Pusteblume
verschließen, wie weit sie gesunken war, und überzeugte sich davon, daß die Frage nach der Todsünde nicht gestellt werden mußte, weil sie sich liebten. Sie hatte sich immer eingeredet, daß sie nicht bis zum Letzten gehen würde. Selbst Tara war noch nicht so weit gegangen. Doch im Lauf der Wochen hatte Lorcan Katherines Widerstand soweit überwunden, daß seine Hosen jedesmal, wenn sie auf dem Bett lagen, heruntergezogen waren, während ihr Höschen bis zur Mitte des Oberschenkels gestreift war und er seine Erektion auf ihre Scham legen durfte.
»Aber nicht weiter, ja?« flüsterte sie.
»Nein, natürlich nicht«, flüsterte er zurück.
Aber manchmal stieß er mit dem Penis gegen ihre Scham, und das löste bei beiden eine so heftige Erregung aus, daß er einen weiteren Stoß wagte.
»Aber nicht reintun«, flehte sie.
»Nein, ich tu ihn nicht rein«, beruhigte er sie. »Ich bewege ihn nur ein bißchen … so … gefällt dir das?«
Sie nickte. Es war das schönste Gefühl, das sie je gehabt hatte. Und solange sie nicht weitergingen, hatte sie nichts zu befürchten.
»Kann ich ihn ein bißchen bewegen?« murmelte Lorcan.
»Meinetwegen, aber nicht reintun.«
»Mach ich doch nicht.«
Nach einer Weile sagte Katherine halb entsetzt: »Ich glaube, du tust ihn rein.«
»Nein, keine Angst«, sagte er, und seine Hüften bewegten sich rasch auf und ab, »er ist davor, ich bewege mich nur.«
Doch seine Hüftbewegungen wurden stärker und heftiger, und in dem Moment, als Katherine von einer mächtigen, erschütternden Empfindung gepackt wurde, sagte Lorcan triumphierend: »Jetzt ist er drin!«
Danach weinte sie, und er hielt sie in den Armen und streichelte sie und sagte immer wieder: »Es wird wieder gut, Baby, wird alles wieder gut.«
Sie wandte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu und sagte kreuzunglücklich: »Wir machen das nie wieder. Und glaub ja nicht, daß du mich überreden kannst, denn das kannst du nicht. Es ist das Schlimmste, was ich je gemacht habe. Wenn ich jetzt sterben mußte, würde ich in die Hölle kommen.«
Aber sie machten es noch einmal. Wieder eine Ausnahme und ohne Wiederholung. Dann noch einmal. Und als Lorcan davon sprach, daß sie Vorkehrungen treffen sollten, fuhr sie ihn an, daß dazu keine Veranlassung sei, weil sie es nie wieder tun würden.
Aber natürlich machten sie es wieder. Nicht, weil Lorcan drohte, die Sache zu beenden, wenn sie nicht bereit sei. Das hatte er gar nicht nötig. Ihr eigener unzuverlässiger Körper war es, der sie immer wieder verführte – sie konnte Lorcan einfach nicht widerstehen.
Und in den Stunden der Scham-und Ekelgefühle fand sie Trost in dem Gedanken, daß er sie liebte. Wenn sie erst verheiratet waren, hätte es alles seine Richtigkeit, dann würde es rückblickend gerechtfertigt.
Nicht, daß vom Heiraten gesprochen worden wäre, aber es schwang indirekt mit. In seinen Blicken für sie, wenn sie sich sahen, in der Wärme seiner Stimme, wenn er sagte, daß er sie liebte.
75
B enjy war der erste, der sprach und das schreckliche Schweigen in Katherines Wohnzimmer durchbrach. »He«, sagte er und fragte sich, warum er immer derjenige war, der für Lorcan die Dinge ins reine bringen mußte, »das beweist mal wieder, daß es nur dreizehn Menschen auf der Erde gibt und sie den Rest mit Spiegeln machen. Aber ich glaube, wir sollten gehen. Amy? Tara? Lorcan?«
»Ja, das wäre das beste«, sagte Amy mit erstickter Stimme.
Lorcan ließ nicht erkennen, ob er verstanden hatte.
»Aber hier gefällt es mir«, sagte Lorcan sanft, grausam. Dann lächelte er Katherine an, die wie gelähmt war und zwischen ihm und Joe eingeklemmt saß. Das Lächeln hieß soviel wie: Ich komme wieder.
Mit träger Anmut erhob Lorcan sich, er hatte es nicht eilig. »Bis dann«, schnurrte er und ging mit schwingenden Schritten zur Tür.
»Bis dann«, sagten auch Benjy und Tara, die das Zimmer nicht schnell genug verlassen konnten.
Amy wollte sich auch verabschieden, aber als sie den Mund aufmachte, kam nur ein Krächzen heraus.
Die Tür schlug zu, das Schweigen wogte durch das Zimmer, und in der Leere vibrierten lauter böse Gefühle.
»Woher kennst du Lorcan?« fragte Katherine Joe mit tonloser Stimme. Sie sah ihn nicht an.
»Ich habe mit ihm einen Werbespot gemacht. Beziehungsweise, ich habe ihn nicht mit ihm gemacht.«
»Wie meinst du das?«
»Er war so widerspenstig, daß wir einen anderen Schauspieler holen mußten.«
»Typisch Lorcan. Der große Star.« Er
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