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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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einer Fläche aus und versuchte, sich diese Seide in Purpur » wie geronnenes Blut« vorzustellen.
    Hussein beobachtete sie, er stand unter einem der Fenster und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Haditha am Fuß der Treppe tat das Gleiche, den Kapitän allerdings schienen die beiden Aufpasser nicht zu kümmern. Er stand neben ihr, so dicht, dass Mirijam seine Körperwärme spürte. Anscheinend hatte er vor kurzem den Hamam aufgesucht, denn ein Duft nach Seife, Meeresluft und Holz, vermischt mit der Süße eines fremden Gewürzes, stieg ihr in die Nase. Er legte seine Linke neben ihre Hand auf die mit Wollfäden bedeckte Seide.
    Was für eine gute, vertrauenerweckende Hand, dachte sie, und was für starke Arme. In diesen Armen könnte man alles um sich herum vergessen und sich geborgen fühlen. Mirijam schreckte auf.
    » Ich habe aber keinerlei Erfahrung damit«, meinte sie leise.
    » Es wird maravilhoso, ganz wunderbar!«, antwortete er, und seine Stimme klang plötzlich, als habe er einen rauen Hals. » Da bin ich absolut sicher!«

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    » Gut, nicht wahr? Das ist ein hübsches Sümmchen, das ist uns geglückt, und wie! Ihr solltet die nächste Ladung innerhalb kürzester Zeit fertigmachen, vielleicht in, sagen wir, zwei Monaten? Wie sieht’s aus, könnt Ihr das schaffen? Womöglich solltet Ihr dazu ein paar zusätzliche Arbeiterinnen einstellen?«
    Breitbeinig stand Kapitän Alvaréz vor Mirijam und strahlte sie an. Tatsächlich war sie mehr als überrascht und hocherfreut, als er ihrem Abu die Beutel voller Golddukaten für die purpurnen Seidenstoffe überreicht hatte. Aber zwei Monate? Was erlaubte er sich? Dachte er, er könne hier Befehle geben wie auf seinem Schiff? Mirijam ärgerte sich. Sie war schließlich kein Hündchen, das nach seinem Stöckchen sprang. Konnte er nicht wenigstens so tun, als interessiere ihn ihr Befinden oder zumindest das des Abu? Warum fragte er nicht, wie ihnen die Färberei von der Hand ging, ob die Umstellung auf Seide problematisch war und ob die großen Stoffmengen, die sie neuerdings zu verarbeiten hatte, womöglich irgendwelche Schwierigkeiten mit sich brachten? Nein, nichts dergleichen kam ihm über die Lippen. Er war eben doch nur ein Seemann, ein grober Klotz, der kein Benehmen geschweige, denn so etwas wie Feingefühl hatte. Und dass er sie mit seinem Drängen nach schneller Lieferung der neuen Stoffe in Schwierigkeiten brachte, war ihm offenbar egal.
    » Nun, was sagt Ihr, meine Liebe?«
    » Keine Ahnung«, antwortete sie kurz angebunden. » Ich werde es berechnen.«
    Natürlich gab es nicht das Geringste zu berechnen. Man musste einfach noch ein wenig kräftiger zulangen, vielleicht tatsächlich zusätzliche Kräfte einstellen, dann würde es schon irgendwie gehen. Aber das brauchte sie ihm ja nicht zu verraten.
    Gegen Mittag war die Santa Anna angekommen. Mit rauschender Bugwelle war sie zuvor gefährlich nahe an die Insel herangesegelt, so dass sie das stolze Schiff nicht übersehen konnte, bevor es in den Hafen einlief. Zunächst hatte es sie wie ein Blitz durchzuckt, als sie die Santa Anna erkannt hatte, und sie hatte sich aufrichtig gefreut, den Kapitän nach nur wenigen Wochen wiederzusehen, aber nun war sie enttäuscht. Bei ihm drehte sich anscheinend alles nur um den geschäftlichen Erfolg. Jetzt stand er vor ihr im Küchengarten und berichtete mit dem Auftreten eines Siegers von seinen Erlebnissen.
    » Wir brauchten die Ware nicht lange feilzubieten! In Marseille, dem ersten Hafen, den wir anliefen, sprach es sich in Windeseile herum, welche Fracht wir geladen hatten. Ein Genueser Tuchhändler wollte auf einen Schlag die gesamte Ladung kaufen, doch ich traute ihm nicht. Außerdem sollten vor allem die Marseiller Händler, die ja auf Seide spezialisiert sind, Gelegenheit zum Kauf erhalten. Und die haben sie wahrhaftig ergriffen, Deus, bei Gott, und wie!«
    Hingerissen von der Erinnerung an dieses anscheinend grandiose Erlebnis schritt er im Garten auf und ab. Mirijam hingegen rührte sich nicht von der Stelle. Sie war unzufrieden und ein wenig traurig. Freute er sich nicht, sie wiederzusehen? Gesagt oder auch nur angedeutet hatte er jedenfalls nichts dergleichen. Ach, und wenn schon, grollte sie, das machte ihr doch nichts aus.
    » Ihr werdet es vielleicht nicht glauben und mich sogar für einen Prahlhans halten«, fuhr der Kapitän fort, » aber stellt Euch vor: Ich musste über Nacht Wachen an Bord aufstellen lassen, sonst hätte man die Santa Anna womöglich

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