Pusteblume
mit ihnen unterhalten. Als er es nicht mehr aushielt, flüsterte er Katherine ins Ohr: »Sollen wir fliehen, du und ich? Dann können wir irgendwohin gehen, wo wir uns richtig unterhalten können.« Als sie auf der Straße waren, schlug Lorcan lässig vor. »Wollen wir zu dir gehen?«
Katherine hielt einen Moment den Atem an. Glaubte er, sie sei eins von den dummen, jungen Mädchen vom Lande? »Nein«, sagte sie entschlossen, »wir gehen in eine andere Bar.«
Lorcan lachte auf. »Du bist sehr klug, Katherine mit K. Recht hast du, vorsichtig zu sein, aber mir kannst du vertrauen.«
»Aber das würde jeder sagen!«
»Sehe ich aus wie ein Vergewaltiger?« fragte er mit verletzter Unschuld und breitete seine Arme aus.
»Wie soll ich wissen, wie ein Vergewaltiger aussieht?« erwiderte sie schnippisch.
Lorcan stellte sich vor sie hin, legte seine großen Hände auf ihre schmalen Schultern und kam ganz nah an sie heran. »Ich würde dir nicht weh tun«, versprach er ihr mit seiner eindringlichen, melodischen Stimme. »Ehrlich nicht.«
Katherine war von seiner Aufrichtigkeit so beeindruckt, daß sie verstummte. Sie glaubte ihm. In Gegenwart seiner machtvollen Männlichkeit hatte sie das Gefühl, als gehörte sie hierhin und hätte schon immer hier sein sollen. Das letzte Stück des Puzzles, das ihr Leben war, setzte sich an die richtige Stelle. »Also gut.« Sie keuchte. »Du kannst auf eine Tasse Tee zu mir kommen, aber keine faulen Tricks.« Sie drohte ihm streng mit dem Finger, den er mit spielerischem Knurren zu schnappen versuchte, woraufhin Katherine sich vor Lachen schüttelte.
»Komm, gehen wir.« Lorcan legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie halb, halb trug er sie über den Bürgersteig.
»Ich meine es ernst.« Sie blickte ihm ins Gesicht, während er sie die Straße entlangführte. »Keine faulen Tricks.«
»Abgemacht«, stimmte Lorcan ihr zärtlich zu.
Aber es kam doch zu faulen Tricks.
Kaum hatte sie ihm in ihrem Zimmer einen Tee gemacht, stellte er seine Tasse auf den Stapel Buchhaltungsbücher. Dann nahm er ihr die Tasse aus der Hand und stellte sie ebenfalls ab.
»Was machst du?« sagte sie mit einem Krächzen.
»Ich will nicht, daß du deinen Tee verschüttest.«
»Wieso sollte ich?«
»Weil es schwierig ist, Tee zu trinken, wenn man dabei geküßt wird.«
Sie war außer sich vor Angst. Er war also doch ein Vergewaltiger! Sie machte den Mund auf und wollte protestieren, aber er zog sie zu sich heran und legte seine Arme hart und fest um sie. Dann senkte er sein schönes Gesicht zu ihr herab, legte seine wunderschönen Lippen auf ihre und küßte sie.
Sie spürte einen winzigen Moment des Widerwillens, aber bevor sie Lorcan noch zurückstoßen konnte, war sie gefangen. Sie war schon geküßt worden, aber nie so, und als er aufhörte, wollte sie, daß er weitermachte. Zögernd öffnete sie die Augen, und ihr Körper war nach vorne geneigt, suchte seinen.
»Sehen wir uns morgen, Katherine mit K?«
»Ja«, sagte sie ganz außer Atem.
Als die Nonnen ihnen erzählten, sie sollten nie schwarze Lackschuhe zu einem Rock anziehen, weil Männer so einen Blick auf ihre sich in den Schuhen spiegelnden Unterhosen erhaschen könnten, hatte sogar Katherine gelacht. Dennoch hatten sich ihr einige der Lehren der katholischen Kirche tief eingeprägt. Wie Tara und Fintan ihr Leben lebten, ging sie nichts an, aber sie hatte die Absicht, als Jungfrau in die Ehe zu gehen. Sie war fest entschlossen, mit Lorcan nicht bis zum Letzten zu gehen, und nie war ein Entschluß fester. Aber sie wollte, daß er sie küßte, und das tat er auch.
Sie verbrachten jeden Abend zusammen, manchmal gingen sie in seine Wohnung, aber meistens in ihr Zimmer. Dort lagen sie auf ihrem schmalen Bett und küßten sich stundenlang, während die Buchhaltungslehrbücher auf ihrem winzigen Schreibtisch einstaubten. Es waren lange, heiße, forschende Küsse, bei denen er halb auf ihr lag. Das Gewicht seines Körpers war beängstigend und köstlich gleichzeitig, ein Bein hatte er über ihre Schenkel gelegt, seine Hand streichelte ihre Taille, ihr Körper drängte sich an seinen.
Sie war erregt von dem rauchigen, erwachsenen, männlichen Geruch seines Jacketts, von dem seidigen Haar zwischen ihren Fingern, seinem Stöhnen, wenn sie seinen Nacken streichelte, seinem heißen, süßen Mund auf ihrem … Aber als er anfing, mit dem Verschluß ihres BHs zu spielen, war sie entsetzt: weil er es wagte, aber auch weil sie es wollte. Sie schob
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