Pusteblume
hattest dir etwas anderes vorgestellt.«
»Wir können trotzdem zum Fish-and-Chips-Laden und in die Videothek gehen«, sagte er willig. »Noch ist nicht alles verloren.«
»Ja, aber…« Es war noch nicht der Zeitpunkt für Abende zu Hause mit einem Video und einem Essen aus dem Take-away. Das schickte sich frühestens nach drei Wochen. »Ich könnte uns etwas kochen«, schlug sie unsicher vor.
»Mir wäre es lieber, wenn du das nicht tun würdest.«
»Ah!«
»Du darfst nicht vergessen, Katherine, du hast mir vor geraumer Zeit erzählt, daß du nicht kochst.«
»Würdest du denn riskieren, einen von mir gemachten Tee zu trinken?«
»Da weiß ich noch was Besseres.« Er zog eine Flasche Wein aus seiner Manteltasche. »Wie findest du das? Das Beste, was Oddbins zu bieten hat.«
»Wie war dein Tag gestern?« rief sie aus der Küche, als sie den Korkenzieher holte.
»Er fing gut an«, sagte er langsam, »aber so nach elf war irgendwie die Luft raus. Und danach war der einzige Lichtblick ein kleiner Ausflug zu Homebase, um die Badematte zu kaufen.«
»Du hättest hier bei mir bleiben sollen«, sagte sie neckend.
»Meinst du?« Er klang überrascht. »Nichts hätte ich lieber getan, aber ich wollte dir nicht auf den Wecker fallen.«
Sie kam wieder ins Zimmer und hoffte, daß die Erleichterung in ihrer Miene nicht zu offensichtlich war.
Gemeinsam gingen sie zu dem Fish-and-Chips-Laden. Es hatte angefangen zu regnen. »Vom Ivy zum Fish-andChips-Laden in nur zwei Tagen«, sagte sie trocken und drückte die Tür auf.
»Was nimmst du?« fragte Joe und fing an, die Auswahl der Gerichte von der Tafel über der Theke abzulesen. »Würstchen im Teigmantel? Hühnerflügel? Cheeseburger?«
»Kommt drauf an, was du nimmst.«
»Zwei Gewürzwürstchen und Pommes. Vielleicht können wir uns eine Portion gebratener Zwiebelringe teilen?«
»Wenn ich dir von meinem geräucherten Schellfisch abgebe, kann ich dann was von deinem Würstchen haben?« fragte sie.
»Du kannst soviel von meinem Würstchen haben, wie du willst«, sagte er leise.
Und plötzlich verschwand der Laden um sie herum, und es gab nur noch sie zwei. Sie standen regungslos voreinander und sahen sich in die Augen. Erno hörte hinter seiner Theke aus Resopal und Glas auf zu hantieren und mußte ein paar Tränen verdrücken. Junge Liebe. Es gab nichts Schöneres.
Sie kauften zwei Dosen Tizer-Bier, die sie zum Essen trinken wollten, und Erno packte vier Tütchen Ketchup und ein Solei dazu. Das war seine Art, auf ihr Glück anzustoßen und ihnen alles Gute zu wünschen.
Dann gingen sie in den Video-Laden, wo Joe sofort nach
Ein Herz und eine Krone
griff. »Weißt du noch? Als wir zusammen zum Lunch waren?« Er wurde verlegen. »Als ich dich so lange bedrängt habe, bis du einverstanden warst.«
Jetzt wand sie sich verlegen. »Du hast mich nicht bedrängt.«
»Egal, wir haben darüber gesprochen, wie wir einen regnerischen Abend verbringen würden, und sind beide auf
Roman Holiday
gekommen. Erinnerst du dich?«
Natürlich erinnerte sie sich, aber sie sagte nur: »Ach, kann sein.«
Als der Film um halb zehn zu Ende war und Tara immer noch nicht erschienen war, fiel es ihnen immer schwerer, die Hände voneinander zu lassen.
»Wir dürfen nicht.« Katherine löste sich widerwillig aus einer leidenschaftlichen Umarmung. »Tara kommt bestimmt im ungünstigsten Moment.«
»Na gut«, sagte Joe ganz außer Atem. Als er wieder Luft geschöpft hatte, fragte er: »Warum trennt sie sich denn von ihrem Freund.«
Erst erzählte Katherine zögernd, dann berichtete sie ausführlich über Tara und Thomas und darüber, was für ein Scheusal er war. Dann erzählte Joe von Lindsay, mit der er drei Jahre lang zusammengewesen war.
»Wer hat die Beziehung beendet?« fragte sie und bemühte sich, unbeteiligt zu klingen.
»Saatchi and Saatchi.« Joe lachte. »Man hat ihr eine Stelle in New York angeboten«, erklärte er, »aber unsere Beziehung ging sowieso dem Ende zu.«
»Warst du…warst du … verletzt?« fragte sie »Ja, aber du weißt, was man immer sagt.«
»Was denn?«
»Die Zeit weilt alle Hunde.«
Dann erzählte Katherine von Fintan und seiner Krankheit.
»Einmal hast du bei der Arbeit geweint«, sagte Joe unsicher. »Ich wollte meine Spesenabrechnung einreichen, und du hast gesagt, du hättest schlechte Nachrichten bekommen. Hatte das mit Fintan zu tun?«
Sie sagte vage: »Wahrscheinlich schon.« Sie würde ihm nicht erzählen, daß sie jede Begegnung, die je
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