ihnen sagen«, entgegnete der Mann, »ich habe schon mal einen wie Ihren gesehen. Einmal.«
»Einmal kann ungefähr stimmen«, sagte Sally. »Wo denn?«
»Bei einer alten Kuh, die gerade gekalbt hatte«, sagte der Mann und spuckte in ein sauber gejätetes Geranienbeet.
Eva saß in der Kabine und fragte sich, worüber sie wohl redeten. Sie horchte auf das Plätschern des Wassers und das Pochen des Motors und dachte über Henry nach. Es sah ihm nicht ähnlich, so etwas zu tun. Wirklich nicht. Und vor all den Leuten. Er mußte betrunken gewesen sein. Es war so demütigend. Na ja, das sollte er büßen. Sally sagte, man solle die Männer büßen lassen. Das sei ein Teil des Prozesses, sich von ihnen zu befreien. Man müsse ihnen zeigen, daß man sie nicht brauche, und Gewalt sei das einzige, was die männliche Psyche verstünde. Deswegen sei sie auch mit Gaskell so streng. Männer seien wie Tiere. Man müsse ihnen zeigen, wer die Hosen anhat.
Eva ging in die Kombüse und polierte das Spülbecken aus rostfreiem Stahl. Henry würde schon merken, wie wichtig sie sei, wenn sie ihm fehlte, und er die Hausarbeit machen und für sich selber kochen müsse, und wenn sie zurückkäme, da kriegte er aber was zu hören wegen der Puppe. Das war doch nicht normal. Vielleicht sollte Henry mal einen Psychiater aufsuchen. Sally sagte, er habe auch ihr das widerlichste Angebot gemacht. Das zeigte nur, daß man niemandem trauen konnte. Und vor allem Henry nicht. Sie hätte nie vermutet, daß Henry daran denken könne, so etwas zu tun. Aber Sally war so reizend und verständnisvoll gewesen. Sie wußte, wie Frauen sich sowas zu Herzen nehmen, und
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