Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
und ein unruhiges, freches Lächeln. Als er Katherine vorgestellt wurde, registrierte er alarmiert, daß ihre Augen nicht begehrlich glitzerten. Sie war höflich, aber sehr distanziert, und das raubte ihm den Nerv. Sein alles verschlingendes Ego verlangte nach ihrer Bewunderung.
    Er war ein zutiefst unsicherer Mensch, weil er seine Kindheit als übergewichtiger Fettkloß verbracht hatte. Mit Hilfe von Bodybuilding und Bulimie war es ihm gelungen, zu einem schlanken, hübschen Mann zu werden, aber seine Gefühle hatten nicht mitgehalten. In seinem Kopf war er immer noch der kleine Dicke, von den anderen ausgestoßen und verlacht. Als Katherine sich von ihm abwandte, hörte er wieder den Spottgesang der Kinder: »Dickmops, Dickmops.«
    Er war zärtlicher, als Simon gewesen war, aber ebenso hartnäckig. Er rief sie laufend an, schickte Blumen und schrieb ein Gedicht, in dem stand, sie sei die interessanteste und faszinierendste Frau, der er je begegnet war.
    Katherines Widerstand war viel heftiger als bei Simon. Als Alex ihr sagte, er verfolge Frauen normalerweise nicht mit dieser Beharrlichkeit, sagte sie abfällig: »Ich wette, das erzählst du jeder.« Als er schwor, daß er kein Schürzenjäger sei, lachte sie und sagte: »Du mußt mich für eine Idiotin halten.« Als er sie eines Abends vor dem Büro abpaßte, sagte sie kalt, es sei ein Vergehen, eine Frau zu verfolgen.
    Aber er ließ sich nicht abwimmeln, und langsam wurde sie weicher. Sie konnte nicht anders. Seine Bemühungen waren sehr verführerisch, und mit der Zeit schenkte sie seinen Liebesbeteuerungen Glauben, weil sie es sich so sehr wünschte. Dann, eines Abends, erzählte er ihr von der Scham seiner pummeligen Kindheit, und die letzten Barrieren wurden von einer Welle des Mitgefühls fortgerissen.
    So wie Simon bot auch Alex eine Möglichkeit, das zu berichtigen, was in ihrer Vergangenheit schiefgelaufen war. Und schließlich, nachdem sie die Zähne zusammengebissen und sich geschworen hatte, daß sie nicht bedürftig erscheinen würde, verabredete sie sich mit Alex.
    Es dauerte ein bißchen länger als mit Simon, aber schon bald bemerkte sie, daß sein Interesse nachließ. Als sie ihn danach fragte, leugnete er, daß seine Zuneigung abgenommen habe, aber sie glaubte ihm nicht. Sie bemerkte selbst, wie sie sich von einer fröhlichen, selbstgenügsamen jungen Frau in einen verzweifelten, paranoiden, unsicheren Wurm verwandelte. Und sie konnte nichts tun, um diesen Prozeß aufzuhalten. Sie beschuldigte Alex, daß er anderen Mädchen nachsah und sich nicht genügend um sie kümmerte. Er protestierte, nicht sehr glaubwürdig, daß sie ihm viel bedeute, aber dann rief er drei Tage nicht an. Und als er schließlich doch anrief, teilte er ihr mit, daß er eine andere Frau kennengelernt habe.
    Alle ihre alten Wunden rissen wieder auf. Das kränkende Gefühl, daß sie nicht gut genug war, der bodenlose Schmerz, verlassen zu werden, stürzten wieder auf sie ein. Und sie tauchte erneut hinunter in die Hölle des Selbsthasses. Der Schmerz war unerträglich. Sie kam sich vor wie eine Idiotin, wie eine schreckliche Versagerin.
    Mit der Zeit rappelte sie sich wieder auf. Und obwohl sie sich schwor, nie, nie wieder, so lange sie lebte, etwas mit einem Mann zu tun zu haben, überzeugte sie sich selbst nicht. Sie hatte sich zweimal ausgetrickst und lebte in Angst und Schrecken, daß sie es wieder tun würde.
    Wenn sie mit niemandem zusammen war, verlief ihr Leben in geordneten Bahnen. Sie legte alle Prüfungen zur Prokuristin ab, sie kaufte sich ihr Auto, und schließlich wurde sie Wohnungsbesitzerin. Als sie im Beruf mehr Selbstvertrauen gewann, wandelte sie sich von dem mädchenhaften Typ zu der eleganten, zierlichen Frau, die sie jetzt war.
    Aber die Sehnsucht nach Liebe ließ sich nicht unterdrücken. Immer wieder kam sie zurück, wie ein Bumerang, und meistens dann, wenn sie von einem gutaussehenden Mann umworben wurde.
    »Vielleicht solltest du dich nicht mit solchen Prachtexemplaren abgeben«, hatte Tara angedeutet. »Die sind meistens in sich selbst verliebt und haben nichts für andere übrig.«
    »Ich möchte darüber nicht sprechen«, fuhr Katherine sie an.
    »Ich weiß«, seufzte Tara.
    Katherine konnte nicht mit einem normalen Mann ausgehen, normale Männer interessierten sie einfach nicht.
    Vor Joe hatte sie mit sechs Männern geschlafen. Die längste dieser »Liebesaffären« hatte sieben Wochen gedauert, und alle Männer hatten sie sitzengelassen. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher