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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gewesen: Gurt und Gates, die beide an der Universität lehrten, hatten hier ihre Diensträume. Die Hörsäle allerdings kannte er nicht. Jetzt führte Gurt sie in den Teil des Gebäudes, wo sich die Seminarräume befanden. Rebus erkundigte sich nach seinem Befinden. »Magenprobleme«, entgegnete der Pathologe. »Sehr angenehmes Mädchen«, sagte er dann, »und eine gute Studentin. Ich hoffe, sie bleibt uns erhalten.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie ist erst im zweiten Jahr und könnte es sich noch anders überlegen.«
    »Entscheiden sich viele Frauen für den Beruf der Pathologin?«, fragte Siobhan.
    »Nicht allzu viele, nein, jedenfalls nicht hier bei uns.«
    »Eine merkwürdige Berufswahl, oder?«, sagte Rebus. »Ich meine, wenn man noch so jung ist.«
    »Finde ich nicht«, sagte Gurt nachdenklich. »Ich hab schon im Biologieunterricht gerne Frösche seziert.« Er schenkte de beiden ein strahlendes Lächeln. »Außerdem behandle ich lieber die Verstorbenen als die Lebenden: keine unangenehmen Diagnosen, keine erwartungsvollen Angehörigen, keine juristischen Probleme wegen Fahrlässigkeit...« Er blieb vor einer Doppeltür stehen und blickte durch eine Glasscheibe. »Ja, hier.«
    Der Hörsaal war ebenso klein wie altmodisch eingerichtete holzgetäfelte Wände, halbkreisförmige Holzbänke, die steil anstiegen. Gurt sah auf die Uhr. »Nur noch ein oder zwei Minuten.«
    Rebus spähte in den Raum. Jemand, den er nicht kannte, stand vor ein paar Dutzend Studenten und erklärte ihnen etwas. Der Dozent hatte diverse Diagramme an die Wandtafel gezeichnet, stand auf einem Podest und putzte sich die Kreide von den Fingern.
    »Und wo ist die Leiche?«, fragte Rebus.
    »Die sparen wir uns für die Praktika auf.«
    »Nutzen Sie das Western General Hospital noch immer als Ausweichquartier?«
    »Ja, leider. Am ärgerlichsten ist der Verkehr.«
    Der Obduktionsraum im städtischen Leichenschauhaus war nämlich außer Betrieb. Aus Angst, dass sich über das veraltete Belüftungssystem Hepatitiserreger verbreiten könnten. Und Geld für eine neue Anlage war nicht in Sicht, was bedeutete, dass ein Großteil der pathologischen Arbeiten in einem städtischen Krankenhaus durchgeführt wurden.
    »Der menschliche Körper ist eine faszinierende Maschine«, sagte Gurt. »Besonders deutlich wird das allerdings erst nach dem Tod. Der normale Chirurg muss sich auf einen bestimmten Teil des Körpers beschränken, wir Pathologen hingegen können unserer Neugier freien Lauf lassen.«
    Auf Siobhans Gesicht war zu erkennen, dass sie diesen gut gelaunten Bemerkungen wenig abgewinnen konnte. »Ziemlich altes Gebäude«, sagte sie.
    »So alt nun auch wieder nicht im Verhältnis zur gesamten Universität. Die Medizinische Fakultät hatte früher ihren Sitz im Old College.«
    »Dorthin hat man damals auch Burkes Leiche gebracht, nicht wahr?«, sagte Rebus.
    »Ja. Nachdem man ihn vom Galgen genommen hatte. Das Old College war nämlich durch einen Tunnel mit der Außenwelt verbunden. Und durch diesen Tunnel wurden die Leichen angeliefert, manchmal sogar mitten in der Nacht.« Er sah Siobhan an. »Die Resurrektionisten.«
    »Guter Name für 'ne Band.«
    Er quittierte ihre Schnodderigkeit mit einem finsteren Blick. »Leichenräuber«, sagte er.
    »Und dann hat man Burke noch die Haut abgezogen«, sagte Rebus.
    »Sie kennen sich ja gut aus.«
    »Erst seit kurzem. Gibt es den Tunnel eigentlich noch?«
    »Teilweise.«
    »Den würde ich mir gern mal anschauen.«
    »Dann ist Devlin Ihr Mann.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Der hat sich intensiv mit den Anfangs Jahren der Fakultät beschäftigt. Hat sogar im Selbstverlag ein paar durchaus informative Abhandlungen über das Thema publiziert.«
    »Das wusste ich gar nicht. Mir war nur bekannt, dass er einiges über Burke und Hare weiß. Außerdem hat laut seiner Theorie Dr. Kennet Lovell die Särge auf dem Arthur's Seat deponiert.«
    »Sie meinen die Kisten, von denen neulich in der Zeitung die Rede war?« Auf Gurts Stirn erschienen ein paar Falten. »Lovell? Wer weiß? Vielleicht hat Devlin sogar Recht.« Er verstummte und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Eigentlich Komisch, dass Sie diesen Lovell erwähnen.«
    »Warum?«
    »Weil Claire mir erst kürzlich erzählt hat, dass sie mit ihm verwandt ist.« In dem Raum hinter der Tür wurde es jetzt unruhig. »Ah, Dr. Easton ist fertig. Die Studenten müssen alle hier vorbeikommen. Am besten wir treten ein wenig zur Seite damit sie uns nicht über den Haufen

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