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Putla - Junge ohne Lachen

Putla - Junge ohne Lachen

Titel: Putla - Junge ohne Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Frank
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Überdruss mit Putla gedreht; ich konnte mir vorstellen, die kaputte Visage in Kauf zu nehmen, wenn ich dafür den schönen Körper erhielt.
    Bohu schlug mir deshalb vor, "Putla" noch schnell ins Programm der kommenden Filmtage zu drücken und Putla (und Bohu und Jürgen) dorthin einzuladen. "So kannst Du ihn ein paar Wochen bei Dir behalten." Aber ausser Sex sprach nichts dafür. Sicher würde er mich nach ein paar Tagen zu nerven beginnen. Vielleicht konnten wir im Winter zwei Wochen in Wien zusammen verbringen, wo ich noch andere Freunde hatte, falls Putla mich enttäuschte.
    Bohu und Jürgen verliessen uns, um zusammen zu baden. Ich wollte mir noch eine Tasse Nescafé einschenken; Putla stand wortlos auf und füllte den Wasserkessel mit Wasser und setzte ihn aufs Feuer.
    "Vielleicht können wir im Winter zusammen ein paar Tage in Wien verbringen…" Ich hätte ihm gestern etwas Schönes kaufen sollen, ein paar bessere Kleider, einen ferngesteuerten Modellrennwagen, irgend etwas; heute war Sonntag, und die Läden, die elend genug sind, geschlossen. Vielleicht, dass am Flughafen noch etwas zu bekommen ist. Ich stellte mir vor, wie es wäre, abends nach Hause zu kommen und von ihm erwartet zu werden. Putla unterbrach mich, "ich mache alles, was Sie wollen, ich kann auch Geld für Sie verdienen…"
    Er schaute mich nicht an. Ich dachte immer noch an meine Pläne, ihn mitzunehmen oder eben nicht. Er verschwand aus der Küche und kam mit dem Geigenkasten zurück, "wenn irgend ein Scheisskerl alles tun würde für Sie, alles… würden Sie dann etwas tun für ihn, wenn er alles macht?"
    Ich dachte ans Mitnehmen, an Wien, an "Alles", sagte, "vielleicht", schaute ihn an. Er streckte mir mit abgewendetem Gesicht den Geigenkasten entgegen und stotterte mit erstickender Stimme, "bitte nehmen Sie die Geige! Bitte!"
    Mit grosser Mühe brachte ich aus ihm heraus, dass er fürchtete, im Heim würde ihm die Geige weggenommen oder kaputtgemacht, bei Bohu verloren. Selbstverständlich war ich bereit, die Geige für ihn aufzubewahren, natürlich, klar; doch er stand da, an die Küchenwand gelehnt, bleich, starrte mich an, mit wie im Schock weit aufgerissenen Augen, und ich fühlte, dass er mir nicht glaubte, las in seinem Blick "du tust es nicht, nicht wahr? Du hilfst mir nicht, nicht wahr?" Und dann brach es aus ihm heraus, unter Tränen und Schluchzen bot er sich mir an, wenn ich nur die Geige für ihn aufbewahre, krampfhaft versuchte er, irgend eine für ihn noch schmerzhaftere Lust zu erfinden, und sank dann langsam, halb ohnmächtig an der Wand herunter, weinend, aufgebend, weil er gar nichts mehr anzubieten hatte, gar nichts fand, was ihm geeignet schien, einen Menschen zu verlocken, ihm zu helfen.
    Ich hob ihn auf und trug ihn ins Wohnzimmer, versprach ihm wieder und wieder, dass ich die Geige für ihn gut aufbewahren würde, doch er lag da wie ein Toter, sich mir ohne Hoffnung anbietend, völlig erloschen. Ich beschloss, ihn in die Schweiz zu nehmen, ihn so zu verlassen, brachte ich nicht über mich; nun gab es einen Grund.
    Zwei Tage telefonierte und faxte ich herum, dann hatte ich einen provisorischen Pass und ein Visum für ihn; Bohus Beziehungen halfen hier, meine in der Schweiz. Bohu, Jürgen und ihr Film waren Teil des Pakets; glücklicherweise war der Film gut genug, dass es mir vertretbar vorkam.
    "Nur für ein paar Wochen" - wir flogen in die Schweiz, Putla mit mir, neben mir, nein, für mich, bereit, doch "nur für ein paar Wochen", ein paar gute Tage mehr in seinem Leben, ein Aufschub. Doch während ich ihn streichelte, küsste, umarmte, stand in seinen Augen immer "und dann findest Du heraus, dass ich Scheisse bin, und dann schickst Du mich zurück".
    Er tat alles, sich nützlich und seine Gesellschaft für mich angenehm zu machen; er vertraute nicht wie darauf, dass er nachts im Bett ausbügeln könnte, was er tags mit einem sauren Gesicht verdorben hatte, sondern versuchte alles, falls wirklich ein Hauch einer Chance bestand, dass ich ihn mochte, ich ihm helfen würde, es durch nichts zu verderben. Während ich am Morgen nach seinen Liebesbemühungen noch einmal einschlummerte, stand er schon in Unterhosen in der Küche und kochte Wasser für Kaffee. Wenn ich meine Augen öffnete, sass er bei mir auf der Bettkante, auf den mageren, nackten Knien ein Tablett, auf dem zwei Tassen ohne Unterteller und ein Löffel lagen, der Zuckersack, die Milchpackung. Mir entgegengehalten von seinen schmalen, rauhen Händen, den

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