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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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sich aber eines Besseren. Es hatte keinen Sinn, seine Identität als Polizeioberinspektor zu enthüllen. »Ich habe nur ein paar Gedichte geschrieben.«
    »Wunderbar!« Ouyang streckte ihm seine Hand entgegen. »Toll, heute einen Dichter kennenzulernen.«
    »Und Sie schreiben vermutlich Romane.’’«
    »Nein – ehrlich gesagt bin ich Geschäftsmann.« Ouyang kramte in seiner Jackentasche und zog eine beeindruckende Karte hervor. Neben einer langen Liste von Firmen stand sein Name in Gold. »Jedesmal, wenn ich nach Guangzhou komme, quartiere ich mich hier ein. Das Schriftstellerhaus beherbergt ja nicht nur Schriftsteller. Wissen Sie warum? Ich komme hierher in der Hoffnung, Schriftsteller kennenzulernen, und heute abend hat sich mein Traum erfüllt! Ach, haben Sie übrigens schon zu Abend gegessen?«
    »Ja, unten in der Cafeteria.«
    »Was? Diese Cafeteria ist eine Beleidigung für Schriftsteller.«
    »Ich habe nicht viel gegessen.«
    »Gut«, sagte Ouyang. »Nur ein paar Häuser weiter gibt es ein Restaurant. Es ist ein kleiner Familienbetrieb, aber das Essen dort ist ganz gut.«
    Chen sah den Abend langsam am Himmel heraufziehen, während er unter Ouyangs Führung zu einer Straße kam, an der sich Garküchen befanden, die mit roten und schwarzen Lettern warben und von Papierlaternen erleuchtet wurden. Auf kleinen Kohleherden brodelte es in Töpfen, von denen einige mit Aufschriften versehen waren, die für »Ausdauer« oder »Hormone« oder »männliche Essenz« à la Guangdong warben. Seit der Reise von Deng Xiaoping in den Süden waren diese Garküchen und andere Privatunternehmen wie Pilze aus dem Boden geschossen.
    Die Garküche, zu der Ouyang ihn führte, war ziemlich schlicht: ein paar Holztische mit sieben oder acht Bänken. Die offene Küche bestand aus einem großen und zwei kleinen Kohleherden. Ihr einziges Schild war eine rote Papierlaterne, auf der das im traditionellen Stil geschriebene Zeichen für »Glück« gedruckt war. Unter der Laterne trieben und schwammen lebende Aale, Frösche, Muscheln und Fische in mit Wasser gefüllten Holzwannen und -eimern umher. Es gab auch ein beeindruckendes Terrarium mit Schlangen verschiedener Größe und Form. Die Kunden konnten sich etwas aussuchen, und das wurde dann eigens zubereitet.
    Neben dem Käfig enthäutete eine Frau mittleren Alters eine Schlange. Der Kopf war schon abgehackt, aber die Schlange wand sich noch in einer Holzwanne. Im wenigen Minuten würde sie wie eine Rolle weißes Fleisch in einem braunen Tontopf gekocht werden. Ein alter Mann mit weißer Mütze schwang eine Kelle und briet einen Karpfen in einem großen Wok, aus dem es zischte. Ein junges Mädchen bediente die Kunden und eilte, auf ihrem schlanken, nackten Arm mehrere Platten balancierend, geschäftig hin und her. Den Koch mit der weißen Mütze bezeichnete sie als Opa. Ein Familienbetrieb.
    Es kamen noch mehr Gäste, und bald waren sämtliche Tische besetzt. Das kleine Restaurant hatte offenbar einen guten Ruf. Chen war die Garküche bereits am Nachmittag aufgefallen, aber er war davon ausgegangen, daß die Preise weit über seinem üblichen Essenszuschuß lagen.
    »Hallo, Alter Ouyang. Welch günstiger Wind führt Sie heute hierher?« Das junge Mädchen, das an ihren Tisch kam, kannte Ouyang offenbar gut.
    »Nun, der günstige Wind ist heute unser angesehener Dichter Chen Cao. Es ist mir wirklich eine große Ehre. Wie immer unsere Spezialgerichte! Dazu euren besten Wein. Den allerbesten.«
    Ouyang zückte seine Brieftasche und legte sie auf den Tisch.
    »Natürlich, den allerbesten«-, wiederholte das Mädchen.
    In weniger als fünfzehn Minuten füllte sich der rohe, un-lackierte Tisch mit einer eindrucksvollen Ansammlung von Schalen. Tellern, Töpfen, Schälchen und Platten.
    Die Papierlaterne warf ein rötliches Licht auf ihre Gesichter und die winzigen Schalen in ihren Händen. Chen hatte gelernt, daß es in Guangzhou nichts mit vier Beinen gab, aus dem die Menschen nicht irgendwie eine Delikatesse machten. Und nun sah er ein solches Wunder mit eigenen Augen: Omelett mit Flußmuscheln, Fleischklößchen des vierfachen Glücks, gebratener Reisfeld-Aal, mit geschälten Garnelen gefüllte Tomaten, Acht-Schätze-Reis, Haifischflossensuppe, eine ganze Schildkröte in brauner Soße und Tofu mit Krabbenfleisch.
    »Das sind nur ein paar einfache Gerichte, wie man sie in diesen kleinen Restaurants kocht«, sagte Ouyang, wobei er seine Stäbchen hob und entschuldigend mit den Achseln

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