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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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schlanke Gestalt, ihr klares, offenes Gesicht, ihre rotblonden Locken – und fand, daß sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte. »Guck mal«, sagte er und stieß Lorcan in die Rippen.
    »Ich dachte, du willst eine mit Titten.« Lorcan klang nicht beeindruckt.
    »Wie man’s nimmt. Ich nehme jede«, sagte Benjy betrübt. »Jede, die ich kriegen kann.«
    »Na, da wünsche ich dir viel Glück. Und denk dran, was ich dir gesagt habe. Tu so, als wärst du schüchtern. Verlegen.«
    »Ich kann sie unmöglich ansprechen.« Benjy war entsetzt.
    »Warum nicht? Du findest sie doch toll.«
    »Genau. Deshalb geht es nicht.«
    »Nun komm schon, mein Guter«, ermunterte Lorcan ihn und gab ihm einen kleinen Schubs.
    Also machte sich Benjy mit zitternden Knien auf den Weg und begann seine Eroberung. Lorcan lehnte sich an die Wand und sah sich die Frau durch halb geschlossene Lider an. Was dem einen recht ist, ist dem anderen … ebenso recht.
    Schon bald kam Benjy wieder zurück, hochrot im Gesicht, weil er abgeschmettert worden war. Die schüchterne Tour klappte nur dann, wenn der Mann außerordentlich attraktiv war. Sonst wirkte es einfach nur tolpatschig.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte Lorcan wohlwollend.
    »Sie hat mir den Kopf getätschelt und gesagt, ich sei ein ganz Süßer.«
    »Ich glaube, wir sind uns einig, daß das nicht die gewünschte Reaktion war«, sagte Lorcan. »Gut, paß auf, ich zeige dir, wie man es macht. Du kannst durch Zugucken lernen. Ich bin nämlich ein Frauenflüsterer.«
    »Was ist denn das?« fragte Benjy verärgert. Er hatte Angst, daß Lorcan ihm Amy unter seiner Stupsnase wegschnappen würde.
    »Wie der Pferdeflüsterer, nur daß mir nicht seelisch verwirrte Pferde aus der Hand fressen, sondern seelisch verwirrte Frauen.«
    »Sie ist nicht seelisch verwirrt«, regte Benjy sich auf.
    »Und ob sie das ist. Das liebe Gesicht, die Freundlichkeit – sie ist ein bißchen zu begierig darauf, gut anzukommen.«
    »Bei mir aber nicht«, sagte Benjy mit einiger Bitterkeit.
    Den richtigen Zeitpunkt zu finden war das ganze Geheimnis. Lorcan wartete also, bis jeder Mann im Raum einen Versuch unternommen hatte. Er wußte, daß er ihr aufgefallen war. Er war so groß, man konnte ihn kaum übersehen, und er hatte bemerkt, daß sie ein-oder zweimal zu ihm herübergesehen hatte.
    Er marschierte nicht direkt auf sie zu und forderte ihre Aufmerksamkeit, denn ein gutaussehender Mann mit arrogantem Auftreten schlägt eine Frau oftmals in die Flucht. Ein gutaussehender Mann jedoch, der sich verletzbar zeigt, ist schon fast am Ziel. Deswegen inszenierte er eine wie zufällig wirkende Begegnung, indem er vorgab, dem Gastgeber beim Einsammeln leerer Gläser und Getränkedosen behilflich zu sein. »Darf ich mal kurz unterbrechen?« fragte Lorcan mit gespielter Schüchternheit. »Ist die Dose leer?«
    Als sie nickte, sagte er stockend: »Wissen Sie … ich meine, Sie haben das alles schon gehört … Ach nein, nichts, Entschuldigung. Vergessen Sie es einfach.« Und er schickte sich zum Gehen an, aber ihr Interesse war geweckt.
    »Nein, bitte, was wollten Sie gerade sagen?« fragte sie.
    »O nein.« Er trat von einem Fuß auf den anderen – die Körpersprache des Unbeholfenen, perfekt eingesetzt. »Es ist nichts von Bedeutung.«
    »Sie können nicht anfangen, etwas zu sagen, und dann abbrechen«, sagte sie und sah ihn aus blauen Augen bittend an.
    Lorcan wandte den Blick ab, schluckte, dann sagte er abrupt: »Also gut. Sie haben es bestimmt schon tausendmal gehört, aber ich wollte nur sagen, daß Sie das schönste Haar haben, was ich je gesehen habe.« Er hatte die beneidenswerte Gabe, auf Wunsch erröten zu können.
    »Danke«, sagte Amy und errötete ebenfalls.
    »Ich sollte…«, er machte eine ungelenke Bewegung mit den leeren Gläsern in der Hand und lächelte verlegen, »… ich bringe die mal in die Küche.«
    Zehn Minuten später, als Amy sich eine Zigarette anzünden wollte, hastete Lorcan mit gespielter Ungeschicklichkeit durch den Pulk der Gäste, suchte verstört nach seinem geschmackvollen Feuerzeug und ließ es unter ihrer Nase klicken. Als – wie geplant – keine Flamme aufflackerte, verlieh er seinem Gesicht einen erschrockenen Ausdruck. Dann sah er Amy in die Augen und sagte lachend: »Vor fünf Minuten hat es noch funktioniert.« Es funktionierte schon seit zwei Jahren nicht mehr.
    »Es stimmt doch«, sagte er mit einem Seufzen. »Solche Sachen lassen einen immer dann im Stich, wenn man

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