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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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frischen Düfte! Sie liebte es, dem Wasser zu lauschen, das leise durch die engen Bewässerungsrinnen strömte, und über die Schattenmuster zu spazieren, die die hohen Palmen auf den Weg malten. Auch dieses Mal wirkte der Zauber der Oase.
    Miguel war zwar meistens guter Dinge, redete aber leider nicht viel, und über sich selbst schon gar nicht. Oft wartete sie vergeblich auf eine Erklärung oder dass er etwas Persönliches erzählte. Und sagte er doch einmal etwas, so kam es bestimmend, häufig sogar im Befehlston heraus. Alle Angelegenheiten hatten so und nicht anders zu sein, bei ihm gab es jede Menge unumstößlicher Regeln, und von den meisten Dingen hatte er feste Vorstellungen.
    Verstand er denn nicht, dass man vieles auch anders sehen konnte als er? Er kannte doch die Welt! Es mussten ihm im Laufe der Jahre unendlich viele unterschiedliche Menschen mit unendlich vielen Facetten und Sichtweisen begegnet sein, warum zweifelte er dann ausgerechnet die ihren an? Schon mehrmals hatte er sie dadurch getroffen, ja, sogar verletzt. Unabsichtlich, das war klar, aber geschmerzt hatte es dennoch. Außerdem verfiel er in undurchdringliches Schweigen, sobald es um Gefühle ging oder um sein Schiff. » Wie ist es eigentlich, nachts allein auf dem weiten Meer zu sein?«, hatte sie ihn erst kürzlich gefragt. Sie hatten sich gerade geliebt, und sie fühlte sich ihm sehr nahe. Längst schon hatte sie alle Ängste verloren, er könne ihr gegenüber in irgendeiner Weise gewalttätig werden, und sie benötigte Aishas kleine Pillen nicht mehr. Sie sehnte sich mittlerweile sogar danach, ihn tief in sich zu spüren. Dennoch waren ihr manchmal die Gespräche danach fast noch wichtiger als der eigentliche Liebesakt. Was dachte und was fühlte er? Sie wollte alles über ihn wissen. Zum Beispiel, was es für ihn bedeutete, die Verantwortung für Ladung und Mannschaft zu tragen, wenn er den Elementen gegenübertrat. Zu gern hätte sie etwas darüber erfahren, wie er Wind und Wellen, die Sterne oder die Einsamkeit erlebte. War das für ihn immer noch geheimnisvoll und rätselhaft? Hatte er manchmal Angst? Mit derlei Erläuterungen hielt sich Miguel jedoch zurück.
    » Wie das ist? Meistens dunkel, kalt und windig. Man muss wachsam sein. Und manchmal muss man den Rudergänger in den faulen Hintern treten, dass er nicht einschläft.« Bevor sie nachhaken konnte, war er eingeschlafen.
    Nun, da die Reparaturen an der Santa Anna anscheinend abgeschlossen waren, kursierten bereits Gerüchte über seine bevorstehende Abreise. Und, hatte er über seine Absichten mit ihr gesprochen? Natürlich nicht! Das war das Schlimmste, dachte sie, dass er alles mit sich allein ausmachte und sie nicht in seine Welt hineinließ. Das kränkte sie, und oft fühlte sie sich geradezu zurückgestoßen. Manchmal überkam sie in letzter Zeit das Gefühl, als genüge sie seinen Erwartungen nicht. Sie konnte es ihm nur noch selten recht machen, daran waren angeblich ihre, wie er es nannte, eigensinnigen Vorstellungen schuld.
    Aber noch mehr als ein vertrauter Gedankenaustausch fehlte ihr mittlerweile das gemeinsame Lachen. Es war irgendwann verstummt, und keiner von ihnen hatte rechtzeitig etwas dagegen unternommen. Als sie sich kennenlernten, war ihr, als trete mit Miguel ein Mensch in ihr Leben, der genau verstand, wie einsam sie sich bisher oft gefühlt hatte. Jetzt hingegen kam es ihr gelegentlich so vor, als sei dies lediglich Wunschdenken gewesen. Sie vermisste die Kameradschaft, das Verständnis und die Anteilnahme, die sie zu Beginn bei ihm gefunden hatte.
    Sicher, Miguel betete sie an, das wusste sie, und nachts bewies er es ihr auch. Aber allzu oft schlief er danach unvermittelt ein und reagierte nicht auf ihre kleinen Gesten und Zärtlichkeiten. Es war sogar schon vorgekommen, dass er eingeschlafen war, während sie noch innigst miteinander verbunden waren und er schwer auf ihr lag. In solchen Situationen hätte sie vor Enttäuschung schreien können, und dann glaubte sie beinahe, sie sei schlimmer dran als früher.
    Auch hierüber wollte sie mit Aisha sprechen. Die schwarze Heilerin, die in den letzten Jahren zu einer Vertrauten für sie geworden war, wusste so vieles über das Zusammenleben von Männern und Frauen.
    Der Besuch in Aisha Hütte war schnell beendet.
    Aisha hatte lediglich ein paar Fragen gestellt, ihre Augen untersucht und die Brüste abgetastet, dann war die Sache für sie klar. Versorgt mit guten Ratschlägen und einem Amulett, das

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