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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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her, dass sie sich zum ersten Mal begegnet waren? Ein Jahr? Er rechnete nach. Vierzehn Monate. Er war mit Van und Dean am Bondi Beach zum Surfen gewesen. Und da hatte sie gesessen, wie vom Himmel gefallen, im Sand und hatte aufs Meer hinausgesehen.
    Er hatte immer wieder zu ihr hingeschaut und sich gefragt, ob sie ihrem Freund beim Surfen zusah. Aber da war kein Freund. Auch keine Freundin. Sie hatte einfach nur dagesessen und verloren ausgesehen, als hätte sie selbst vergessen, dass sie existierte.
    Stephen schüttelte ärgerlich den Kopf. Diese Erinnerungen halfen ihm auch nicht weiter. Er fühlte sich wie in einem Hamsterrad. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, diese ganze Grübelei machte ihn wahnsinnig. Nun hatte er zwar tatsächlich etwas gefunden, doch dieses Foto führte nur dazu, dass sich noch mehr Fragen vor ihm auftürmten.
    Er ließ sich mit einem lauten Stöhnen auf die Couch fallen und nahm das Telefon in die Hand. Zum hundertsten Mal öffnete er den Speicher mit den eingehenden Telefonnummern und seine Augen scannten die lange Liste. Diesmal tatsächlich Ziffer für Ziffer.
    Moment. Da war noch eine Brisbane-Nummer. Es war nicht die der Klinik und auch nicht die, die er schon angerufen hatte. Er hatte sie bisher übersehen, da sie sich von der einen Nummer nur in den letzten beiden Zahlen unterschied.
    Einen Versuch war es wert. Er holte Luft und drückte auf die Wahltaste. Als nach dem siebten Mal Klingeln niemand abnahm, wollte er schon auflegen, doch da meldete sich eine Stimme. »Hallo?«
    »Hier ist Stephen.«
    Pause.
    »Woher haben Sie meine Nummer?« Es war DIE Stimme. Ganz sicher. Dabei hatte sie unter der anderen Brisbane-Nummer angerufen…
    »Sie haben mich angerufen, die Nummer war gespeichert«, erklärte er.
    »Ja, entschuldigen Sie, es war ein Fehler.« Die Stimme klang gehetzt.
    »Was?«
    »Sie anzurufen.« Er hörte ihre Eile.
    »Halt, warten Sie!«
    »Ich sage es Ihnen jetzt ganz deutlich: Rufen Sie mich nicht mehr an. Niemals mehr. Und vergessen Sie sie.«
    Ein Klicken in der Leitung – aufgelegt.
    Fassungslos starrte Stephen auf das Display. Sein Gefühl sagte ihm, dass hier eindeutig etwas nicht stimmte und dass diese Frau ihm definitiv Informationen über Sara geben konnte – auch wenn sie das nicht wollte. Doch so schnell gab er nicht auf. Er rief das Menü auf und unterdrückte die eigene Ruferkennung. Dann wählte er dieselbe Nummer noch einmal – die Frau würde nur einen anonymen Anrufer sehen.
    »Hallo?«
    »Hier ist Stephen.«
    »Ich hab Ihnen…«
    Er fiel ihr ins Wort. »Ich weiß nicht, warum Sie mir Ihren Namen nicht sagen wollen. Und ich weiß nicht, warum Sara einfach verschwunden ist. Aber ich habe ein Foto gefunden. Patricia und Mom steht hinten drauf. Sagt Ihnen das was?«
    Stille.
    »Hallo? Sind Sie noch dran?«, fragte er.
    »Ja.«
    Immerhin legte sie nicht auf. »Was ist das Problem? Wer sind Sie? Was haben Sie mit Sara zu tun? Wissen Sie, wo sie ist?« Die Fragen sprudelten einfach so aus ihm heraus, doch am anderen Ende der Leitung blieb es still. »Reden Sie doch mit mir, bitte!«, flehte er.
    Wieder keine Antwort.
    »Warum antworten Sie mir nicht? Ich will wissen, was mit Sara passiert ist!« Er klang nun wirklich verzweifelt, aber es war ihm egal. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
    Ein Seufzen. »Es tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Das glaub ich Ihnen nicht!«
    »Es ist aber so. Bitte, glauben Sie mir. Und das Foto… das dürfte gar nicht dort sein!«
    »Wer sagt so was?«
    Pause. Stephen lauschte.
    »Hallo?«, fragte er, »Sie können doch nicht einfach schweigen, bitte… sagen Sie mir…«
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann«, unterbrach sie ihn, »aber wenn Ihnen wirklich etwas an Sara liegt, dann… dann forschen Sie nicht weiter nach.« Es klang fast bittend, stellte er verwundert fest, aber das war ihm egal.
    »Was? Aber warum nicht?« So schnell würde er nicht aufgeben. »Hat Sara irgendetwas…«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, unterbrach die Frau ihn erneut. »Aber ich gebe Ihnen folgenden Rat: Versuchen Sie, sie zu vergessen.«
    »Was?«, schrie er wütend.
    Freizeichen. Saras Tante oder wer immer diese Frau war, hatte einfach aufgelegt.
    Ratlos starrte Stephen auf das Telefondisplay.

14
    »Deine ehemalige Chefin ist eine von der schnellen Sorte, was?« Der Abteilungsleiter wedelte mit einem Fax. Er hatte Sara heute Vormittag angerufen und sie hatte sich sofort auf den Weg in die Stadt gemacht.

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