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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Worte vor Wochen im Dunkel der Kasbah erlauscht hatte, spätestens jetzt wüsste er es und müsste seiner Mutter recht geben: Malika wollte Rache, und dazu war ihr jedes Mittel recht. Wie Nurzah gesagt hatte, von ihr ging etwas Böses aus. Er konnte sie spüren, diese Mischung aus Wut, Neid und Hass. Saïd musste die Augen von ihr abwenden.
    Wie es Nurzah, seiner tapferen Mutter, wohl ging und Amina und Safia? Von Azîza, seiner kleinen Schwester, gab es seit Wochen keine Nachricht. Ob sie bei Tante und Onkel noch in Sicherheit war? Bisher wusste niemand, wie sich Sultan Muhammads Feldzug dort im Norden entwickelte.
    Sowohl in Sijilmassa wie auch in Féz ging es darum, die Knechtschaft der Osmanen zu verhindern, und damit zugleich um das Schicksal ungezählter Menschen. Hier wie dort wurde die Lage zusätzlich kompliziert wegen des Risses, der durch zwei Familien ging. Bruder stand gegen Bruder. In der einen Familie ging es um die Intrigen eines ehrlosen Onkels, in der anderen um die einer hasserfüllten Frau. Um ihres eigenen Vorteils willen schürten beide die Machtgelüste des einen Bruders gegen den anderen.
    Als Kasim und Sliman, seine beiden Begleiter, sich bemerkbar machten, schreckte Saïd auf. » Ihr könnt zurückreiten und berichten, weder Sheïk Wahlid noch die Osmanen sind hier«, bestimmte er, dankbar, etwas so Einfaches regeln zu können. » Sîdi Latif soll auf ihren Spuren weiterreiten und sie verfolgen. Hier geht es um eine Familienangelegenheit. Tränkt mein Kamel, dann bindet es dort an. Ich werde euch so bald wie möglich nachfolgen.« Kurz darauf verschwanden die beiden Männer.
    Kaum waren sie außer Sicht, drehte sich Hussein um. » Du schickst dein Gefolge fort? Du scheinst dich ja sehr sicher zu fühlen. Doch nicht mehr lange, dann kommen die Janitscharen zurück, und deine verlausten Beduinen werden zu Staub zerrieben. Ja, noch lassen sie euch glauben, gesiegt zu haben, doch der Rückzug meiner Janitscharen ist nichts als eine raffinierte List, du wirst es erleben.« Seine Verachtung war nicht zu überhören.
    Allen guten Vorsätzen zum Trotz riss der Zorn Saïd auf die Füße. » Sprich nicht so von ehrenhaften Männern, die ihr Leben für unsere Freiheit zu opfern bereit sind!«
    Hussein erhob sich ebenfalls. Sein Gesichtsschleier verrutschte. » Friss doch mit ihnen aus dem gleichen Napf! Ehrenhafte Männer? Dass ich nicht lache! Du bist wie sie, mit deinen lächerlichen Ideen von Tradition und Ehre.« Höhnisch verzerrte sich sein Gesicht. » Ehre, so wie du sie verstehst, taugt vielleicht für Träumer und welke Männer, die nicht von den Großtaten ihrer Jugendzeit lassen können. Erfolg, darum geht es doch, und Erfolg heißt Ansehen! Und Aufstieg und Reichtum, Macht und Einfluss. Daraus entsteht Ehre, und das ist es, was uns die Osmanen vorleben. Ja, du hörst richtig, sie sind mein Vorbild. Dieses Mal ist es dir noch gelungen, mir den Erlös deiner Karawane vorzuenthalten, aber das wird sich ändern.«
    Hussein rieb seine Hände. Dann öffnete er sie, als wolle er Wasser darin auffangen. » Nicht nur die kommenden Karawanen werden meinen Erfolg sichern. Oder denkst du, ich hätte nur dieses eine Eisen im Feuer? Pah! Schon bald werden sich Ströme von Sklaven über Sijilmassa ergießen und eine Flut aus purem Gold wird meine Hände füllen. Diesen Triumph wirst du nicht verhindern.« Husseins Augen glitzerten.
    » Dir hingegen werde ich die Wahl zwischen dem osmanischen Kerker und den Hütten deiner Beduinen gestatten. Das muss an Familiensinn reichen. Auf jeden Fall wirst du Sijilmassa verlassen. Für einen wie dich ist dort kein Platz mehr.« Auf seinem Gesicht lag ein verächtliches Grinsen.
    Saïds mühsam gewahrte Fassung zerbrach, und nur ein Rest von Vernunft verhinderte, dass er seinen Dolch zückte. Stattdessen schnellte seine rechte Faust vor und krachte gegen den Kiefer des Bruders. Und noch bevor er nachdenken konnte, prallte auch schon seine Linke gegen Husseins Schläfe, und der amghar ging zu Boden.
    Malika und Rabia schrien auf. Während Rabia zu ihrem Mann stürzte, seinen Kopf hielt und zu jammern begann, musterte Husseins Mutter ihn stumm. Dann erhob sie sich, öffnete eine gerba und befeuchtete ein Tuch, mit dem sie die Stirn des am Boden Liegenden kühlte.
    Saïd drehte sich um. Zum Glück lebte Hussein, im ersten Moment hatte er geglaubt, er habe ihn erschlagen. Am anderen Ende des Lagerplatzes, hinter einem großen Stein, ließ er sich im Sand nieder. Hier war

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