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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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in ihrem Weg zu Asche zermalmten.
    »Umo!«, hörte er Santino schreien. »Umo, was ist mit dem Portal?«
    Die weißen Leinengewänder zuckten.
    »Umo!«
    Ein Spalthund galoppierte auf sie zu, groß wie ein Kalb, mit goldschwarzen Striemen. Der Magier spießte ihn mit dem Schwert auf. Nun kamen sie von allen Seiten. Ein halbes Dutzend der Bestien hatte die Rückseite der Festung erklommen und fiel ihnen in den Rücken. Ken drehte sich. Im Treppenaufgang erhaschte er einen Blick auf goldblondes Haar, Marielle hinter den zerstörten Glasfenstern.
    Die Verschlingerin näherte sich. Ken schleuderte noch einen Kiesel. Kugeln und Feuer. Der Stein quoll zu Lava auf wie zuvor, doch beim Aufprall auf der Brust des Monstrums teilte er sich nicht, sondern zersprang zu einem Funkenregen und verglühte. Das Gewebe um Ken bebte und zitterte und seine Hände zitterten auch. Er starrte auf seine geröteten Handflächen. Die Euphorie ebbte ab und ließ Erschöpfung zurück. Das Schlimmste war, dass seine Tasche leer war, als er nach einem weiteren Kiesel tastete. Er bückte sich, doch seine Finger fuhren nur durch Staub und winzige Steinchen.
    Santino focht wie ein Berserker. Die Hunde drangen mit wahnsinniger Wut auf ihn ein. Einer schnüffelte an den weißen Tüchern, unter denen Umo zusammengesackt war. Der letzte fixierte Ken. Knurrend, mit gesträubtem Nackenfell, setzte er auf ihn zu.
    Wille. Ken zwang sich zur Konzentration. Vision. Feuer!
    »Brenne!«, brüllte er. »Jetzt brenn schon!«
    Die Bestie löste sich vom Boden. Funken lösten sich von seinen Fingerspitzen. Ein ganzer Strahl, der sich zu einem Vorhang verdichtete. Zu langsam. Viel zu langsam.
    »Bitte!«, stöhnte er.
    Der Hund flog ihm entgegen. Ken sackte in die Knie und stieß alles in den Vorhang, was ihm an Willen geblieben war.
    Er wollte leben, nicht sterben.
    Die Flammen loderten auf.
    Der Hund jaulte. Schwer prallte er gegen Kens Brust und riss ihn mit sich zu Boden. Der Gestank nach verbranntem Fell war überwältigend. Die Zähne schnappten nach seiner Kehle, Krallen kratzten über seinen Arm und zerfetzten ihm das Shirt über den Rippen. Er stieß und strampelte und riss sich los. Der Hund stürzte und kam nicht wieder hoch.
    Mehr Feuer.
    Die Flammen loderten. Er taumelte gegen Santino. Blut sprenkelte das Gesicht des Magiers. Mehr Blut rann ihm von der Klinge. Um ihn türmten sich die Kadaver der Hunde.
    Die Verschlingerin erschütterte die Festung bis in die Eingeweide, als sie mit einem schwerfälligen Sprung übers Geländer setzte. Groß wie ein Haus ragte die Bestie vor ihnen auf, ein gestaltgewordener Albtraum. Ken sah mit plötzlicher Schärfe, wie das Fell der Devora sich regte, wie es gar kein Fell war, sondern ein Meer winziger Schlangen, die züngelten und bebten und in die grünen Schwaden stießen. Dort, wo der Lavaball die Kreatur getroffen hatte, hingen die Vipern versengt herab. Blut sickerte aus einem Riss in der Haut.
    »Jetzt sind wir erledigt«, keuchte Santino.
    Aus dem Augenwinkel sah Ken, wie Bewegung in die weißen Tücher kam. Ein Drehen und Wischen, so schnell, dass er nicht begriff, was geschah. Fast eine Explosion. Der Spalthund, der sich auf leichte Beute eingestellt hatte, flog quer über das Dach und krachte in die Überreste der Treppenverglasung. Umo richtete sich auf.
    Die Devora brüllte und hielt abrupt inne. Ken begriff nicht, warum sie sie nicht einfach niederwalzte, bis er die Pfeile sah, die im Schädel des Monstrums steckten. Ein vierter grub sich bis zum befiederten Schaft in den Hals. Die Kreatur heulte und schüttelte den Kopf. Ein fünfter traf ihr Auge.
    Das Gebrüll war so entsetzlich, dass Ken sich die Hände auf die Ohren pressen wollte. Sein Blick zuckte wieder zum Krater und zu dem Klumpen, der sich darin entfaltete. Die Silhouette, der gerundete Nacken, groß wie ein Haus. Oh nein. Nicht noch eins von diesen Biestern.
    Santino zückte seine Pistole und entleerte das ganze Magazin in den Leib der Verschlingerin. Die Bestie schwankte, doch stürzte nicht. Sie rutschte, dann fand sie wieder Halt. Sie neigte den Kopf und entblößte hässliche Zähne. Und fetzte ein Stück aus der Realität.
    Schockiert starrte Ken auf das Loch, wo eben noch ein Stück der Brüstung gewesen war. Die Mauer verschwand einfach. An ihrer Stelle schimmerte eine schwärzlich grüne Wunde, gefüllt mit Nebelschwaden, von deren Rändern sich knisternd Risse in alle Richtungen ausbreiteten.
    Er warf einen Blick zu Umo, der die

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