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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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erbarmungslos immer wieder auf das gestoßen, was er Samstagabend gesagt hatte, und konnte sich nicht entscheiden, ob sie ausrasten oder darüber hinweggehen sollte, in der Hoffnung, daß es verschwinden würde.
    Sie konnte sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Um vier begann sie, ihre Sachen zusammenzupacken.
    »Entschuldige bitte, aber was machst du jetzt?« fragte Ravi mißtrauisch.
    »Ich dachte, ich probier’s mal mit der Einkaufstherapie.«
    »Nein!« Ravi stellte sich ihr in den Weg, wie sie ihn gebeten hatte. »Du mußt aufhören, Geld auszugeben.«
    »Danke, Ravi.« Tara versuchte, sich an ihm vorbeizuzwängen.
    »Schönen Dank für deine Aufmerksamkeit, aber heute möchte ich nicht aufgehalten werden.«
    »Du hast gesagt, auch wenn du mich anbettelst, soll ich mich nicht erweichen lassen.« Ravi baute sich noch breitbeiniger vor ihr auf.
    Tara machte einen Sprung und versuchte, seitlich an ihm vorbeizukommen, aber blitzschnell versperrte Ravi ihr den Weg. Es kam zu einem kleinen Gerangel.
    »Vinnie, sag ihm, er soll mich durchlassen!«
    »Er tut nur, worum du ihn gebeten hast.« Vinnie zuckte genervt die Achseln. Kein Wunder, daß ihm die Haare ausgingen.
    Sie standen sich gegenüber – Ravi, leicht in den Knien, die Muskeln im ganzen Körper angespannt und einsatzbereit, die Hände zum Kung-fu-Schlag erhoben. Tara bedauerte zutiefst, daß sie ihn um Unterstützung gebeten hatte. »Können wir nicht morgen damit anfangen?« flehte sie. »Bitte!«
    Enttäuscht gab Ravi seine En-garde-Position auf. »Meinetwegen, viel Vergnügen.«
    Tara ging also einkaufen und versuchte, ihren Riesenhunger zu ignorieren. Sie hatte gehofft, daß ein Gang durch die Kaufhäuser sie ablenken würde, aber sie mußte feststellen, daß sie sich mit dem Gedanken, Größe vierundvierzig tragen zu müssen, nicht abfinden konnte. Der Kleiderkauf war ein Vergnügen, an dem sie nicht mehr teilhatte; statt dessen ging es jetzt um Schadensbegrenzung.
    Es gab viele Sachen, die automatisch nicht in Frage kamen: ärmellose Oberteile, taillierte Mäntel, Wollkleider, alles, was mit Jersey, Lycra, Falten oder BH-frei zu tun hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal Hosen getragen hatte.
    Der einzige Trost waren sexy, raffinierte Schuhe. Schuhe waren die Freunde der dicken Frau. Schuhe sahen auch dann noch schön aus, wenn man alles andere abgeschrieben hatte.
    Eine Haartönung schien ihr auch eine gute Idee – sie hatte sich schon immer auf die Dinge spezialisiert, die eine Ablenkung versprachen. Auffallender Schmuck, verrückte Handtaschen, fluoreszierendes Make-up boten einen besonderen Blickfang. Ein blauer Pony würde jeden von ihrem dicken Bauch ablenken.
    Als sie einen Frischeduft mit Erdbeergeruch für das Auto, ein Paar hochhackige schwarze Schuhe, blaue Haartönung, lila Haartönung, ein Strickmuster und Stricknadeln für den Pullover für Thomas gekauft hatte, war es zu spät für ihren Steptanzkurs.
    Sie tat so, als wäre sie enttäuscht. Sie hatte die Möglichkeit, Zirkeltraining zu machen, aber in dem Raum waren immer lauter muskelbepackte Männer, die Liegestütze machten und dabei stöhnten. Das würde sie nicht ertragen. Nicht in rosafarbener Gymnastikhose. Ich fange morgen an, nahm sie sich vor.
18
    A uf dem Weg nach Hause fuhr sie spontan bei Katherine vorbei. Sie hatte sie am Telefon nicht erreicht und wollte mit ihr sprechen. Unangemeldet bei Katherine vorbeizuschauen war nicht etwas, was sie normalerweise tat. In dem Punkt hatten sie die Londoner Gepflogenheiten angenommen, wonach es der Gipfel der Unhöflichkeit war, wenn man unerwartet bei jemandem klingelte. Ein Satz wie: »Ich war gerade in der Gegend und dachte…« wurde als grobes Fehlverhalten betrachtet. Viele Londoner, die alle Anrufe mit Hilfe des Anrufbeantworters sondieren konnten, gerieten völlig aus dem Konzept, wenn es plötzlich an der Tür läutete. Ein Mensch! Aus Fleisch und Blut! Vor ihrer Tür!
    Viele weigerten sich zu öffnen, wenn es eindeutig nicht der Postbote sein konnte. Statt dessen preßten sie sich flach an die Wand und versuchten, aus dem Fenster zu spähen, wie in Filmen, wenn die Polizei im Begriff ist, das Haus zu stürmen. Allerdings hatten sie nicht die Absicht, den Besucher einzulassen, sondern sie wollten einfach nur wissen, wer zu diesem abweichenden Verhalten neigte, damit sie ihn ab sofort von ihrer Weihnachtskartenliste streichen konnten.
    Katherine war unter der Dusche, aber Tara dachte, ihr widerfahre

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