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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Zimmer. Von Katherine gingen fühlbare, aber unbegreifliche Schwingungen aus.
    »Ich habe euch gar nicht erkannt, im angezogenen Zustand«, sagte Tara fröhlich, in dem Bemühen, die düstere, unheilträchtige Atmosphäre zu vertreiben. Aber das ließ die allgemeine Anspannung nur noch steigen. Hinter sich konnte Tara Amys Angst praktisch fühlen. Besser, sie riechen.
    »Du bist … ah … ehm…« Lorcan versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. Jessica? Inez? Mary? Gott, es könnte jeder Name sein. Eine Frau unverfänglich Babe zu nennen hatte Lorcan schon manchmal aus der Patsche geholfen, besonders am Morgen danach, wenn er aufwachte und sich nicht mehr an den Namen der Frau neben sich erinnern konnte, aber hier würde ihm das nichts nützen. Und woher kannte er sie genau? »Ich kann mir einfach keine Namen merken«, sagte Lorcan mit einem um Verzeihung bittenden Lächeln und blickte auf Katherine hinunter, die wie benommen auf dem Sofa saß. Sie sah süß aus, fand er, er hätte nicht übel Lust, die Erinnerung aufzufrischen.
    Trotz des Schocks war Katherine voller Zorn auf sich selbst. Wie oft hatte sie darum gebetet, daß sie ihm wiederbegegnen würde, damit sie dann so tun könnte, als hätte sie ihn noch nie gesehen? Wie lange hatte sie geübt, erwachsene Männer mit einer verächtlich hochgezogenen Augenbraue zu verängstigten Kindern zu machen, damit sie es im richtigen Moment ihm gegenüber anwenden könnte? Und jetzt konnte sie nicht einmal den Kopf von der Sofalehne heben!
    Aber beschämender noch als ihre Unfähigkeit, sich zu rühren, war ihr Wunsch, daß er sich an sie erinnern möge. Zitternd sah sie ihn an und wünschte sich inständig, daß ihm wenigstens ihr Name einfiel. Aber es war tatsächlich schon lange her…
    »Ich bin Katherine«, flüsterte sie.
    Lorcan lächelte strahlend und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Ja, natürlich. Katherine. Jetzt fällt’s mir wieder ein.«
    »Katherine mit K«, sagte Katherine langsam und deutlich.
    Lorcan wiederholte mit einem nachgiebigen Lächeln: »Na, klar, Katherine mit…« Dann brach er ab, und das Blut wich aus seinem Gesicht. Himmel! Er bereute es auf der Stelle, je erwähnt zu haben, daß er sie von irgendwoher kannte. »Du siehst anders aus«, sagte er unbeholfen.
    »Es ist schon lange her.«
    »Ja, das stimmt, tatsächlich. Es ist bestimmt schon, warte mal, sieben Jahre her?«
    »Zwölfeinhalb«, sagte sie, bevor sie sich bremsen konnte.
    Und dann haßte sie sich wirklich, mit voller Inbrunst. Wie konnte sie so durchschaubar sein?
    »Du hast es dir gut gemerkt.« Lorcan lachte nervös. Er war sehr, sehr daran interessiert zu gehen und bewegte sich auf die Tür zu, doch in dem Moment bemerkte er den Mann neben Katherine mit K. Herr im Himmel, was wurde hier gespielt? Es war der hübsche junge Werbemensch, der ihn aus dem Butterwerbespot rausgeschmissen hatte. Mit einem plötzlich aufkommenden Gefühl der Paranoia, das ihm die Kehle abschnürte, überlegte Lorcan, ob dies ein abgekartetes Spiel sei. Eine Art Gericht, ein nochmaliges Ablaufen seines Lebens? Die Vergangenheit, die ihn jetzt doch noch einholte? Hielten sich noch andere erzürnte Frauen und verärgerte Kollegen im Schlafzimmer versteckt und warteten auf ihren Auftritt? Doch dann schalt er sich wegen seiner Dummheit. Reiner Zufall. Nichts anderes konnte es sein. »He«, sagte er und versuchte seine Beklommenheit hinter einem lauten, abfälligen Lachen zu verstecken, »das ist ja Joe, Joe Roth.«
    »Lockery Liggery.« Joe nickte mit feindseliger Höflichkeit. »Was für eine Überraschung.«
    »Lorcan ist mein Name.«
    »Hab ich das nicht gesagt?« Joes unschuldiger Ton täuschte keinen.
    Ein Glitzern stand plötzlich in Lorcans Augen. Er hatte die Demütigung, die er an dem Drehtag erlitten hatte, nicht vergessen. Auch nicht die Armut, in der er seither lebte, oder die Tatsache, daß seine Karriere weiterhin in der Flaute war.
    »Seid ihr zwei…?« Lorcan zeigte mit dem Finger auf Katherine und Joe.
    »Sind wir zwei was?« fragte Joe.
    »Seid ihr ein Paar?«
    »Was geht Sie das an?« fragte Joe höflich.
    »Nein, sagt nichts, ihr seid verheiratet.« Lorcan lachte.
    »Wir sind nicht verheiratet«, sagte Katherine mit einer Stimme, die aus weiter Ferne kam.
    »Wunderbar!« sagte Lorcan erfreut. Dann setzte er sich, was mit allgemeiner Bestürzung wahrgenommen wurde, neben Katherine auf das Sofa und küßte sie mit Bedacht auf die Wange. »Es gibt also noch

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