Pusteblume
lachte.
Dann kamen sie unweigerlich auf das Ticken ihrer biologischen Uhren zu sprechen.
»Ich möchte gern ein Kind«, sagte Liv verlegen. »Es gefällt mir nicht, daß ich eine unbenutzte Gebärmutter habe.«
»Bloß nicht!« stöhnte Katherine. »Du wünschst dir Erfüllung und handelst dir nichts als Ärger ein.«
»Keine Angst. Es wird nicht dazu kommen«, sagte Liv traurig. »Nicht, solange mein Freund mit einer anderen Frau verheiratet ist. Und außerdem in Schweden lebt.«
»Du hast wenigstens einen Freund«, sagte Fintan fröhlich. »Nicht wie Katherine hier. Wie lange ist es her, Katherine, seit du es gemacht hast?«
Katherine lächelte nur geheimnisvoll, und Fintan seufzte. »Was sollen wir nur mit dir machen? Es ist ja nicht so, daß du keine Angebote von sexy Typen bekommst.«
Wieder lächelte Katherine, diesmal etwas angespannter.
»Wißt ihr, ich würde auch gern ein Kind haben«, gab Fintan zu. »Das ist das einzige, was ich am Schwulsein bedauere.«
»Du kannst doch trotzdem ein Kind bekommen«, sagte Tara munter. »Such dir eine Frau, die mitmacht, schließ mit ihr einen Vertrag als Leihmutter ab, und die Sache ist geritzt.«
»Gute Idee. Wie wär’s mit einer von euch? Katherine?«
»Nein«, sagte Katherine knapp. »Ich will keine Kinder.«
Fintan lachte angesichts ihres angewiderten Ausdrucks. »Wenn du dich in den Richtigen verliebst, denkst du anders darüber. Und du, Tara? Meldet sich deine Gebärmutter bei dem Gedanken, ein Kind auszutragen?«
»Ja, nein … ich weiß nicht, vielleicht«, sagte Tara vage. »Aber eins steht fest: Ich kann kaum für mich selber sorgen. Wenn ich ein anderes Wesen waschen, füttern und anziehen mußte, wäre das mein Untergang. Ich bin einfach zu unreif.«
»Guckt euch doch an, wie es Emma ergangen ist«, pflichtete Katherine ihr bei. Emma war eine alte Freundin, die ihr Leben in vollen Zügen genossen hatte, bis sie kurz hintereinander zwei Kinder bekam. »Früher hatte sie Stil, und jetzt sieht sie aus wie eine Öko-Tante.«
»Für uns ist das ein trauriger Verlust«, sagte Tara. »Keine Zeit zum Haarewaschen, weil sie ständig Kinderpopos abwischen muß. Aber sie ist glücklich.«
»Und wenn man Gerri sieht«, erinnerte Katherine sie. Auch Gerri war eine begeisterte Partygängerin gewesen, aber seit sie ein Kind hatte, war sie selbst zum Baby mutiert. »Sie hat jede Fähigkeit, sich wie eine Erwachsene zu unterhalten, verloren.«
»Aber sie geht schon auf den Topf und kann bis zehn zählen«, sagte Liv. »Und sie ist auch glücklich.«
»Und Melanie erst mal«, sagte Katherine finster. »Früher war sie so tolerant. Jetzt gehört sie zu den Rechtsextremen und würde der National Front ihr Geld geben. So kann es einem gehen, wenn man ein Kind kriegt. Sie macht so eifrig bei Aktionen gegen Kinderschänder mit, daß sie ganz vergessen hat, wer sie eigentlich ist.«
»Aber stellt euch doch mal vor, wie das ist, wenn man sein eigenes Kind in den Armen hält«, sagte Liv zärtlich. »Die Freude! Das Glücksgefühl!«
»Vorsicht!« kicherte Tara. »Sie wird sentimental. Kann jemand sie mal aufhalten?«
»Was hat Thomas dir eigentlich zum Geburtstag geschenkt, Tara?« Katherine sprach, ohne nachzudenken, um zu verhindern, daß Liv in Tränen ausbrach.
»Einen Zehn-Schilling-Schein?« war Fintans Vermutung.
»Zehn Schillinge?« höhnte Tara. »Sei realistisch! So würde er nie mit seinem Geld um sich werfen. Ein Penny, das wäre eher sein Stil.« Sie schlug mit der Hand auf den Tisch und sagte mit einem nordenglischen Akzent: »Ich bin nicht geizig, ich achte nur aufs Geld.« Sie klang genau wie Thomas.
»Einen Blumentopf, den er mit Muscheln beklebt hat? Oder einen gebrauchten Kugelschreiber?« Fintan ließ nicht locker.
»Er hat mir eine Thomas Holmes Special gegeben.« Tara sprach wieder mit ihrer normalen Stimme. »Eine Dose Magnoliencreme und einen Gutschein für Liposuction, wenn er im Lotto gewinnt.«
»Ist er nicht zum Schreien?« sagte Fintan sarkastisch.
»War es eine neue Dose?« fragte Katherine mit unbewegter Miene. »Oder hat er sie aus der Damentoilette in der Schule gestohlen?«
»Ich bitte dich!« Tara war entrüstet. »Sie war natürlich nicht neu. Es war die, die er mir zu Weihnachten geschenkt hat. Ich hatte sie ganz hinten in den Schrank gestellt, und er hat sie offenbar gefunden und auf diese Weise wiederverwertet.«
»Was für ein Geizknopf!« platzte es aus Liv heraus.
»Er ist kein Geizknopf«, widersprach
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