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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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offen halten könnten …«
    Dann strömen als Erstes die Räuber und Banditen hindurch, die unterwegs alle anderen niedergemacht haben. Willst du die wirklich in deine Welt einladen?
    Kens Lippen zuckten, doch er schwieg.
    Marielle fühlte sich ein wenig schuldig, weil sie sich selbst diese Frage nicht gestellt hatte. Aber er hatte sich am See schon so merkwürdig benommen. Warum machte er sich einen Kopf über Dinge, die er sowieso nicht ändern konnte? Warum gab er ihr das Gefühl, hartherzig zu sein? Ja klar, sie hätte ein Portal aufmachen können, groß wie ein Scheunentor. Doch wohin? In eine fremdartige Welt, in der die Flüchtlinge nicht willkommen waren, in der sie sich nicht zurechtfinden würden, weil diese Welt überhaupt nichts mit ihrer eigenen zu tun hatte? Sie wusste ja selbst, wie die Leute sie anstarrten, wenn sie Sphären betrat, in denen noch nie jemand einen Fayeí gesehen hatte. Bei Sarrakhan, sie wusste, wie misstrauisch man den Fremdlingen in Tír na Mórí begegnete, sie sogar in einen eigenen Stadtteil sperrte, damit kein Fayeí in ihrer Nachbarschaft leben musste.
    Was, wenn die Ojibwe, für die der Umgang mit Magie so natürlich war wie das Trinken von Wasser, plötzlich in Kens Welt strandeten, im Kern, wo das Gewebe starr war wie Felsgestein? Also ist es besser zu sterben, als mit etwas Neuem konfrontiert zu werden, bohrte ein hartnäckiges Stimmchen in ihrem Kopf. Nein. Das stimmte auch wieder nicht. Erschöpft packte sie Nessa und presste ihre Nase ins grünliche Fell. Die Purpurkatze strampelte, aber Marielle ließ sie nicht los. Der schnurrende, warme Katzenkörper beruhigte ihre Nerven.
    Inzwischen war es so dunkel, dass auch draußen kaum noch etwas zu erkennen war. Vereinzelt standen Tonnen am Straßenrand, in denen Feuer loderten. Ein paar Straßenlampen glommen mit gelblichem Licht. Manchmal blitzte zwischen zwei Häusern der Riss auf.
    Sie ließen die letzten Blocks von Downtown hinter sich und polterten auf einer breiten Straße in die Außenbezirke. Die Türme aus Beton und zerschmettertem Glas wichen weiter zurück. Ein paar erstrahlten in hellem Licht, die meisten dräuten schwarz gegen die leuchtende Kulisse ihrer Gefährten. Der Ruf der Devora fuhr durch die Nacht, ein drittes Mal. Ein Auto tauchte auf, das erste, das Marielle seit ihrem missglückten Torsprung im Hotel sah. Die roten Lichter wurden rasch kleiner, verschwanden im nächtlichen Dunst.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte Ken. »Wir müssten bald da sein.«
    Die Kelpies wieherten, jemand fluchte. Jäh blieb der Wagen stehen.
    Marielle sah ihn an. »Jetzt schon?«
    Er drückte sein Gesicht gegen die Gitter, wie um sich zu orientieren, dann blickte er zu ihr zurück. »Zwei Meilen noch. Ungefähr.«
    »Hey«, brüllte Marielle, »warum halten wir?«
    »Ein Riss in der Straße«, scholl Santinos Stimme zurück. »Es geht gleich weiter!«
    Sie hörte ein Rumpeln, dann scharfes Zischen. Gleich darauf roch sie verbranntes Metall. Die Pferde zerrten am Wagen, ruckten vor und zurück. Im Korb rumorten die Kätzchen. Sie ging in die Hocke und setzte einen Ausreißer zurück zu seinen Geschwistern. Nessas Krallen pikten durch die Jacke hindurch in ihren Nacken.
    »Baut er eine Brücke?«, fragte Ken zweifelnd.
    »Frag ihn doch, dann zeigt er’s dir. Gleich nach den Feuerbällen.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ach vergiss es.« Sie war froh, dass die Dunkelheit im Wagen verbarg, wie sie errötete.
    »Bist du etwa neidisch?«
    »Blödsinn.« Ihre Wangen glühten.
    »Ich dachte, du kannst das längst? Kindergarten, mittlere Gruppe, wir lernen die Zahlen, oder so?«
    »Wovon redest du?«
    »Dass du eine Göttin bist und ich ein blöder Anfänger.«
    »Ähm …«
    »Also jedenfalls, was die Magie betrifft«, fügte er hastig hinzu.
    Jetzt glühte auch ihr Hals. O Sarrakhan, mehr Dunkelheit!
    Jemand schlug mit der flachen Hand gegen die Wagenbretter. Ein Kelpie wieherte. Santino fluchte wie ein attischer Soldknecht. Sie hörte das gleiche Zischen wie zuvor. Der Gestank nach kochendem Eisen wurde übermächtig.
    Die Pferde zogen wieder an. Es knirschte und krachte unter den Rädern. Langsam rollten sie, sehr langsam. Ein Rad sackte durch. Noch mehr Flüche. Ein ganzer Pulk brennender Tonnen schob sich in Marielles Sichtfeld. Dann sah sie die Bruchkante, wo die Straße zerstört war. Es war nicht einfach nur ein Riss, sondern eine Schlucht, die unter ihnen aufklaffte! Die Brücke, in die Santino das Gewebe wer

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