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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hütte, dort finden Sie Alys Bootsverleih...« Wylie versuchte sich Fort William vorzustellen: ein beschauliches Fischerdorf; vor der Küste ein paar Inseln: Fischer und Touristen; am Himmel Möwen und in der Luft scharfer Tanggeruch.
    »'tschuldigung«, sagte Maclay.
    »Viel zu tun?«
    »Ach ja, hier ist immer was los«, entgegnete er lachend. Wylie wäre zu gern dort an der Küste auf dem Revier gewesen. Hätte gern noch ein wenig mit ihm geplaudert und wäre dann an den Fischkörben vorbei in den Hafen geschlendert... »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte er.
    »Rollenspiele im Internet.«
    »Davon haben wir erst erfahren, als es in der Zeitung stand. Ein Reporter hatte sich die Eltern gekrallt.«
    Wylie starrte auf die Fotokopie vor sich auf dem Schreibtisch. Die Schlagzeile: »War Highland-Leiche in Internetspiel verwickelt?« Der Name des Reporters: Steve Holly.
    In einem Artikel hatte Holly damals von dem zwanzig Jahre alten Jürgen Becker aus einem Vorort von Hamburg berichtet der noch bei seinen Eltern gewohnt und in der Hansestadt Psychologie studiert hatte. Angeblich war der junge Mann brennend an Rollenspielen interessiert gewesen und hatte einer Gruppe angehört, mit der er im Internet gegen Mannschaften anderer Universitäten angetreten war. Einige Kommilitonen hatten ausgesagt, dass Jürgen in der Woche vor seinem Verschwinden »ängstlich und bedrückt« gewirkt hätte. Abgereist war Jürgen nach Auskunft der Eltern mit einem Rucksack, in dem er seinen Pass, frische Wäsche, eine Kamera und einen Discman sowie ein Dutzend CDs verwahrt hatte.
    Die Eltern waren Akademiker, er Architekt, sie Lehrbeauftragte, die aus dem Berufsleben ausgestiegen waren, um sich ganz der Suche nach ihrem Sohn zu widmen. Im letzten Absatz des Artikels hieß es fett gedruckt: »Jetzt wissen die trauernden Eltern endlich, dass sie ihren Sohn gefunden haben. Doch die Fragen bleiben: Warum fand Jürgen ausgerechnet in der Einsamkeit der schottischen Highlands einen so tragischen Tod? Wer war bei ihm? Wer ist der Besitzer der Waffe, und wer hat sie dazu verwendet, dem Leben des Studenten ein Ende zu bereiten?«
    »Und der Rucksack mit Jürgens Sachen ist nie aufgetaucht?«, fragte Wylie.
    »Nein, nie. Aber warum sollte er, wenn der Tote gar nicht Jürgen Becker war?«
    Sie lächelte. »Sie haben mir sehr geholfen, Sergeant Maclay.«
    »Wenn Sie einen schriftlichen Antrag stellen, leite ich die Akte unverzüglich an Sie weiter.«
    »Vielen Dank, das mache ich.« Sie hielt kurz inne. »Es gibt hier in Edinburgh einen Kollegen, der heißt auch Maclay... arbeitet, glaube ich, auf dem Revier in Craigmillar.«
    »Ach ja, das ist mein Cousin. Ich hab ihn bisher nur ein
    paar Mal auf Hochzeiten und Beerdigungen getfbffen. Craimillar muss so ein Nobelvorort sein, oder?«
    »Hat er das gesagt?«
    »Hm. Hat er mir einen Bären aufgebunden?« »Am besten, Sie kommen mal nach Edinburgh und verschaffen sich selbst einen Eindruck.«
    Als sie den Hörer auflegte, lachte Wylie, und Shug Davidson wollte natürlich unbedingt wissen, warum. Er kam sofort angetapert. Das Büro im West End war nicht besonders großvier Schreibtische, einige begehbare Schränke, in denen sie die Akten verwahrten. Davidson griff sich die Fotokopie des Artikels, der auf Wylies Schreibtisch lag, und überflog den Bericht.
    »Das hat sich Holly vermutlich aus den Fingern gesogen«, sagte er.
    »Kennst du ihn?«
    »Hab schon ein paar Mal Ärger mit ihm gehabt. Der Typ versteht sich darauf, Geschichten aufzublasen.«
    Sie nahm ihm die Fotokopie aus der Hand. Tatsächlich wimmelte es in dem Artikel, dort, wo es um die Internetrollenspiele ging, nur so von vagen Formulierungen wie: »wohl...«, »höchstwahrscheinlich« und »wie zu erfahren war...«
    »Ich muss mit ihm sprechen«, sagte sie und griff wieder nach dem Telefon. »Hast du zufällig seine Nummer?«
    »Nein, aber er arbeitet im Edinburgher Büro seiner Zeitung.« Davidson ging wieder zu seinem Schreibtisch. »Findest du im Branchenverzeichnis unter ›Leprakolonien‹.« Steve Holly war noch unterwegs zur Arbeit, als sein Handy klingelte. Er wohnte in der Neustadt, nur drei Straßen von der Wohnung des »tragischen Mordopfers« entfernt, wie er erst vor wenigen Tagen geschrieben hatte. Nicht dass er in puncto Wohnung in derselben Liga spielte wie Philippa Balfour. Er wohnte ganz oben in einem unrenovierten Mietshaus, von denen es in der Neustadt nur noch wenige gab. Außerdem hatte seine Straße einen weniger

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