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Purzelbaum

Purzelbaum

Titel: Purzelbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Stephenson
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dieser moderne Bau hier wie von einem anderen Stern. Nachdem ich mich von meinen Mädels verabschiedet und die Schiebetüre des Taxibusses geschlossen habe, nimmt mich mein Begleiter an der Hand und führt mich zum Eingang. Diese unerwartete Berührung lässt mein Herz springen. Die Schmetterlinge im Bauch starten einen Rundflug und ich frage mich was für Absichten mein Traumtyp verfolgt. One Night Stand, Urlaubsflirt oder doch was für Länger?
    Wir betreten die Bar die, wie zu erwarten war, ziemlich gut besucht ist. Andi winkt schon von Weitem dem Barkeeper zu, der gerade hinter einer modernen, geradlinigen Bar im dezenten Licht der stylischen Leuchten eine Flasche weit über seinem Kopf hält, und deren Inhalt in einen etwa einen Meter darunter stehenden Cocktailshaker gießt. Er erwidert Andis Gruß und zeigt nun mit der Flasche, die er nach dem Eingießen in die Höhe warf und mit der anderen Hand auffing, in Richtung eines freien Tisches. Entlang der runden Außenwand ist eine lange durchgehende Couch vor der einige kleine runde Tische stehen. Einer dieser Tische ist frei.
    Als wir zu dem Tisch kommen, sehe ich ein kleines Reserviert Kärtchen auf ihm stehen. »Hast du den Tisch reservieren lassen?«, frage ich ein wenig verwundert. Woher hätte Andi wissen sollen, dass wir noch gemeinsam hierher kommen würden? »Ich hab vorhin hier angerufen ob Charly uns einen Tisch freihalten könnte, als wir vom Dampfkessel weggingen. Er war dann so nett uns gleich einen zu reservieren.« »Es hat schon Vorteile, wenn man die Leute kennt.« »Ja.«, stimmt er mir zu. »Es ist ein kleiner Ort. Die meisten Geschäftsleute kennen sich und arbeiten so gut es geht zusammen. Aber wie so oft gibt es auch hier ein paar schwarze Schafe.« So wie er den letzten Satz sagte, vermittelt er den Eindruck, nicht über das Geschäft sprechen zu wollen.
    Da es gegenüber des Tischchens keinen freien Sessel gibt, setzen wir uns nebeneinander auf die runde Couch und geben dem Kellner, der eben vorbeikommt unsere Bestellung. Andi ordert einen White Russian und ich vermeide weiteren Alkohol mit einem Virgin Colada.
    Wenn man Jemanden kennen lernt, dann ist dieser Teil meiner Meinung nach der schwierigste. Auf der einen Seite möchte man so viel wie möglich über sein Gegenüber erfahren, auf der anderen Seite soll es aber nicht wie ein Verhör ablaufen. Darum beginne ich einfach zu erzählen. »Ich wohne seit meiner Schulzeit in München. Dort hab ich eine hübsche kleine Dachgeschoßwohnung mit Blick auf den Dom.« »Ich brauche mehr Freiraum.«, entgegnet Andi. »Ich könnte es mir nicht vorstellen in einer Wohnung zu leben. Ohne Garten und vor allem ohne die Berge vor der Türe.« »Lebst du schon immer in Flachau, oder bist du aus beruflichen Gründen hergezogen?« »Mein Hotel gibt es seit über dreißig Jahren. Mein Vater hatte es damals gemeinsam mit meinem Onkel eröffnet. Ich bin hier im Ort aufgewachsen, und nach meinem Abschluss mit zwanzig Jahren im Betrieb eingestiegen.« Als er von seinem Hotel erzählt strahlen seine Augen. »Wir haben sechzig Zimmer. Es gibt also immer was zu tun. Vor allem weil wir versuchen mit so wenig Angestellten wie möglich auszukommen. Die meisten Reparaturen mache ich im Sommer selbst.« »Leitet dein Vater das Hotel?« »Nein, er hat sich vor ein paar Jahren von der Arbeit zurückgezogen, nachdem mein Onkel an einem Herzinfarkt verstorben war. Sie waren Zwillingsbrüder und mein Vater wollte die, vielleicht nur wenigen, verbleibenden Jahre nützen, um nicht so zu enden, wie sein Bruder. Er ist jetzt Anfang Siebzig und es tut ihm gut, dass er sich nicht mehr um das Unternehmen kümmert.«
    »Wie alt bist du eigentlich?«, möchte ich von Andi wissen. »Ich bin fünfunddreißig, aber auf dem besten Weg zum Sechsunddreißiger. Und du?« »Rate mal.« Ich drehe mich mehr zu ihm, damit er mich besser abschätzen kann. »Wenn ich das mache, kann ich nur verlieren.« v Er grinst mich schelmisch an. »Schätze ich dich zu alt, bin ich sowieso dran. Schätze ich dich zu jung, dann kommt es darauf an wie weit ich daneben liege. Alles über drei Jahre würde unweigerlich zu der Frage führen: ‚Würdest du dir denn so eine junge Freundin wünschen?‘ Ich habe also nur ein Fenster von zwei bis drei Jahren zum glücklich werden.« Bevor ich noch etwas erwidern kann, redet er weiter. »Aber wenn ich raten müsste, dann würde ich dich auf knapp über dreißig schätzen.« »Nicht schlecht.« Ich tippe ihm mit

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