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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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zusammen und fragte: » Du bist Aisha, von jenseits der Oase? Dann bist du die schwarze Hexe, von der die Sklavinnen erzählen? Kannst du machen, dass ich wieder gesund werde und nicht sterben muss?«
    In Aishas Gesicht regte sich nichts, prüfend musterte sie Mirijam. » Höre, Kind«, begann sie mit ruhiger Stimme, » plappere niemals etwas nach, was unkundige und nichtsnutzige Frauen herumtratschen. Sie wissen es nicht besser, du hingegen …«
    Sie stockte, dann setzte sie sich aufrecht hin und begann erneut. » Das Gerede von Hexen oder Magie ist nicht nur beleidigend, es kann auch gefährlich sein. Also, ich frage dich: Hast du heute zum ersten Mal geblutet?« Ihre Stimme klang streng.
    Mirijam nickte verschüchtert.
    » Nun, dann bist du spät dran. Aber wisse, dass dies allen Frauen geschieht. Davon stirbt keine, ganz gewiss nicht.« Sie nahm ein Kräutersträußchen aus ihrem Korb und schnupperte daran. » Regelmäßig, im Rhythmus des Mondes, der Herr über alles Fließende ist, wirst du von nun an einmal im Mondumlauf für einige Tage aus deiner geheimen Öffnung bluten. Und zwar so lange, bis aus dir eine alte Frau geworden sein wird. Dann hört es von allein wieder auf, wie es von allein begonnen hat.«
    Mirijams Gedanken rasten. Alle Frauen, also auch sie? » Aber das Blut …?«
    Aisha lächelte, dass die weißen Zähne in ihrem dunklen Gesicht aufblitzen. Seltsamerweise fühlte sich Mirijam sofort getröstet und erleichtert. Niemand lächelte bei ausweglosen Angelegenheiten. Jetzt nahm Aisha ihre Hand und studierte die Innenfläche. Sie nickte befriedigt und ließ die Hand wieder sinken. » Du bist nicht krank, und du wirst auch noch lange nicht sterben, wie mir deine Handlinien verraten. Dein Inneres wird sich vielmehr von nun an während jedes Mondumlaufs reinigen. Du blutest ein paar Tage, vielleicht hast du dabei auch Schmerzen, aber das ist alles.«
    Sie übergab ihr das Kräutersträußchen. » Silphium, gut gegen Krämpfe. Koch einen Tee daraus, der wird dir helfen. In der Zeit des Blutens wirst du unrein sein, halte dich also von frischer Milch fern, damit sie nicht sauer wird. Meide auch feinen Kuchenteig, er könnte ebenfalls misslingen. Bleib am besten in diesen Tagen der Küche fern, viele Menschen scheuen sich vor Essen, das von einer unreinen Frau zubereitet wurde. Zum Schutz der Kleidung verwendest du entweder saubere Tücher, die du zwischen die Beine legst und an einem Gürtel unter deinem Gewand befestigst, oder du nimmst kleine Schwämmchen. Du steckst sie tief in dich hinein und wechselst sie mehrmals am Tag.«
    Die schwarze Aisha griff noch einmal in ihren Korb und holte drei kleine Schwämme hervor. » Hier. Die Fischer bringen sie mir vom Meer mit, sie können viel Blut aufnehmen. Du musst sie immer gut auswaschen und an der Sonne trocknen lassen, dann werden sie dir für lange Zeit gute Dienste tun.«
    Mirijams Augen hafteten an den grauen, porösen Schwämmen. » Aber wie … In mich hineinstecken?«
    Die Schwarze musterte Mirijam nachdenklich. » Hast du dich noch nie untersucht?«
    Heftig schüttelte Mirijam den Kopf. Was dachte die Frau denn? Nie im Leben hätte sie sich dort berührt! Aber immerhin wusste sie in der Zwischenzeit, welche ihrer Körperöffnungen die alte Frau damals im Gefängnis mit Salbe bestrichen hatte. Auch die Anatomiezeichnungen in Abu Alîs Büchern hatten eindeutig gezeigt, dass damals im bagno das hintere Loch, aus dem der Kot austrat … Das andere Loch hingegen, das weiter vorn lag, barg offenbar ein ganz besonderes Mysterium. Wenn die Rede auch nur ansatzweise darauf kam, brachen die Frauen in der Weberei das Gespräch ab, erröteten, kicherten oder machten anzügliche Bemerkungen.
    » Nimm einen Finger und fühl, wie du zwischen deinen Beinen gebaut bist, dann wirst du wissen, wohin die Schwämmchen gehören. Ach ja, und wenn die unreinen Tage vorüber sind, geh in den Hamam und reinige dich gründlich.« Die Schwarze machte Anstalten, sich zu erheben. Sie schien alles gesagt zu haben.
    » Aisha?«
    » Ja?« Die Kräuterfrau setzte sich wieder.
    » Bitte verzeih mir, ich wollte dich nicht verletzen oder beleidigen.«
    » Ich weiß.«
    » Warum ist das mit dem Blut so?«, fragte Mirijam weiter. Wenn das alle Frauen betraf, handelte es sich vielleicht doch nicht um einen Fluch, der auf ihr lag? Sie musste unbedingt mehr darüber herausfinden, um Gewissheit zu bekommen. » Ich dachte immer … Ich meine, warum bluten Frauen regelmäßig? Was macht

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