Pusteblume
ihn weg, setzte sich auf und erklärte ihm, daß sie nicht zu dieser Sorte gehöre und daß er sich unterstehen solle, so etwas je wieder zu versuchen. Er entschuldigte sich ausgiebig.
Aber beim nächsten Mal versuchte er es erneut, und Katherine war wie ein Racheengel. »Geh nach Hause«, verlangte sie.
Er war am Boden zerstört. Er weinte sogar und schwor, es nie wieder zu tun, aber sie sagte nur: »Geh bitte.«
Also ging er, und sie weinte sich die Augen aus, weil sie dachte, nun sei alles vorbei. Obwohl sie erst seit zwei Wochen miteinander gingen, hatte sie sich nie so verlassen und allein gefühlt.
Aber am nächsten Tag, um sieben Uhr in der Frühe, klopfte es heftig an ihre Zimmertür, und als sie aufmachte, stand Lorcan davor, blaß und mitgenommen nach einer schlaflosen Nacht, ein Bild der Zerknirschung. Wortlos stürzten sie einander in die Arme, dann führte sie ihn zu ihrem Bett, wo er sich niederlegte. Und als er ihr das Nachthemd aufknöpfte und ihre Brüste berührte und ihre Brustwarzen mit seinen Zähnen zu heißen, harten Spitzen machte, protestierte sie nicht.
Obwohl sie wußte, daß es verboten war, gefiel es ihr sehr. Scham vermischte sich mit einem schmutzigen, lüsternen Verlangen, und jedesmal, wenn sie zusammen waren, wollte sie Lorcan sagen, er solle es nicht wieder tun, aber sie brachte es nicht fertig. Schließlich beschwichtigte sie sich selbst, indem sie alles oberhalb der Taille für erlaubt erklärte. Das machten die anderen ja auch. Tara hatte Jungen ihre Brüste berühren lassen, seit sie vierzehn war. Und solange Katherine und Lorcan nichts »da unten« machten, war es nicht so schlimm. Außerdem war er verrückt nach ihr. Und so lieb. Alles an ihr gefiel ihm.
Bei einem der zärtlichen Gespräche, die zwischen den Küssen stattfanden, erhielt sie die Gewißheit, daß dies etwas Besonderes sei. Lorcan sah sie bedeutungsvoll aus halbgeschlossenen Augen an und sagte: »Ich wette, du hattest schon jede Menge Freunde.«
»Nein.« Sie war noch zu unerfahren, um zu lügen. »Nicht viele, nur zwei.«
»Jetzt bin ich richtig eifersüchtig«, sagte er eingeschnappt, und es war nicht gespielt.
»Nein, nein, sei nicht eifersüchtig«, beruhigte sie ihn. »Es waren doch nur Jungen, die in Knockavoy Ferien machten. Es war doch nicht wie … wie das hier.«
»Und, hat es sich gelohnt, auf mich zu warten?« Er schmunzelte.
»Ja.« Lorcan war ihre Belohnung, weil sie so brav gewesen war. Wer geduldig wartet, wird schließlich belohnt.
»Und du«, fragte sie schüchtern, »hattest du vor mir viele Freundinnen?« Sie wappnete sich. Bestimmt hatte er viele gehabt. Besonders, wenn man bedachte, daß er sieben Jahre älter war als sie. Und auch noch so gut aussah.
»Ein paar«, sagte er unbestimmt. »Nichts Besonderes.«
Im Flüsterton erzählte sie Tara und Fintan am Telefon, daß sie einen Freund habe. Nach und nach erzählte sie, daß er sehr gut aussah, daß sie verrückt nach ihm sei, und daß er verrückt nach ihr sei. Wann würden die beiden nach Limerick kommen, damit sie ihnen ihren Freund vorstellen konnte?
Doch keiner der beiden konnte in den nächsten vier Wochen kommen, da sie Nachtschicht hatten.
»Oh«, sagte Katherine enttäuscht.
»Es tut uns leid. Wir möchten ihn unheimlich gern kennenlernen«, sagte Tara. »Erzähl noch mal, wie gut er aussieht! Ist er so schön wie Danny Hartigan?«
Katherine lachte spöttisch. Danny Hartigan war im vorletzten Sommer zwei Wochen lang Taras Schatz gewesen, und jetzt war er der Maßstab, an dem alle anderen Jungen gemessen wurden. Doch im Vergleich zu Lorcan war er ein Nichts. »Viel besser als Danny Hartigan. Er sieht aus wie ein Filmstar, und übrigens ist er Schauspieler.«
»Was du nicht sagst.« Tara konnte ihren Neid nicht verhehlen. Ein Schauspieler! »Das erzählst du erst jetzt?«
Katherine hörte, wie Tara Fintan zurief: »Er ist Schauspieler.« Dann sprach Tara wieder in die Muschel.
»Haben wir ihn schon mal irgendwo gesehen?« fragte sie. »Kennen wir ihn?«
»Vielleicht«, sagte Katherine mit stolzgeschwellter Brust. »Du kennst doch die Werbung für den Weichspüler? Wenn die Männer beim Fußballspielen sind und…«
»Ich fasse
es
nicht!« sagte Tara mit Staunen. »Nicht der Schiedsrichter, der ihnen sagt, sie sollen ihre Trikots ausziehen? Der ist PHANTASTISCH!«
»Phantastisch«, hörte Katherine Fintan im Hintergrund. »Nein, nicht der Schiedsrichter«, mußte Katherine zugeben. »Er ist einer der Spieler am
Weitere Kostenlose Bücher