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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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es gemacht habe. Es ist zwar keine Entschuldigung, aber ich war betrunken und fertig. Ich war einfach daneben, ich habe einen Fehler gemacht. Menschen machen Fehler.«
    Ihr Mund war eine kleine, schmale Linie.
    »Jeder hat eine Vergangenheit«, sagte er sanft. »Keiner fängt eine neue Beziehung an, ohne seine Vorgeschichte mitzubringen.«
    Sie sagte nichts. Dann brach sie das Schweigen und schleuderte ihm entgegen: »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Ich habe es versucht. Aber du hast gesagt, du wolltest unsere früheren Liebesgeschichten nicht erörtern, erinnerst du dich?«
    »Ja, aber … damit habe ich nur gemeint, ich wollte dir nicht von meinen erzählen. Aber du solltest von deinen erzählen.«
    Er seufzte. »Das ist jetzt aber nicht fair, oder, Katherine?«
    »Du hast mir von Lindsay erzählt«, sagte sie und änderte die Stoßrichtung. »Warum hast du mir von Lindsay erzählt, aber nicht von Angie?«
    »Ich habe es versucht«, rief er. »Aber du hast gesagt, du brauchst Zeit und du könntest mir nicht gleich vertrauen. Das habe ich respektiert. Ich wollte nichts überstürzen oder dich bedrängen –«
    »Wie, glaubst du, ist das für mich?« unterbrach sie ihn. »Ich gehe jeden Tag zur Arbeit, und jetzt stellt sich heraus, daß Angie sich die ganze Zeit einen gelacht hat, weil sie mit meinem Freund geschlafen hat.«
    »Aber sie hat von uns nichts gewußt. Und warum sollte sie lachen? Du bist schließlich meine Freundin, nicht Angie.«
    »Ach, ich habe also das große Los gezogen«, höhnte sie.
    Sie wußte, daß sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte und im Begriff war, alles zu zerstören, aber sie konnte sich nicht bremsen. Sie hörte, wie die bitteren, verletzenden Worte aus ihr hervorsprudelten, spürte, wie sie ihr Erleichterung brachten und sie gleichzeitig verbrannten, aber sie konnte den Ausbruch nicht stoppen.
    »Katherine«, sagte er zärtlich, »wenn du Angst hast, daß es wieder geschehen könnte oder daß ich dir untreu sein könnte, dann irrst du dich so sehr. Ich sage das nicht, weil du böse auf mich bist, sondern weil meine Gefühle für dich –« Joe brach ab. Er meinte, den Schlüssel im Schloß gehört zu haben. In dem Moment stürzte Tara ins Zimmer mit, so schien es im ersten Augenblick, einer ganzen Horde von Menschen. Er seufzte. Es wurde Zeit, daß Tara eine Wohnung für sich fand.
    Als Joe noch versuchte, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, plapperte Tara munter drauflos und zeigte auf die Leute hinter sich. »Wir kamen sowieso hier vorbei, und da habe ich gedacht, es wäre doch nett, wenn ihr euch kennenlernen würdet, weil alle schon voneinander gehört haben. Das ist Amy aus dem Büro, das hier ist Benjy…« Sie machte eine Pause und sagte tonlos: »für mich« zu Katherine und Joe, dann hielt sie sich den Bauch und verdrehte die Augen, womit sie andeutete, daß sie sich am liebsten übergeben würde, und fuhr dann fort: »Und das ist…«
    Joe sah den Mann entsetzt an. Er erkannte ihn sofort. Es war unmöglich, ihn nicht zu erkennen. Mit seiner großen Gestalt, seinen breiten Schultern und den langen roten Haaren füllte er fast den ganzen Raum aus. Es war der verwöhnte Schauspieler aus dem Butterwerbespot, Lorcan Irgendwer.
    Anscheinend hatte auch Lorcan Joe erkannt, denn er unterbrach Taras Vorstellungszeremonie und rief laut und überrascht aus: »He, wir kennen uns doch.«
    Joe runzelte die Stirn und machte sich auf ein unangenehmes Gespräch gefaßt, doch dann spürte er eine unerklärliche Angst in sich aufsteigen. Er folgte Lorcans Blick und merkte, daß Lorcan nicht ihn ansah, sondern Katherine.
73
    K atherine war leichenblaß. »Hallo«, sagte sie schwach. »Hallo«, Lorcan grinste und schnipste mit den Fingern, weil ihm ihr Name nicht gleich einfallen wollte. Er konnte sich nicht erinnern, woher er sie kannte, aber er vermutete, daß er irgendwann mit ihr geschlafen hatte. Was war er doch für ein toller Hecht!
    Tara, die dabei war, die beiden miteinander bekanntzumachen, hielt inne, als sie merkte, daß die Dynamik sich verändert hatte und sie den Ablauf nicht mehr gestaltete. »Kennt ihr euch etwa?« trompetete sie verwundert und sah von Lorcan zu Katherine und wieder zurück.
    »Ich glaube schon.« Lorcan lächelte Katherine geheimnisvoll zu. »Oder?«
    Sie nickte.
    In dem Moment veränderte sich ohne ersichtlichen Grund die Stimmung im Raum. Joe saß starr und erschrocken auf dem Sofa. Benjy, Amy und Tara standen stumm und ohne ein Lächeln im

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