Puppenrache
Abteilungsleiter war mit ihrer Leistung sehr zufrieden. Sobald er Nachrichten aus Sydney hätte, könnte sie anfangen, versprach er ihr. Er würde sie anrufen. Sie gab ihm ihre Handynummer und verabschiedete sich.
Als sie wieder draußen im Freien stand, atmete sie auf. Es fühlte sich an, als wäre diese schwere Last, die sie seit Tagen zu erdrücken drohte, ein wenig leichter geworden. Sara war sogar ein bisschen stolz auf sich. Und sie konnte es kaum abwarten, wieder einen Job zu haben – so, wie andere auch.
Sie überquerte den großen Parkplatz und steuerte auf die Straßenbahnhaltestelle zu, als Tim sie auf ihrem Handy anrief. Sie sagte ihm, er brauche nicht vorbeizukommen, es wäre alles okay.
»Was ist das für ein Lärm?«, fragte er.
»Fernsehen«, log sie.
Dennoch beeilte sie sich, zurück in die Wohnung zu kommen. In ihr vorläufiges Zuhause.
13
Stephen saß draußen im Wasser auf seinem Board und wartete auf die richtige Welle. Aber so richtig war er nicht bei der Sache. Zwei gute Wellen hatte er schon verpasst. Van und Dean waren gerade zum zweiten Mal bis zum Strand gesurft, während er langsam steif fror. Er konnte einfach nicht begreifen, was genau der Grund für Saras Verschwinden war. Was verbarg sie vor ihm? Als er einen leichten Sog unter sich spürte, machte er sich bereit. Keine gute Welle, aber er wollte jetzt zurück. Langsam hob sie ihn hoch, er stellte sich auf und die Kraft der Welle reichte gerade so aus, ihn an den Strand zu spülen.
»Na Alter, demnächst kannst du dich bei den Senioren-Meisterschaften anmelden!«, rief Van ihm zu, der sich aufs Board warf und an ihm vorbei wieder hinauspaddelte. »Hast du sie angerufen?«
Stephen schüttelte den Kopf, löste den Halteriemen am Fußgelenk, klemmte das Brett unter den Arm und ging durch den Sand zu seinem Bus. Sara war manchmal schon seltsam gewesen. Von einer Sekunde auf die andere konnte sie verstummen und völlig abwesend wirken. Er schälte sich aus seinem Neoprenanzug und trocknete sich mit dem großen blauen Delfin-Badehandtuch ab, das sie ihm geschenkt hatte. »Delfine sollen ja schon Haie vertrieben haben«, erinnerte er sich an ihre Worte. Er hatte sie in die Arme genommen und sie hatte ihn ganz fest gehalten. Sie hat mich oft fest umarmt, dachte er jetzt. Als wäre ich ihre Rettung.
Rasch zog er Jeans und ein warmes Sweatshirt an, frottierte kurz sein Haar und ließ den Motor an. Er konnte sie nicht einfach so aus seinem Leben verschwinden lassen.
Eine Stunde später stand er zu Hause vor der Kommode, in der sie beide ihre Unterwäsche, ihre Socken, Strümpfe und T-Shirts aufbewahrten.
Die beiden oberen Schubladen waren ihre gewesen und sie hatte sie komplett ausgeräumt. Wie oft hatte er sie in den letzten Tagen schon aufgezogen in der Hoffnung, etwas zu finden, das sie vergessen hatte?
Und wieder zog er die erste auf, beugte sich hinunter, sah hinein, bis in die hinteren Ecken. Seine Hand tastete nach oben, nein, auch da nichts. Er nahm sich die zweite Schublade vor. Nichts. Er zog beide Schubladen heraus, drehte sie um, untersuchte die hinteren äußeren Wände – nichts. Was hast du erwartet?, fragte er sich. Ein geheimes Tagebuch?
Er setzte die Schubladen wieder ein. Die zweite hakte. Das hatte er jetzt davon. Er musste die erste seiner Schubladen herausziehen und dann die obere einsetzen. Es war eine billige Kommode, sie hatten sie secondhand gekauft. An einem Sonntag auf dem Flohmarkt. Er erinnerte sich genau. Und danach hatten sie einen Milchkaffee in einem winzigen Café getrunken.
Die Kommode war schon vor einem Jahr wacklig gewesen. Es war bloß eine Frage der Zeit, wann dieses Ding auseinanderfallen würde. Nur dass es gerade jetzt sein musste…
Die Seitenwände wankten, dabei löste sich die obere Platte aus ihrer Verankerung an der Rückwand. Er stöhnte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Holzplatten systematisch neu zu befestigen. Am besten mit Nägeln. Er rückte also die Kommode von der Wand ab. Im gleichen Moment segelte etwas zu Boden.
»Was? Einen Riesen?«, schrie Troy ins Telefon.
»Er will es dir erst sagen, wenn er das Geld auf der Kralle hat«, sagte sein Kumpel Ivan, der schon seit zwei Wochen aus dem Knast draußen war. Allerdings offiziell entlassen.
Troy biss sich auf die Lippen. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als diesem Arsch noch einen Tausender rüberzuschieben, dachte er wütend.
»Okay, gib ihn mir ans Ohr.«
»Hallo. Wie geht’s?« Die Stimme klang
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