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Purzelbaum

Purzelbaum

Titel: Purzelbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Stephenson
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Schultern sind breit wie ein Kasten, seine Bauchmuskeln wirken wie aus Stein gemeißelt und die Waden dürfte man gar nicht unter einer langen Hose verstecken. Scheinbar mühelos hebt er die zierliche Tänzerin vor sich hoch, und provoziert damit ein lautes Johlen. Die vorwiegend männlichen Gäste erhalten so einen tiefen Einblick unter ihren, perfekt zum hautengen Bustier passenden, wirklich sehr kurzen roten Rock. Den roten String hätte sie sicher um keine Größe kleiner bekommen, was zu schier grenzenloser Begeisterung führt. Als die Tänzerin sich jetzt auch noch mit den Beinen zwischen zwei Streben des Riesenschirmes einhängt und kopfüber hängt, geht ein Aufschrei der Begeisterung durch das Lokal.
    »Wer hier nicht Party macht, ist tot!«, schreit Caro und krallt sich einen Kellner um eine Runde Flying Hirsch zu bestellen. Obwohl wir anfangs nicht gleich warm wurden mit dem leicht bitteren Beigeschmack dieses Getränks aus Red Bull und Jägermeister, sind wir jetzt voll dabei. Tausende Menschen sind unter den Schirmen, aber wir bekommen unsere Drinks fast ohne Wartezeit. Das haben sie in den Skigebieten wirklich drauf. In unserer Lieblingsbar in München hätten wir sicher über eine halbe Stunde gewartet, bis wir etwas zu trinken bekommen hätten. Wir stoßen auf Caro an, denn dafür sind wir schließlich hier, und ich sehe mich so gut es geht um. Ein breitschultriger, kräftiger Mann in den Fünfzigern, der neben uns steht klopft mir auf die Schulter. »Kumm spring auf Madl, dann siechst besser!« Kaum hat er das gesagt packt er mich von Hinten an der Hüfte und hebt mich über seinen Kopf auf seine Schultern. Jetzt sind es meine Mädels die kreischen und johlen. Selbst wenn ich Andi nicht finden kann, so sollte er zumindest mich sehen können. Mein Träger dreht sich immer wieder hin und her. »Und host eam scho g’fundn?« »Woher willst du wissen, dass ich mich nach einen Mann umsehe?«, rufe ich von ober hinunter. »Des is kloa, deine Freindinnen san olle do, und wanns jemand wär, dessen Handynummer du hättast, dann tätast anruf’n.«
    »Hast Recht. Kennst du vielleicht den Stoani?«, rufe ich wieder. Plötzlich packt er mich wieder fester an der Hüfte und hebt mich herunter. »Warum sogst des ned glei? Der is hinten bei der Küch‘ und holt mir a Suppn. I bin der Sepp. Der Onkel vom Andreas.« Völlig verblüfft reiche ich ihm die Hand. Hunderte Leute stehen um die Bar herum und wir stellen uns ausgerechnet hier neben den Onkel. Wenn ich daran glauben würde, dann müsste das ein Zeichen sein. Sofort drehe ich mich zu meinen Mädels um, und stelle ihnen den Sepp vor. Lisa lacht laut »Du lernst noch die ganze Familie kennen, bevor du ihn das erste Mal geküsst hast.« Ich habe keine Lust, dass gleich jeder von mir denkt, ich wäre eine Klosterschwester, und boxe Lisa in die Seite.
    Biene hat in der Zwischenzeit etwas glasige Augen bekommen. Sie ist die Kleinste und Leichteste von uns und verträgt offensichtlich nicht ganz so viel. Carmen und Caro kümmern sich um Biene und bringen sie an die frische Luft. Kaum sind sie in der Menge verschwunden, kommt Andi mit einem großen Suppenteller von der anderen Seite der Bar. Er lächelt mich an und stellt seinem Onkel den Teller hin. »Wie ich sehe, habt ihr zwei euch schon bekannt gemacht.« Er küsst mich auf die Wangen, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Seine herzliche und offene Art gefällt mir. »Ich habe mich schon auf heute Abend gefreut, wir wollten nämlich die wichtigsten drei Aprés Ski Locations im Ort besucht haben, bevor wir morgen wieder fahren.« So ganz neben bei lasse ich ihn damit wissen, dass wir nicht lange Zeit haben. »Morgen schon? Kannst ned länger bleiben?« Seine Enttäuschung wirkt echt. »Zeit hätte ich schon, aber keine Unterkunft. Wenn es nach meinem Chef geht soll ich die ganze nächste Woche auch noch weg bleiben.«
    Andis Blick erhellt sich wieder »Wegen des Zimmers brauchst du dir keine Sorgen machen. Bei uns im Hotel hat ein Holländer erst heute angerufen, dass er nicht kommen kann. Der hätte das Zimmer gestern übernehmen sollen. Jetzt muss er den vollen Preis zahlen und das Zimmer steht leer. Wenn du Lust hast, kannst du es bis nächsten Freitag haben.« »Meinst du das jetzt im Ernst?« Ich kann es eigentlich kaum glauben, schließlich kenne ich ihn erst seit ein paar Stunden. Und jetzt macht er mir so ein großzügiges Angebot. »Ich bespreche das mal kurz mit meinen Freundinnen. Schließlich

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