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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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forsch, aber Troy wusste, dass der Typ dahinter ein Weichei war.
    »Was hast du mit deinem Kumpel gemacht? Willst du jetzt allein kassieren?«, sagte Troy und wartete nicht auf die Antwort. »Pass auf, der erste Tipp war okay. Du und dein Kumpel, ihr habt tatsächlich die Wahrheit gesagt. Aber wenn du mich jetzt abzocken und verarschen willst, mach ich Hackfleisch aus dir und packe es zur Tiefkühlkost, verstanden?«
    Lachen aus dem Telefonhörer.
    »Ich schwör dir, das ist nicht zum Lachen. Wenn ich dir Stück für Stück was abschneide…«
    Das Lachen verstummte abrupt.
    »Ich finde dich. Ich weiß, wo du arbeitest, kapiert?«
    »Äh…«
    »Ich hab gefragt: kapiert? Du verarschst mich nicht.«
    »Nein… ja… äh«, hörte Troy die Stimme stammeln, »ich meine, natürlich, keine Verarsche! Wirklich! Ganz bestimmt.«
    »Also?«
    »Äh… erst das Geld…«
    »Was? Du…« Er wollte ihm gerade erneut drohen, als ihm klar wurde, dass der Typ doch am längeren Hebel saß – er war der Einzige, der ihm Informationen liefern konnte. Außerdem hatte er keine Geduld mehr für weitere Verzögerungen.
    »Dann gib mir meinen Kumpel ans Ohr.«
    »Ich bin’s, Troy.«
    »Gib ihm die Scheine. Und dann soll er’s mir sagen.«
    »Okay.«
    Troy wartete, hörte Rascheln und im Hintergrund Verkehrsgeräusche.
    »Und?«, fragte er. Die Antwort ließ ihn grinsen.
    Hab ich dich, du Puppe…
    Sie schloss beide Schlösser der Wohnungstür ab und rüttelte am Griff. Zu. Sie überlegte, ob sie den Aufzug nehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Also lief sie durchs Treppenhaus hinunter. Es war eng und selbst tagsüber nicht richtig hell. Doch sie musste ja bloß zwei Stockwerke überwinden. Bevor sie die Haustür aufzog, holte sie tief Luft. Nein, er würde nicht da draußen stehen. Sie war hier in Sicherheit. Niemand außer Nate und Tim wussten, wo sie war. Sara streckte den Arm aus und drehte den Türknopf.
    Ein kühler Wind riss an ihren Haaren. Wolkenfetzen trieben über den Himmel und verschleierten die Sonne. Gleich zwölf Uhr mittags. Sie ging die Straße hinunter an den Vorgärten vorbei und bog an der Kreuzung rechts ab. Aus einem Lokal drang Essensgeruch; viele Leute würden bald Mittagspause machen. Als Sara um die Ecke ging, konnte sie schon die Straßenbahnhaltestelle sehen, die sich nur hundert Meter weiter befand. Hoffentlich müsste sie nicht so lange warten, bis die nächste Bahn kam. Sie hatte dem Abteilungsleiter zugesagt, um eins da zu sein.
    Sie fror und steckte die Hände in ihre Denimjacke. Dann ließ sie ihre Augen die Straße auf und ab wandern. Ein alter Mann stand neben ihr und las in einer Zeitung. Eine junge Mutter schob mit einem Kinderwagen vorbei und ein Stadtarbeiter leerte gerade die Mülleimer an der Haltestelle aus. Es war ein ganz normaler Tag. Nein, er würde sie hier nicht finden, sagte sie sich. Und außerdem würden sie ihn bald geschnappt haben.
    Auf Saras Lippen trat ein kleines Lächeln. Sie musste nur weiterhin fest daran glauben, dann würde alles so geschehen – und sie könnte vielleicht endlich so etwas wie ein normales Leben anfangen.
    »Die sind alle verbrannt«, hatte Sara geantwortet, als er nach Kinderfotos oder Fotos ihrer Eltern gefragt hatte. Jetzt wunderte er sich, dass er ihr das einfach so abgenommen hatte.
    Stephen betrachtete das Foto nun schon eine ganze Weile und suchte nach irgendwelchen Ansatzpunkten, die ihm Saras Verhalten erklären könnten, fand aber nichts.
    Patricia und Mom stand da in etwas ungelenker Handschrift auf der Rückseite. Das Mädchen auf dem Foto sah Sara verblüffend ähnlich. Sie hätte die dunkelhaarige jüngere Schwester oder sogar ihr Zwilling sein können – oder eben Sara selbst, vor drei oder vier Jahren, schätzte er. Nur hatte ihm Sara nie etwas von einer Schwester erzählt.
    Oder… oder Sara war jemand anders. Und hatte ihm ein Jahr lang etwas vorgespielt. Vielleicht hatten seine Kumpels recht und Sara war tatsächlich irgendwie gestört? Schizophren? Hieß das nicht so, wenn sich ein Teil der Persönlichkeit abspaltete und man glaubte, jemand anders zu sein? Aber vielleicht lief sie auch vor etwas davon. Vielleicht vor ihren Eltern. Und deshalb hatte sie einen anderen Namen angenommen?
    Sara fürchtete sich vor etwas, so viel stand für ihn fest, und deshalb hatte sie sich eine andere Biografie zugelegt. Aber er hatte ihren Pass gesehen. Und darauf stand eindeutig Sara – und nicht Patricia oder ein anderer Name.
    Wie lange war es

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