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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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versuchte, das Gesagte zurückzunehmen. Im Gegensatz zu Fintan gelang es ihr meistens, ihre Verachtung für Thomas zu verbergen. Sie bewegte sich auf einem schmalen Grat: Während es einerseits ihre Pflicht war, Tara wissen zu lassen, daß sie einen besseren Mann als Thomas verdient hatte, brauchte Tara sie auch als Vertraute. Und wenn Tara merkte, wie sehr Katherine Thomas verabscheute, würde sie ihr nichts mehr erzählen, und das wäre nicht gut. Wenigstens nicht für Tara. Für Katherine hingegen wäre es sehr gut, weil ihr Blutdruck nicht jedesmal in die Höhe schnellen würde, wenn sie sich anhören mußte, »was Thomas jetzt schon wieder getan hatte«.
    »Ich weiß, daß ihr ihn alle haßt«, wiederholte Tara. »Aber ihr seht in ihm nicht, was ich sehe.«
    »Natürlich nicht«, murmelte Fintan. Er wagte es nicht, die anderen anzusehen, falls sie wieder anfingen zu lachen.
    »Ich weiß, daß er manchmal … schwierig ist. Aber das liegt nur daran, daß seine Mutter ihn verlassen hat. Er liebt mich, und er würde mir nie untreu sein«, sagte Tara. »Das ist sehr viel. Besonders nachdem…«
    Alle warteten.
    Sie kannten den Text auswendig.
    »Besonders nachdem…« Tara schluckte schwer. »Besonders nachdem…«
    »… Alasdair dich verlassen hat…«, half Fintan ihr behutsam.
    »… und eine andere Frau geheiratet hat…«, vollendete Katherine die Geschichte.
    Tara sah sie mißtrauisch an. »Rede ich zuviel darüber oder so?«
    »Ach wo«, sagte Fintan freundlich. »Zwei Jahre sind doch keine Zeit.«
    »Wenn ihr meint.« Taras Miene hellte sich auf.
    »Na klar meinen wir das«, sagten sie im Chor.
    Es war an der Zeit, Fintans Garderobe zu inspizieren.
    »Darf ich deinen Mantel mal anfassen?« fragte Tara ehrfürchtig.
    »Gehört er dir, oder führst du ihn nur ein bißchen aus?«
    »Ich habe ihn aus der Kleiderkammer. Carmella würde mich den Löwen zum Fraß vorwerfen, wenn sie es wüßte.«
    »Klamotten sehen so toll an dir aus«, sagte Tara neidisch und seufzte. »Besonders, seit du abgenommen hast.«
    Fintan kleidete sich immer stilecht. Da der Mantel zum ManchesterLook gehörte, trug er dazu weite Hosen, ein weites Hemd und kobaltblaue Wüstenstiefel. »Mich überkam plötzlich ein nostalgisches Gefühl«, sagte er – falls jemand denken sollte, er hielte den ManchesterLook für aktuell. Sein Finger lag fest am Modepuls der Zeit, und er wollte, daß alle das wußten. »Ich fand, ein bißchen Retro wäre angebracht. Ein Rückblick auf siebenundneunzig. Was mir noch fehlt…«, sagte er mit einem Blick auf Sandros Brille.
    Sandro wehrte ab. »Die kriegst du nicht!«
    »Nur fünf Minuten«, bettelte Fintan. »Ich fühle mich ganz nackt ohne sie. Der ManchesterLook funktioniert nicht ohne eine John-Lennon-Brille. Bitte-bitte.«
    »Meinetwegen.« Widerwillig gab Sandro ihm die Brille, und Fintan setzte sie auf.
    »So!« sagte er. »Endlich bin ich vollständig angezogen. Du liebe Güte, die ist aber stark.« Er sah die anderen der Reihe nach an.
    »Das ist ja phantastisch! Hätte ich das nur eher gewußt. Das ist ja wie ein Trip! Ich hätte mir im Lauf der Jahre ein Vermögen für Drogen sparen können.«
    »Kann ich sie zurückhaben?« fragte Sandro. »Ohne Brille sehe ich so gut wie nichts.
    »Aber jeden Sonntagabend betrinkst du dich, bis du nichts mehr siehst. Ohne Brille hast du doch einen Vorsprung.«
    Tara lehnte Fintans Angebot ab, auch einmal Sandros Brille aufzusetzen. »Mit Brille sehe ich aus wie eine Eule.«
    »Und wie kommst du klar? Mit Kontaktlinsen?«
    »Genau«, sagte Tara.
    »Und was ist mit dir?« fragte Fintan Katherine. »Wie sind deine Augen?«
    »Hundertprozentige Sehkraft«, sagte sie.
    Alle lachten, sogar Katherine.
    »Das hätte uns klar sein müssen«, prustete Tara. »Miss Perfect.«
    »Manchmal wird mir selbst ganz schlecht«, stimmte Katherine ihr zu und lachte über das ganze Gesicht.
    »Anonyme Arschlecker«, rief Tara ihr zu. »Vielleicht solltest du dich denen anschließen.«
    »Aua«, machte Fintan und legte die Hand an den Hals. »Au, verdammt noch mal. Meine Drüsen! Ich hab’ was am Hals.«
    »Das ist das Wasser, das dir bis zum Hals steht«, sagte Tara.
    »Ach, es ist kein bißchen lustig. Mein Hals, mein Magen – ich bin ein einziges Wrack! Diese beschissenen Kolibakterien. Ich dachte, ich wäre drüber hinweg.«
    Katherine wollte ihn tadeln, aber als sie Sandros besorgten Blick sah, ließ sie es.
    Fintan sah Tara an. »Wie geht es dir denn bei diesem Wetter? Wo

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