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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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die hereinbrechende Dämmerung, und auch sie verschmolzen bald mit dem Nachthimmel.

15
    Als Sarah endlich ihren Durst stillen konnte, sich sogar Gesicht und Hände gewaschen hatte, fiel ihr der Gefangene ein. Er hatte noch nichts getrunken. Unterwegs hatte Abdallah ihn mehrmals gefragt, ob er endlich reden wolle, und ihm für diesen Fall Wasser angeboten, er jedoch hatte jedes Mal abgelehnt.
    Als habe er Sarahs Gedanken gelesen, sagte Saïd: » Abdallah hat bis jetzt nichts aus ihm herausgebracht, aber allmählich sollte unser trotziger junger Gefangener zugänglicher werden. Während das Essen zubereitet wird, will ich ihn befragen. Möchtest du dabei sein? Was er zu erzählen hat, betrifft auch dich. Falls er überhaupt antwortet.«
    » Mich, wie kann er etwas über mich wissen? Aber sag mir zunächst, wirst du ihm zu trinken geben? Egal, was er sagt?«
    » Du wünschst es so?«
    Sarah nickte.
    Wortlos ging Saïd zu dem Jungen hinüber und löste seine Handfesseln. Dann knotete er die Lederschnüre auf, die die gerba verschlossen. » Trink«, sagte er einfach. » Lâlla Sarah hat für dich gesprochen, also trink.«
    Der Halbwüchsige sah Sarah an, die sich unweit von ihm auf dem Boden niederließ. Seine blassen, von Hitze und Trockenheit aufgesprungenen Lippen verzogen sich leicht. Dann jedoch formte er seine hohlen Hände zur Schale, die Saïd mit feinem Wasserstrahl füllte. Er trank mit geschlossenen Augen, langsam und andächtig, und ließ sich die Hände wieder und wieder füllen. Kein Tropfen ging daneben. Schließlich tauchte er das Gesicht in die kleine Wasserlache in seinen Handflächen, verrieb die Feuchtigkeit über Wangen und Nacken, dann dankte er.
    Abdallah kam näher. » Hat er etwas gesagt?«, erkundigte er sich.
    Sarah und Saïd schüttelten die Köpfe.
    Abdallah suchte sich einen Stein zum Anlehnen und streckte die Beine lang aus. Er war erschöpft, mehr als an anderen Tagen. Es hatte ihn viele, sehr viele Schritte gekostet, bis die furchtbaren Bilder verblassten, die der osmanische Überfall, besonders aber Saïds Überlebenskampf in seinem Kopf hinterlassen hatte.
    Hinter einem rasch errichteten Mäuerchen aus aufgeschichteten Steinen, das Schutz vor dem Wind bot und zugleich das Licht begrenzte, so dass man es nicht bis in die Ebene hinunter sehen konnte, entfachte Omar zwei kleine Feuer. Sie erhellten nur die unmittelbare Umgebung. Abdallahs Gesicht lag im Schatten. Er war hier und doch nicht wirklich anwesend. Auch die anderen schwiegen, jeder in seinen Gedanken versunken.
    Plötzlich begann der Junge zu sprechen: » Sultan Ahmad bezahlt viele Osmanen. Und er bezahlt sie gut. Sie sind überall, in den Bergen, in den Dörfern. Sie erkunden, wie sie sagen, die Wege, Weideplätze und Brunnen.« Lahsen schaute in die Runde. Die Frauen saßen am Rande des Lichtscheins, Abdallah schien zu schlafen, und einzig Saïd hatte sich ihm zugewandt. Er nickte ihm zu weiterzureden.
    Lahsen nagte an seinen Lippen und rieb die Handgelenke mit den Spuren der Fesselung. Es dauerte eine Weile, doch schließlich fuhr er fort: » Uns zwingen sie, sie durchzufüttern, mitsamt ihren Pferden.« Ergeben zuckte er mit den Schultern.
    Abdallah richtete sich auf. Angesichts von Lahsens hilfloser Geste regte sich Mitleid in ihm. » Bezahlen sie nicht für das Essen und das Futter?«, fragte er.
    Der Junge schüttelte den Kopf. » ›Lahsen‹, sagte mein Vater zu mir, ›unsere Vorräte sind bald aufgebraucht. Du bist mein Ältester. Geh mit Mustapha und zeig ihm die Wege, die er gehen will, und mit Allahs Hilfe führe ihn weit fort von unserem Lager. Er hat uns einen Sack Getreide und eine Kanne Öl versprochen, so dass deine Mutter, deine Geschwister und ich nicht hungern werden.‹ Das waren die Worte meines Vaters, und ich bin gegangen.«
    Saïd und Abdallah nickten. Selbstverständlich war er gegangen. Es gab schlechtere Gründe als Öl und Getreide, den Osmanen zu dienen. Nomadenkinder mussten nehmen, was es gab, und hart arbeiten, kaum, dass sie laufen gelernt hatten.
    » Und was genau wollten Mustaphas Späher auskundschaften?«
    Lahsen zögerte. Er seufzte. Schließlich wischte er die Haarsträhnen aus dem Gesicht und antwortete verlegen: » Der marabout sagt, Reden ist wie Silber, Schweigen aber ist wie das lebendige Wasser.«
    Nun, darauf würde er später noch einmal zurückkommen, dachte Saïd. Laut sagte er: » Ouacha, ein weiser Spruch. Wer ist euer marabou t ?«
    Immer wieder mischten sich umherziehende

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