Pusteblume
grinste. »Dann ist die Liebe schon vorbei, würde ich sagen, von nun an geht’s bergab.«
Alle hatten es bemerkt, aber keiner ließ es sich anmerken: Fintan hatte gelächelt!
»Sie bleiben nur der Kinder wegen zusammen«, sagte Katherine und lachte.
»Der Bettdecke wegen, das auf jeden Fall«, sagte Tara. »Gestern haben sie sich eine große Bettdecke gekauft. Ich glaube, sie lieben sie inniglich.«
»Bist du jetzt nicht froh, daß ich dich auf so gemeine Weise zu deinem Glück gezwungen habe?« fragte Fintan mit einem verschlagenen Grinsen. »Schließlich hast du deine Nacht der Leidenschaft mir zu verdanken.«
»Ich dachte, es sei dir piepegal, was ich mache.«
»Ist es mir auch. Oder war es mir, aber da die Sache ja so blendend gelaufen ist, erkläre ich dir hiermit, daß mein Interesse wieder geweckt ist.«
»Wer sagt denn, daß es blendend war? Vielleicht bleibt es bei dieser einen Nacht, und das ist dann um so schlimmer, weil wir in derselben Firma arbeiten.«
»Aber du könntest heute abend eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter haben, wenn du nach Hause kommst«, sagte Fintan. »Möglicherweise versucht er in diesem Moment, dich zu erreichen. Hat er die Nummer von deinem Mobiltelefon?«
Sie schüttelte aufgeregt den Kopf. Vielleicht rief er wirklich an. Doch wie enttäuscht war sie, als sie nach Hause kam und die Anzahl der Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter gleich null war.
61
R avi«, sagte Tara, »wo kriege ich einen Wagen her?«
»Einen Wagen? Meinst du einen Umzugswagen?«
»Keinen riesigen, aber ja.«
»Keine Ahnung, wir können die Großen fragen.« Er nickte Richtung Vinnie, Teddy und Evelyn.
Plötzlich wurde ihm die Bedeutung ihrer Frage bewußt, und sein Kopf schoß in die Höhe. »Warum? Was ist passiert?«
»Als erstes muß ich eine rauchen.«
»Auf ins Raucherzimmer!«
Tara saß in dem kleinen, gelb gestrichenen Zimmer und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Ravi, der ein überzeugter Nichtraucher war und nur bei Tara eine Ausnahme machte, sah ihr zu.
»Willst du Thomas verlassen?« Ravi konnte es kaum glauben.
»Sieht so aus.«
»Warum?«
Tara rang sich ein Lächeln ab. »Oh, Ravi. Sogar
du
hast mir klarzumachen versucht, daß die Sache mit Thomas in einer kompletten Schieflage ist, und du bist ein Kind!«
»Ja, aber du hast immer Gründe gewußt, warum es trotzdem in Ordnung ist.«
Tara wand sich. »Gott, lauter Entschuldigungen…«
»Verläßt du ihn, weil Fintan es will?«
»Nein, weil Fintan es
nicht
will. Er hat seine Meinung geändert, es interessiert ihn nicht mehr. Und ich dachte, ich würde mich darüber freuen. Aber weit gefehlt. Statt dessen war ich deprimiert und fühlte mich wie in der Falle.«
Ravi seufzte leise. Frauen waren so verdammt kompliziert.
»Und als ich am Samstagnachmittag nach Hause kam, ist es zur Explosion gekommen.
Wieder nahm Tara einen tiefen Zug, als sie die Szene vor ihrem inneren Auge noch einmal entstehen ließ. Kaum war sie zur Tür hereingekommen, hatte Thomas sie angebrüllt: »Bloß weil diese Schwuchtel sich eine unsoziale Krankheit zugezogen hat, ist das noch lange kein Grund für dich, deine Diät nicht einzuhalten, Tara.«
Er hielt die Verpackung von einem Bounty in die Höhe, die er in ihrer Sporttasche gefunden hatte, und in Tara schäumte heiße Wut hoch.
Warum war sie mit diesem schrecklichen Mann zusammen?
»Wie bitte?« zischte sie.
»Ich habe gesagt«, wiederholte Thomas, »bloß weil diese Schwuchtel…«
Die ganze Zeit schon trieb er die Sache auf die Spitze und wurde immer gemeiner und dominierender, aber diesmal ging er zu weit.
»Wage es nicht, so von meinem Freund zu sprechen!« sagte Tara mit einem unterschwelligen Drohen in der Stimme.
»Aber ich –«
»Laß es, klar?«
»Ich habe eine Recht auf meine Meinung«, sagte er kämpferisch. »Oder etwa nicht?«
»Nein! Es ist grausam, und außerdem ist es keine unsoziale Krankheit, du unterstellst ihm, daß er selber schuld daran ist.«
»Habe ich ein Recht auf meine Meinung, oder nicht?«
»Aber –«
»HABE ICH EIN RECHT AUF MEINE MEINUNG ODER NICHT?« brüllte er. »Ja oder nein.«
»Es geht hier nicht um Meinungen.« Auch ihre Stimme wurde lauter.
»Ich habe recht. Er ist eine Schwuchtel. Ich sage nichts weiter als die Wahrheit.«
»Du bist widerwärtig und bigott«, sagte sie mit trügerisch ruhiger Stimme. »Ein Höhlenmensch mit rückständigem Macho-Gehabe.«
Zu ihrer Überraschung reagierte er mit einem herzlichen Lachen.
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