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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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abstoßend?«
    »Wir müssen uns richtig unterhalten.«
    »Gut, wenn Sie das wollen.«
    Xie erhob sich und ging ins Bad, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Ihr Bademantel fiel auf den Boden und bildete einen Haufen zu ihren Füßen, ihre entblößten Brüste und Hüften waren im Spiegel genau zu sehen. Chen drehte sich um und blickte zum Fenster hinaus.
    Als Xie zurückkam, trug sie ein weißes Sommerkleid, und über ihrer Schulter hing eine kleine Tasche. Sie hatte keinen Büstenhalter an, so daß ihre Brustwarzen sich unter dem Stoff wölbten. Er überlegte, ob er sie bitten solle, etwas anderes anzuziehen, aber dann hielt er ihr die Tür auf.
    Auf der Straße bemerkte er, daß sie immer wieder nach hinten sah, wie um sicherzugehen, daß ihnen niemand folgte. Tatsächlich ging ein Mann etwas entfernt hinter ihnen her, doch Oberinspektor Chen wußte nicht, warum ihnen jemand folgen sollte.
    Das Hotel Weißer Schwan war ein neues Gebäude am Südostufer der Insel Shamian. Es war ein sehr hoher weißer Turm, der von Hongkong hierher geschwommen zu sein schien. In der Eingangshalle empfing sie ein Wasserfall. Im östlichen Flügel des Gebäudes befanden sich verschiedene Restaurants im westlichen Stil, und das chinesische Restaurant war hinter dem Wasserfall verborgen. Am Eingang stand lächelnd eine schlanke Hosteß.
    Chen wollte jetzt nicht übertreiben, er fühlte sich jedoch verpflichtet, etwas Geld auszugeben. Es gefiel ihm nicht, daß Ouyang für alles zahlte, einschließlich der »Dienste« Xie Rongs. Außerdem mußte er zugeben, daß die Fußmassage eine prickelnde Erfahrung gewesen war.
    Sie nahmen einen Nebenraum, das Sampan-Zimmer. Es erwies sich als ein gemütliches Separee, das die Form der Kajüte eines Sampanbootes hatte, wie sie auf dem Perlenfluß fuhren, und es war auch so eingerichtet. Tisch und Stühle waren aus rohem, unpoliertem Zedernholz, genau wie sie Chen in frühen Schwarzweißfilmen gesehen hatte. Der einzige Unterschied war der weiche scharlachrote Teppich, der auf dem Boden lag, der aber notwendig war, um den Kunden ein Gefühl von Luxus zu vermitteln. Hier konnten sie reden, ohne befürchten zu müssen, daß jemand mithörte.
    Eine junge Kellnerin erschien. Sie trug ein indigoblaues schlichtes Oberteil und einen kurzen Rock, keine Schuhe, und um ihre Knöchel klirrten silberne Reifen, genau wie bei einem Fischermädchen aus dem Süden, nur daß sie eine Speisekarte in der Hand hielt.
    Chen reichte Xie die Karte. Zu seiner Verwunderung entschied sie sich für einige preisgünstige Gerichte und schüttelte den Kopf, als die Kellnerin eines der Spezialgerichte des Kochs, Schweinefleisch in einer Fischsauce, empfahl.
    »Nein, das ist zu teuer.«
    »Etwas zu trinken?«
    »Für mich nur ein Glas Wasser.«
    »Trinken wir doch zwei eisgekühlte Bier.«
    »Tun Sie das nicht! Hier sind Getränke drei- bis viermal teurer als üblich«, fügte sie nach dem Verschwinden der Kellnerin hinzu, fast wie eine tugendhafte Ehefrau, die jeden Pfennig sparen will. In der Tat begann Oberinspektor Chen, sich wegen der Ausgaben Sorgen zu machen.
    »Ich dachte. Sie würden mich auf das Revier bringen«, sagte sie.
    »Warum sollte ich das?«
    »Vielleicht tun Sie es ja doch noch.« Sie langte in die lederne Handtasche, nahm eine Zigarette heraus, zündete diese aber nicht sofort an. »Früher oder später.«
    »Nein, egal, was Sie treiben, es geht mich nichts an – nicht hier. Aber ich bin der Ansicht, daß es nicht gut für Sie ist, in diesem … Beruf zu bleiben.«
    »Sie sind aber vornehm«, entgegnete sie. »Mir gefallt das, was Sie machen, auch nicht, aber es ist auch wieder nicht so schlimm, daß ich nicht trotzdem mit Ihnen essen gehen würde.«
    Lächelnd prostete sie ihm zu, und je mehr Gerichte auf den Tisch kamen, desto entspannter wurde sie. Das Restaurant war bekannt für seine exzellente Küche.
    Irgendwann kreuzten sich ihre Stäbchen, als sie versuchten, eine große Jakobsmuschel zu ergattern, die auf Zuckerbohnen lag.
    »Bitte, die ist für Sie«, sagte Xie Rong.
    »Nein, das ist Ihre«, erwiderte Chen, »die haben Sie sich verdient.«
    Die Jakobsmuschel sah wie ihr großer Zeh aus. Weiß, weich, rund.
    Sie verspeiste mit Genuß vier Crepes mit gerösteter Ente und Lauchzwiebeln, eine Schale Krabbenbällchen und fast einen ganzen Teller Rinderkutteln. Er aß nicht viel, sondern legte ihr die Bissen auf den Teller und trank aus seinem Glas Qingdao-Bier.
    »Essen Sie immer so wenig?« wollte

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