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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Newans Großmutter spinne politische Intrigen gegen ihren Vater und würde einen Vorteil daraus ziehen, wenn die Hochzeit platzte.
    Sarrakhans blutige Tränen, ihr wurde schlecht bei dem Gedanken. Ihr ganzes Leben lang hatte Eoghan sie nur selten drangsaliert, doch bei ihrem Streit um die Hochzeit war er so eisenhart geblieben wie nie zuvor.
    Sie konnte nicht einfach davonlaufen, jetzt nicht mehr, wo jemand ihn vor der Bedrohung durch die Kjer warnen musste. Doch was, wenn Eoghan sie trotzdem mit Prinz Hefekloß vermählte? Was dann? Ihr hallte noch seine Drohung im Ohr:
Es liegt ganz bei dir, wie unerfreulich diese Ehe beginnt. Denn vollzogen wird sie, ob du willst oder nicht.

    Die Hölle brach los, als Ken auf dem Vorsprung stand und zum Kabel hochstarrte, auf seinem Weg zurück in die Festung. Das tonnenschwere Buch drückte ihm in den Rücken. Sein Messer hatte er auf halbem Wege weggeworfen, nachdem er sich die Spitze zum zweiten Mal ins Fleisch gerammt hatte.
    Ein Beben erschütterte den Fels unter seinen Füßen, zuerst nur leicht, ein lang gezogenes Heben und Senken. Erdklumpen und Steinchen lösten sich von der Kluft und rutschten in die Tiefe. Die Erschütterung brachte das Kabel zum Pendeln. Er starrte noch hoch und überlegte, wie er es am besten fassen sollte, als die zweite Welle den Boden wölbte.
    Und die war mörderisch.
    Aus den Eingeweiden der Erde stieg ein Grollen empor, so bedrohlich wie ein urzeitliches Monster, das aus tiefem Schlaf erwacht war. Über seinem Kopf verschoben sich mit ohrenbetäubendem Quietschen Stahlträger gegeneinander, Beton bröckelte, große Klumpen lösten sich und stürzten herab. Ein Hagel aus Staub und Schotter ging auf ihn nieder. Das Kabel flog auf ihn zu. Mit dem Mut der Verzweiflung stieß er sich ab, sprang und packte mit beiden Händen zu. Der Kunststoff rutschte an seinen Fingern entlang. Er riss sich die Haut an den Löchern auf, wo die blanken Drähte zutage traten. Er keuchte und trat in der Luft und klammerte sich fester. Endlich stoppte das schreckliche Rutschen und er pendelte nur noch. Ein Geröllbrocken von der Größe eines Mikrowellenherds schoss neben ihm herab und explodierte auf dem Vorsprung, auf dem er gerade noch gestanden hatte.
    Seine Finger und die Handflächen brannten so furchtbar, dass er den Schmerz in den Schultern kaum noch spürte. Mechanisch zog er sich nach oben, Hand über Hand. Das Bleigewicht an seinen Hüften zerrte an ihm. Er biss die Zähne zusammen und atmete in abgehackten Stößen.
    Eine dritte Welle traf die Festung, gerade als er den Stahlträger über seinem Kopf packte und das Kabel losließ. Mit beiden Händen hing er daran fest, während der ganze Bau mindestens einen Meter nach unten durchsackte. Stahl und Beton stöhnten protestierend auf. Mehr Schutt löste sich und krachte nach unten. Ein Spalthund überbrückte die Distanz zwischen der Kluft und der untersten Fensterscharte mit einem Sprung, doch glitt wieder ab. Sein Winseln verhallte im Abgrund.
    Kens Herzschlag explodierte ihm in der Kehle. Angst und Adrenalin vermischten sich zu einem Fieber, das ihm Kraft verlieh, aber zugleich ein unkontrolliertes Zittern durch seine Muskeln schickte. Er hangelte sich durch das Labyrinth aus geborstenen Streben und verbogenem Metall, bis zu der Stelle, an der er sein Seil festgeknotet hatte. Ein Wunder, dass es nicht abgerissen war.
    Die letzten Meter kosteten ihn übermenschliche Kraftanstrengung. Er spürte seine Arme kaum mehr. Beim Übersteigen der Fensterbrüstung rutschte er ab, fiel beinahe auf dem letzten Meter, fing sich wieder und kroch ungeschickt durch die Öffnung nach innen. Dort blieb er auf dem Boden liegen. Sein Puls raste, Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht. Die Schmerzen in seinen Händen klangen zu einem bösartigen, kleinen Pochen ab. Er fühlte die Feuchtigkeit und wusste, dass es Blut war.
    Minuten dauerte es, bis in sein Bewusstsein sickerte, dass er es geschafft hatte. Er war in die Festung zurückgekehrt, die Hunde hatten ihn nicht erwischt. Und Teufel noch mal, er hatte sogar das Buch mitgebracht, das sie beim ersten Versuch nicht hatten sicherstellen können. Das kostbare Buch mit den Portalseiten, die auch in dieser völlig zerrütteten Sphäre noch funktionierten.
    Ein Lachen stieg seine Kehle hinauf. Er hatte es geschafft. Ein Lachen, das abrupt in Bitterkeit ertrank. Coinneach war nicht mit ihm gekommen.
    Er löste den Knoten um seine Hüften, stieß das Sweatshirt mitsamt dem darin

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