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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bißchen.«
    »Aber eben haben Sie mir gesagt, Mrs. Wilt maße sich keine dominierende Rolle an, und jetzt sagen Sie mir, sie sei eine starke Persönlichkeit.«
    »Eva ist nicht stark. Sie ist die Stärke an sich. Das ist der Unterschied. Und was die Persönlichkeit betrifft, da hat sie so viele und so verschiedene, daß es schwierig ist, mit allen Schritt zu halten. Sagen wir mal, sie steigert sich in alles, was sie gerade ist, dermaßen intensiv und besessen hinein, daß es nicht immer gerade passend ist. Erinnern Sie sich an diese Serie von Garbo-Filmen, die vor ein paar Jahren im Fernsehen liefen? Also, Eva war hinterher drei Tage lang die Kameliendame, bloß daß bei ihr an Tb zu sterben wie Veitstanz aussah. Erzählen Sie mir was von Galoppieren bei Schwindsucht.«
    »Ich sehe langsam klar«, sagte Dr. Pittman und notierte, daß Will ein krankhafter Lügner mit sadomasochistischen Neigungen sei.
    »Schön, daß das endlich jemand tut«, sagte Wilt. »Inspektor Flint glaubt, ich habe sie und die Pringsheims in einer Art Blutrausch umgebracht und ihre Leichen auf irgendeine besonders charmante Art beseitigt. Er sagte was von Säure. Ich meine, das ist doch Blödsinn. Wo in aller Welt kriegt man Salpetersäure in solchen Mengen her, um drei Leichen aufzulösen, von denen eine auch noch Übergewicht hat? Ich meine, es lohnt gar nicht, darüber nachzudenken.«
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte Dr. Pittman.
    »Und überhaupt, sehe ich wie ein Mörder aus?« fuhr Wilt munter fort. »Natürlich nicht. Aber wenn er gesagt hätte, Eva hätte diese beiden Scheusale umgelegt, und das hätte meiner Meinung nach schon vor Jahren jemand machen sollen, dann hätte ich ihn ernstgenommen. Gott steh den armen Leuten bei, die zufällig in der Gegend sind, wenn Eva sich in den Kopf setzt, sie ist Lizzie Borden.«
    Dr. Pittman musterte ihn wie die Katze ihre Beute.
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Dr. Pringsheim und seine Frau von Ihrer Frau ermordet wurden?« fragte er. »Wollen Sie das damit sagen?«
    »Nein«, sagte Wilt, »überhaupt nicht. Ich sage lediglich, wenn Eva etwas tut, dann tut sie's aus vollem Herzen. Wenn sie das Haus saubermacht, dann macht sie es sauber. Ich muß Ihnen das von dem Harpic erzählen. Sie hat 'n richtigen Knall wegen Bazillen .. .«
    »Mr. Wilt«, sagte Dr. Pittman hastig, »was Mrs. Wilt mit Harpic macht, interessiert mich nicht. Ich bin hergekommen, um aus Ihnen klug zu werden. Also, haben Sie es sich zur Gewohnheit gemacht, mit einer Plastikpuppe zu kopulieren? Ist das ein normales Vorkommnis?«
    »Normal?« sagte Wilt. »Meinen Sie ein normales oder ein regelmäßiges Vorkommnis? Ihre Vorstellung von normal unterscheidet sich vielleicht von meiner ... » »Ich meine, machen Sie es oft?« unterbrach Dr. Pittman.
    »Machen«? sagte Wilt. »Ich mache es überhaupt nicht.«
    »Aber ich habe gehört, Sie legten besondere Betonung auf die Tatsache, daß diese Puppe eine Vagina hatte.«
    »Betonung? Das brauchte ich nicht besonders zu betonen. Das gräßliche Ding war ja deutlich zu sehen.«
    »Sie finden eine Vagina gräßlich?« sagte Dr. Pittman, indem er sich an sein Opfer auf dem vertrauteren Gebiet sexueller Abartigkeiten heranpirschte.
    »Aus dem Zusammenhang gerissen, ja«, sagte Wilt ausweichend, »und die aus Plastik können Sie meinetwegen im Zusammenhang lassen, und ich finde sie immer noch zum Kotzen.« Als das Gespräch beendet war, wußte Dr. Pittman überhaupt nicht, welchen Vers er sich darauf machen sollte. Er stand müde auf und ging zur Tür.
    »Sie haben Ihren Hut vergessen, Doktor«, sagte Wilt und hielt ihn ihm entgegen. »Entschuldigen Sie meine Frage, aber lassen Sie sich Ihre Hüte extra anfertigen?«
    »Na?« sagte Inspektor Flint, als Dr. Pittman in sein Büro kam. »Wie lautet Ihr Urteil?«
    »Urteil? Der Mann sollte lebenslänglich hinter Gitter gebracht werden.«
    »Sie glauben, er ist ein mordgieriger Irrer?« »Ich meine, ganz gleich, wie er Mrs. Will umgebracht hat, sie muß dankbar gewesen sein, daß sie sterben durfte. Zwölf Jahre mit diesem Mann verheiratet. . . Du großer Gott, es ist nicht auszudenken.«
    »Na ja, das bringt uns nicht viel weiter«, sagte der Inspektor, als der Psychiater wieder gegangen war, nachdem er noch geäußert hatte, obwohl Wilt den Verstand eines intellektuellen Osterhasen besitze, könne er ehrlich nicht behaupten, daß Wilt strafrechtlich unzurechnungsfähig sei. »Wir müssen eben sehen, was morgen auf uns zukommt.«

- 15 -
    Was am

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