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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Beladen, sorgt also dafür, dass jeder auf seinem Posten ist. Schluss mit dem Herumlungern, der Müßiggang hat ein Ende, macht dem faulen Haufen Beine. Ich verlasse mich auf Euch!«
    » Sim, Senhor Capitão!« Jorge strahlte.
    Miguel schlug seinem Zimmermann auf die Schulter. Er fühlte sich bestens.
    Jorge war tüchtig, und schlagartig kam Leben in das beschauliche Treiben des kleinen Hafens. Innerhalb weniger Stunden waren zusätzliche Männer angeheuert und stabile Boote herangeschafft, die das Ladegut sicher an Bord der Santa Anna bringen würden. Im Handumdrehen waren erste Proviant- und Wasserfässer geordert, und der Hauptmann der Garnison sowie der Kommandant der portugiesischen Festung von der bevorstehenden Abreise informiert. Als Miguel spät am Abend – beschwingt von der Arbeit und trotz des bevorstehenden Abschieds guter Stimmung – das Haus betrat, hatte sich die Neuigkeit schon längst bis zu Mirijam herumgesprochen.

57
    Die Nachricht hatte sie keineswegs unvorbereitet getroffen. Schon seit geraumer Zeit spürte Mirijam Miguels innere Unruhe, und gerade in den letzten Tagen hatte sie beobachtet, wie sich die Anzeichen seiner Rastlosigkeit vermehrten. Er hatte eine neue Seekiste in Auftrag gegeben, eine stabile Deckeltruhe aus Zedernholz, innen gegen Wasser abgedichtet und außen mit schweren Eisennägeln verstärkt. Immer häufiger hatte er den Lauf der Wolken verfolgt und den Wind geprüft. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Abu Alî hatte er sogar eine winzige Korrektur an seinem alten Astrolabium vorgenommen. Zum Abschluss wurde das nautische Instrument auf Hochglanz poliert, sorgsam in weiche Tücher eingeschlagen und obenauf, sozusagen griffbereit, in die neue Seekiste gelegt.
    Heute bereitete sie eigenhändig Miguels Abendessen zu. Wenn sie ihn richtig verstanden hatte, dann waren es solche hausfraulichen Tätigkeiten, die er von ihr erwartete. Neben gedünstetem Fisch würde es seine Leibspeise geben, Fleischpastete mit Feigen im Teigmantel und gerösteten Pinienkernen. Sie hatte sie selbst gebacken, und nun stand sie saftig glänzend und nach Gewürzen duftend auf dem niedrigen Tisch. Alles war bereit, als Miguel das Haus betrat.
    Sanftes Kerzenlicht erfüllte den Raum und tauchte Mirijams Gesicht und die zarte Haut ihres Halses in flüssiges Gold. Ihr Herz klopfte, und ohne es selbst zu bemerken, lag ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. Miguel griff beherzt zu.
    » Du lässt die Santa Anna beladen?«, fragte Mirijam, nachdem er den ersten Hunger gestillt hatte.
    » Der Herbst ist nicht mehr fern«, entgegnete Miguel. Mirijam konnte es eigentlich nicht leiden, wenn er auf klare Fragen ausweichend antwortete. Aber heute wollte sie sich nicht über ihn ärgern.
    Die Augen auf den Teller gerichtet aß Miguel konzentriert von der Pastete. Schließlich beendete er sein Mahl und ließ sich von Mirijam das Wasser zum Händewaschen reichen.
    » Ich habe eine aufregende Neuigkeit«, begann Mirijam. Während sie den Wasserkrug beiseitestellte und ihm das Tuch zum Trocknen der Finger reichte, zitterte sie beinahe vor Freude über die gute Nachricht, die sie ihm überbringen wollte.
    » Tatsächlich? Ich habe ebenfalls eine wichtige Mitteilung für dich«, unterbrach sie Miguel. » Ich finde nämlich, es ist an der Zeit für mich, Neuland zu erkunden.«
    Sein Blick glitt über Mirijams Gesicht und ihre Gestalt. Unter dem weich fallenden Gewand konnte man ihre zarte Figur erahnen, und die Haut ihrer schlanken und zugleich starken Arme glänzte wie polierte Bronze. Er zog sie an sich und küsste sie, bevor er mit entschlossener Miene fortfuhr. » Aus diesem Grund habe ich beschlossen, nach Antwerpen zu reisen.«
    » Nach Antwerpen!« Mirijam keuchte vor Überraschung.
    » Ja, und zwar aus einer Vielzahl von Gründen.« Er streichelte ihre Arme und küsste sie erneut. Dann wanderten seine Lippen über ihre Wangen zum Hals. Tief sog er ihren Duft ein. » Aber bevor ich nun lang und breit über meine Reisepläne und Geschäfte rede, sag mir doch, was tut dieses süße Muttermal hinter dem kleinen Ohr? Es war doch gestern noch nicht dort, oder? Sind da etwa noch mehr neue Fleckchen? Wir sollten besser einmal nachsehen, und zwar sofort.«
    Miguel hob seine Frau hoch, als sei sie nicht viel schwerer als ein Vogel, und trug sie nach nebenan in den Schlafraum. Mirijam legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an seine Brust. Klein und scheinbar zerbrechlich lag sie in seinen Armen, er spürte ihre

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