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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Für Pantoffeln, Sandalen und auch für Kopftücher sollte man allerdings lieber keine böhmischen Perlen verwenden, kleine Muranoperlen sind dafür besser geeignet. Sie brechen nicht so leicht. Die böhmischen eignen sich weit besser für Festroben.«
    Sarah schmunzelte in sich hinein. Kopftücher und Pantoffeln gegen die Schrecken des Krieges, was für ein Einfall! Aber sie verstand genau, worauf der schlaue Spanier hinauswollte. Sie blickte hinunter auf ihre bestickten Pantoffeln und seufzte bei den Erinnerungen, die sich dabei einstellten.
    Dann verließ sie die von Wellen umspielten Felsen und eilte zurück in ihre Werkstatt.

51
    Saïd ging um den Felsen auf Hussein zu. Er zuckte, als der Bruder unwillkürlich einen Schritt zurückwich, und schlug die Augen nieder. Husseins hasserfüllter Blick war kaum zu ertragen.
    Er löste seinen Gesichtsschleier, ließ sich auf dem Boden nieder und legte die Hände geöffnet auf die Knie. Jeder sollte sehen, er hatte nichts Böses im Sinn, er wollte reden.
    » Glaub mir, Bruder, niemand macht dir das Amt des amghar streitig, ich jedenfalls strebe nicht danach«, begann er. » Hättest du nicht die Fremden in die Stadt geholt, sondern im Sinne deiner Vorgänger gehandelt, wäre noch alles beim Alten.«
    » Du drischst leeres Stroh«, zischte Hussein.
    » Bei Allah, meine Worte sind wahr!«
    » Oh, selbstverständlich, was sonst? Über deine Lippen perlen ausschließlich Worte der Wahrheit, als ob das nicht jedermann wüsste!« Husseins Stimme überschlug sich. » Aber wie du selbst sagst: Alles wäre beim Alten. Wer will das? Du vielleicht, ich nicht! Ich werde das Tafilalt zu Glanz und neuer Größe führen.«
    Saïd konnte nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel verzogen. » Ausgerechnet mit Hilfe der Osmanen?«, höhnte er. » Die die unmündigen Söhne unseres Bruders als Geiseln fordern und dir zum Dank dafür einen Bewacher vor die Nase setzen? Die dir zwar Soldaten schicken, aber außer wenigen ausgebildeten Janitscharen lediglich einfache Rekruten? Sie wurden übrigens von meinen Freiheitskämpfern innerhalb weniger Stunden besiegt und vertrieben, wie du sicher weißt. Forderten sie auch von dir, den Besitz von Frauen zu konfiszieren, gesunde Palmen abzuholzen und sämtliche Wertsachen der Familie an dich zu nehmen, oder geschah das aus eigenem Antrieb? Ach, und noch etwas: Wie sollte eigentlich Doudas Tod dem Tafilalt zu Glanz verhelfen? Erklär mir das.«
    Hussein drehte sich wortlos um, setzte sich ein Stück entfernt in den Sand und wandte ihm ostentativ den Rücken zu.
    Saïd senkte den Kopf. Er war unzufrieden mit sich. Ohne es zu wollen, hatte er sich zu einer zornigen Anklage hinreißen lassen. Wie sollte er so zu einer Verständigung mit Hussein kommen?
    Eigentlich wollte er ihn vor dem Richterstuhl sehen, nichts anderes wäre gerecht. Andererseits war Hussein nun einmal nicht irgendein Mann. Er war trotz des Abgrundes aus gegenseitiger Abneigung sein Bruder.
    Von ferne und besonders unter dem Eindruck der vergangenen Nacht hatte das Streben nach Aussöhnung vielversprechend gewirkt, jetzt jedoch hätte er es am liebsten gleich aufgegeben. Vom Kämpfen tat ihm jeder Knochen im Leib weh, Herz und Kopf schmerzten von den erlebten Schrecken, besonders davon, dass er Menschen getötet hatte.
    Nicht zum ersten Mal, das nicht, aber diesmal hatte er seine Waffe nicht zur Verteidigung gezogen. Im Gegenteil, er hatte den Angriff selbst veranlasst und Leid und Tod gebracht. Wer also war er, dass er glaubte, sich über seinen Bruder erheben zu können?
    Doch Aufgeben kam andererseits auch nicht in Frage. Es war seine Pflicht, die Familie zusammenzuhalten, also würde er lernen müssen, sich besser zu beherrschen. » Ich werde warten, bis du bereit bist, mir Antwort zu geben.« Damit lehnte er sich an den Felsen in seinem Rücken und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er beobachtete Rabia, die sanfte Ehefrau des Bruders, die verschreckt von ihm zu ihrem Mann und dann weiter zu dessen Mutter Malika blickte, bevor sie sich wieder ihren Söhnen zuwandte. Sie waren klein und lebten noch in den Frauengemächern. Lâlla Malika saß abseits im Schatten einer Akazie, die Hände und Füße geschmückt mit kunstvollen Hennaornamenten und mit Ringen, Armbändern und Fußreifen aus schwerem Silber. Bisher hatte sie kein Wort gesprochen, ihre dunklen Augen aber folgten jeder seiner Bewegungen.
    Wenn er es nicht ohnehin aus ihrem eigenen Mund erfahren hätte, als er ihre

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