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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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an, ihn zu einem »besonderen Abendessen« ins Restaurant Schlangenkönig mitzunehmen. Chen hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, sein Vorhaben in Guangzhou zu Ende zu führen. Die letzten Tage waren einfach zu frustrierend gewesen. Da zog er mit einem Foto m der Hand und immer derselben Frage auf den Lippen wie ein verirrter Don Quixote von einem Hotel zum nächsten, das Unmögliche versuchend, und obwohl er sich dessen bewußt war, gab er nicht auf. Also dachte er, nicht ohne einen Hauch selbstverächtlicher Ironie, daß ein großartiges Essen einen zermürbten Oberinspektor vielleicht wiederaufbauen könnte.
    Sie wurden in ein Nebenzimmer mit weißen Wänden und einer Gruppe von Cherubim geführt, die in Blautönen an die hohe Decke gemalt waren, was Chen sofort als Direktimport aus Hongkong ausmachte. Zu den auf der Speisekarte stehenden Delikatessen gehörten junges geröstetes Ferkel und Bärentatzen, aber das Spezialgericht des Kochs war Tiger-Drachen-Schlacht. Laut der Kellnerin handelte es sich dabei um eine riesige Platte mit Schlangen- und Katzenfleisch. Auf Ouyangs Bitte begann sie aufzuzählen, was der Genuß von Schlangenfleisch für wunderbare, positive Wirkungen hatte: »Die Schlange ist gut für den Blutkreislauf. Als Medizin ist sie wirksam bei der Behandlung von Blutarmut, Rheuma, Arthritis und Entkräftung. Die Gallenblase der Schlange wirkt insbesondere schleimlösend und stärkt die Sehkraft.«
    Chen war mit seinen Gedanken nicht beim Spezialgericht des Kochs. Während er die Speisekarte in Händen hielt, dachte er noch einmal über seine Reise nach Guangzhou nach. Eine aussichtslose Suche? Aber Xie war die einzige Spur. Sie aufzugeben liefe darauf hinaus, die Ermittlungen überhaupt einzustellen.
    Die Kellnerin brachte eine Flasche zum Probieren.
    »Maotai«, sagte sie und drehte die Flasche, damit sie das Etikett sehen konnten.
    Ouyang nahm einen Probeschluck und nickte, zum Zeichen, daß man ihn trinken konnte. Der Schnaps war stark. Auch Chen trank den seinen mit einem Zug aus.
    Als Mann von Welt mußte Ouyang bemerkt haben, in welcher Stimmung sich Chen befand, aber er fragte nicht direkt danach. Erst nach einigen Bechern fing Ouyang an, über seine Geschäfte in Guangzhou zu sprechen: »Ob Sie mir glauben oder nicht. Sie sind mein Glücksstern, mein Literaturstern. Ich habe gerade einen großen Auftrag bekommen. Das feiern wir jetzt.«
    Es war denn auch ein wunderbares Essen. Die Tiger-Drachen-Schlacht erwies sich als ebenso phantastisch wie ihr Name. Zwischen dem »Drachen« und dem »Tiger« lag ein gekochtes Ei, Symbol für eine große Perle.
    »Was machen Sie eigentlich hier, ich meine, abgesehen von der Dichterei?« fragte Ouyang, wahrend er mit seinen Stäbchen das Katzenfleisch in Chens Schale füllte. »Wenn Sie etwas in Guangzhou erledigen möchten, könnte ich Ihnen behilflich sein.«
    »Nun, nichts Besonderes …« Chen zögerte, bevor er einen weiteren Becher trank. Es war der vierte oder fünfte, was ihm gar nicht ähnlich sah.
    »Sie können mir vertrauen«, sagte Ouyang.
    »Nun, es ist nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht können Sie mir helfen – mit Ihren Beziehungen vor Ort.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Ouyang und legte seine Stäbchen hin.
    »Ich bin hauptsächlich hierhergekommen, um Stoff für meine Gedichte zu sammeln«, sagte Chen, »aber eine Dozentin aus meiner Hochschulzeit möchte, daß ich etwas über ihre Tochter in Erfahrung bringe. Die Tochter ist vor einigen Monaten nach Guangzhou gekommen, hat sich aber nicht zu Hause gemeldet, um ihre Adresse und ihre Telefonnummer mitzuteilen. Die alte Dozentin macht sich Sorgen. Also habe ich ihr versprochen, ich würde mein Bestes tun, um ihre Tochter ausfindig zu machen. Hier ist ein Foto von ihr.«
    »Zeigen Sie mal.«
    »Sie heißt Xie Rong. Als sie vor drei Monaten hierherkam, wohnte sie einige Tage lang in einem Hotel mit dem Namen Lucky Inn, aber sie verließ das Hotel, ohne eine neue Anschrift zu hinterlassen.«
    Chen war sich nicht sicher, ob Ouyang ihm diese Geschichte abnahm. Sie war nicht völlig aus der Luft gegriffen, aber er mußte die Ermittlungen geheimhalten.
    »Lassen Sie mich’s versuchen«, sagte Ouyang. »Ich kenne einige Puffmütter hier in der Gegend.«
    »Puffmütter?!«
    »Das ist ein offenes Geheimnis. Ich habe mit einigen zu tun gehabt. Aus rein geschäftlichen Gründen, man kommt leider nicht drumherum. Die sind gut informiert über neue Mädchen.«
    Chen war mehr als

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