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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Tara.
    Liv war überrascht. Normalerweise war Tara die erste, die erklärte, wie knauserig Thomas war, und mit ihren Übertreibungen zeigen wollte, daß ihr das nichts ausmachte.
    »Er ist ein
Geizhals«,
sagte Tara. »Komm, Liv, sag es mir nach.«
    »Thomas ist ein Geizhals«, sagte Liv brav. »Danke, Tara.«
    »Man kann es ja auch verstehen«, sagte Tara. »Es geht immer nur um den Kommerz – Weihnachten, Valentinstag, Geburtstage, alle diese Festtage. Ich bewundere ihn, weil er sich konsequent verweigert. Und das heißt ja nicht, daß er mir keine Geschenke macht. Vor ein paar Wochen hat er mir von sich aus eine wunderschöne flauschige Wärmflasche gekauft, für meine Menstruationsbeschwerden.«
    »Einfach nur zu geizig, um dir jeden Monat Schmerztabletten zu kaufen«, spottete Fintan.
    »Ach, hört auf«, sagte Tara halb lachend. »Ihr seht ihn nicht so wie ich.«
    »Wie siehst du ihn denn?«
    »Ich weiß, daß er brummig wirkt, aber in Wirklichkeit kann er sehr süß sein. Manchmal«, fuhr sie leicht verlegen fort, »erzählt er mir sehr schöne Gutenachtgeschichten, von einem Bären, der Ernst heißt.«
    »Ist das ein Euphemismus für seinen Pimmel?« fragte Fintan mißtrauisch. »Versteckt sich Ernst gern in dunklen Höhlen?«
    »Ich sehe schon, ich verschwende nur meine Zeit«, kicherte Tara. »Gibt es irgendwas Neues? Irgendwelchen Klatsch über eine Berühmtheit?«
    Als rechte Hand von Carmella Garcia, einer koksenden spanischen Modedesignerin, die gleichzeitig als genial und verrückt gehandelt wurde, erhielt Fintan interessante Einblicke in das Leben der Reichen und Schönen.
    »Ich finde, zuerst sollten wir noch was zu trinken bestellen.«
    »Ist der Bär katholisch?«
    Eine geraume Weile und mehrere Espressi später bemerkte Katherine, daß die mit den Purpurnägeln Kasse machen und nach Hause gehen wollte. Oder, besser gesagt, Kasse machen und dahin gehen wollte, wo sie sich mit Drogen zuknallen konnte. »Ich glaube, wir sollten bezahlen«, sagte sie in das betrunkene, laute Gelächter hinein.
    »Ich bezahle«, sagte Fintan mit der Großzügigkeit eines Beschwipsten. »Ich bestehe darauf … keine Widerrede.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Katherine.
    »Du beleidigst mich.« Fintan klatschte seine Kreditkarte auf den Tisch. »Du beleidigst meine Ehre.«
    »Wie willst du deine Bankschulden auf eine achtstellige Zahl reduzieren, wenn du anderen Leuten das Essen bezahlst?« fragte Katherine mahnend.
    »Sie hat recht«, pflichtete Tara ihr bei. »Du hast mir erzählt, daß man dich einsperren wird, wenn du deine Kreditkarte noch mehr belastest. Dann kommen die Männer in Uniform mit ihren Schlagstöcken und Handschellen und holen dich…«
    »Großartig!« riefen Fintan und Liv gleichzeitig und stießen sich kichernd in die Rippen.
    »… und dann holen sie dich, und wir werden dich nie wiedersehen. ›Ihr müßt mich daran hindern, daß ich zuviel Geld ausgebe‹, hast du gesagt.« Tara schnipste ihm die Karte wieder zu.
    »Du kannst doch gar nicht mitreden«, begehrte Fintan auf.
    »Wenn zwei das Falsche denken, wird es deshalb noch lange nicht richtiger.«
    »Wieso bin ich so pleite?« wollte Fintan wissen. »Ich verdiene doch schließlich genug.«
    »Genau deswegen«, erklärte Tara mit betrunkener Logik. »Je mehr ich verdiene, desto ärmer werde ich. Wenn ich eine Gehaltserhöhung bekomme, erhöhen sich auch meine Ausgaben, nur in viel größerem Umfang. Diäten machen einen fett? Wenn’s weiter nichts ist – Gehaltserhöhungen machen einen arm!«
    »Warum können wir nicht alle so wie Katherine sein?« fragte Fintan.
    Katherine hatte einmal gestanden, daß sie bei einer Gehaltserhöhung einen Dauerauftrag für den Nettobetrag der Erhöhung einrichtete, weil sie nach dem Prinzip handelte, daß sie das, was sie nie gehabt hatte, auch nicht vermissen könnte. Sie sah von der Rechnung auf, die sie durch vier teilte. »Weil ich Menschen wie euch brauche, damit ich mich überlegen fühlen kann.«
    Schließlich gingen sie.
    Darius, der Kellner, beobachtete Katherine auf dem Weg über das Parkett. Sie war nicht sein Typ, aber etwas an ihr faszinierte ihn. Er wußte, wieviel sie getrunken hatte, aber sie stolperte nicht kreischend durch den Raum, wie die anderen, und hielt sich an ihren Freunden aufrecht. Außerdem hatte ihn ihr Verhalten beeindruckt, als sie gekommen war. Er war Experte für Frauen, die, wenn sie warten mußten, ihre Nervosität hinter künstlicher Gelassenheit zu verbergen

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