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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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stehen lassen. Nur noch eine knappe Stunde, dann hätte er es geschafft. He, war das nicht Powderfinger! Er drehte die Musik lauter. My Happiness… so ein Zufall, sonst spielten sie doch nie Powderfinger im Radio!
    Sara – so lange schon hatte ihn kein Mädchen wirklich interessiert. Jedenfalls nicht so wie Sara. Sie hatte etwas, das ihn anrührte. Etwas Verletzliches. Etwas Trauriges. Etwas, das sich nach Liebe sehnte, nach Vertrauen, nach… nach einem Leben. Er könnte umdrehen, jetzt, einfach wieder zurückfahren. Steig ein, wir fahren weiter!, würde er zu ihr sagen und sie würde zu ihm steigen und er würde Gas geben und in den Sonnenaufgang fahren.
    Dann tu’s!, sagte eine Stimme in ihm, überleg nicht so lange, du hast sie doch auch ohne Zögern gerettet! Was hielt ihn zurück? Auf sein Leben in der Stadt, seinen Job könnte er verzichten, er…
    Er drehte gerade die Musik lauter, als er sie hörte. Die Sirene. Dann sah er das Blaulicht. Zu spät. Er fuhr an den Straßenrand und hielt an. Im Rückspiegel sah er den Polizisten herankommen.
    Die Polizeihand klopfte ans Fenster. Er kurbelte es herunter. »Guten Morgen, Sir«, sagte der Polizist mit der Sonnenbrille. »Ist das Ihr Wagen?«
    »Nein.«
    »Papiere?«
    »Hab ich nicht.«
    »Steigen Sie aus. Langsam und Hände über den Kopf!«
    »Der Typ hat das Malen aufgegeben. Hat eingesehen, dass er kein Talent hat. Keine Ahnung, was er jetzt macht.« Alex hielt ihr die Tür zum letzten Haus in der Reihe auf. »Ist nicht gerade ein Palast.« Ein düsterer Raum mit alten Möbeln tat sich vor Sara auf.
    »Es ist okay«, sagte Sara und trat über die brüchige Holzschwelle. Eine Kakerlake huschte über den staubigen Dielenboden unter ein grünbraunes Plüschsofa.
    Das Zimmer roch muffig. Immerhin lagen keine Essenreste herum. Bloß ein paar leere Bierflaschen standen auf dem wackligen Couchtisch und auf dem Boden daneben. Als hätte der Bewohner nach dem sechsten Bier den Entschluss gefasst, abzuhauen – und sein Leben zu ändern.
    »Ein paar Maler sind noch hier. Manche sind nur monatsweise da«, erklärte Alex. »Tja, man muss hier erst mal sauber machen.« Alex zog an der Schnur, um das schief hängende Rollo vor dem Fenster hochzuziehen. Jetzt flutete Licht herein und Sara fand, dass der Raum im Tageslicht gar nicht mehr so schäbig aussah.
    »Hinter dem Wohnzimmer ist die Küche und das Schlafzimmer ist hinter dieser Tür.« Alex ging voraus. Das Baby beobachtete Sara. Als wüsste es, dass mit mir etwas nicht stimmt, dachte Sara und fühlte sich unwohl.
    »Na ja, Kochen war wohl auch nicht so sein Ding«, sagte Alex, als sie in der Küche kamen.
    Die »Küche« bestand aus einer Elektroplatte auf einer wackligen Backsteinkonstruktion, auf der auch eine Plastikwaschschüssel stand, einem uralten, riesigen Kühlschrank, zwei schäbigen Metallstühlen und einem Metalltisch, von dem die braunrote Farbe abblätterte. An einer Wand hing ein schiefes Regal mit Tassen ohne Griff und gesprungenen Tellern, alle mit verschiedenen Mustern.
    Alex drehte den rostigen Wasserhahn über der Plastikschüssel auf. Mit einem Zischen spritzte ein gelblicher Wasserstrahl hervor. »Na, was will man mehr? Und Strom ist auch da.« Sie machte die Kühlschranktür auf und drehte am Thermostat. Mit einem Unheil verkündenden Grollen sprang die Kühlung an. »Keine Angst, explodieren wird er nicht.« Alex grinste.
    Sara fürchtete auch eher das Innere des Kühlschranks. Sie hatte nur kurz hineingesehen, aber lang genug, um sich ekeln zu können. Ganze Schimmelteppiche breiteten sich an den Wänden aus.
    »Dafür kostet es nichts«, sagte Alex, die ihren Blick bemerkt hatte. »Komm, ich mach uns erst mal einen Kaffee. Dann kann ich dir Putzzeug geben. Ich helf dir auch gern.«
    »Ist schon okay«, sagte Sara und schloss die Kühlschranktür. »Ich hab ja sonst nichts zu tun.«
    Im Hinausgehen blieb Alex stehen und sah sie stirnrunzelnd an. »Chris hat nur gesagt, dass du eine Weile von der Bildfläche verschwinden musst. Hast du was ausgefressen?«
    Sara dachte an den Revolver in ihrer Jackentasche und an das gestohlene Geld – und an Tim und an all das andere…
    »Schon gut. Musst mir nicht antworten. Ich war mal ein paar Wochen im Gefängnis, weil ich geklaut habe«, sagte Alex mit einem Blick auf ihr Baby. »Ich würde alles tun, um nicht wieder dorthin zu müssen.«
    »Ich hätte echt Lust auf einen Kaffee«, sagte Sara.
    Alex grinste. »Ich hab auch was zu essen.«

25
    »He,

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