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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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bewußt.«
    »Warum möchten Sie dann die Ermittlungen fortsetzen?«
    »Das ist mein Beruf.«
    »Hören Sie, es gibt so viele Polizisten in China. Sie sind nicht der einzige. Warum sind gerade Sie so engagiert?«
    »Ich bin … ein romantischer Polizist, wie Sie gesagt haben. Ich glaube an die Gerechtigkeit. An die poetische Gerechtigkeit, wenn Sie so wollen.«
    »Sie glauben, daß Sie ihn überführen können.«
    »Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Deshalb brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Ach«, sagte sie mit weicher Stimme. »Sie sind wirklich speziell. Kein Wunder, daß der Alte Ouyang Sie so mag. Nun haben Sie meine Frage beantwortet, jetzt werde ich Ihre beantworten.«
    »Was war Ihr erster Eindruck von den zweien?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau, aber so ziemlich das erste, was mir an ihnen auffiel, waren ihre falschen Namen.«
    »Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Wu hatte sie beide in unserem Büro angemeldet. Er mußte einen Strich beim Schreiben seines Namens korrigieren.«
    »Sie sind eine scharfe Beobachterin«, lobte Chen. »Keiner vertut sich bei der eigenen Unterschrift.«
    »Außerdem meldeten sie sich als Ehepaar an und wollten ein Doppelzimmer haben, aber statt einer Heiratsurkunde legte er mir nur eine Erklärung mit offiziellem Briefkopf vor. Normalerweise wäre es viel leichter, die Urkunde vorzulegen.«
    »Richtig«, stimmte Chen nickend zu. »Haben Sie mit Ihrem Chef über Ihren Verdacht gesprochen.’’«
    »Nein, mir kam nur einfach der Gedanke. In den Bergen ist mir dann noch etwas aufgefallen.«
    »Was war das.’’«
    »Es war am zweiten Morgen. Ich bin zufällig an dem Zimmer der zwei vorbeigekommen. Es war ein wunderschöner Tag, alle waren im Freien und haben sich vergnügt. Aber in dem Zimmer der beiden fiel mir durch die Jalousien so etwas wie ein ständiges Blitzen auf. Ich war neugierig und fühlte mich auch ein bißchen verantwortlich. Also schaute ich hinein und war entsetzt: Ich sah, wie Guan nackt posierte, auf allen vieren, die Beine weit gespreizt und die Stirn auf die Unterarme gelegt, wie ein liegender Hund. Und er hat sie fotografiert. Warum unternimmt ein Ehepaar ausgerechnet die weite Reise in ein Hotel in den Bergen, um solche Fotos zu machen?«
    »Ja, das ist wohl eine berechtigte Frage«, sagte Chen. »Haben Sie sie darauf angesprochen?«
    »Natürlich nicht. Aber später kam Wu auch auf mich zu.«
    »Wie?«
    »Natürlich als Profifotograf. Er zeigte mir die moderne Ausrüstung, die er in seiner Fototasche hatte. Lauter Importware, sehr teuer. Es war auch ein Album mit Großaufnahmen von schönen Frauen dabei, darunter eine sehr bekannte Schauspielerin und einige Fotomodelle und Ausschnitte aus bekannten Zeitschriften.«
    »Warum wollte er Ihnen das alles zeigen?«
    »Er sagte, daß er als Berufsfotograf sehr gefragt sei. Diese Frauen seien alle scharf darauf, von ihm fotografiert zu werden und die Bilder dann veröffentlicht zu sehen. Und er bot an, Aufnahmen von mir zu machen.«
    »Ich verstehe«, sagte er. »Sie nahmen also sein Angebot an?«
    »Nein, zuerst nicht. Es widerte mich an, Guan zu seinen Füßen wie einen kriechenden Hund knien zu sehen. Außerdem hatte ich keine Lust, einem Fremden Modell zu sitzen.«
    »Was tat er dann?«
    »Er zeigte mir seine Visitenkarte. Erst da erfuhr ich, wer er wirklich war. Er erzählte mir natürlich von seiner Familie. Ich fragte ihn, wieso er gerade auf einen Niemand wie mich käme. Er erklärte, er sehe in mir etwas, was er noch nie gesehen habe. Verlorene Unschuld oder so was. Mit seinen Fotos könne er mich bei Regisseuren einführen.«
    »Den Trick hat er wohl bei vielen Frauen angewandt.«
    »Er versprach mir auch, daß ich alle Aufnahmen behalten könnte. Ein solcher Satz Modefotos würde in einem Studio in der Nanjing Lu ein Vermögen kosten, aber ich brauchte nichts zu bezahlen.«
    »Wie war er denn als Fotograf?«
    »Ein echter Profi. In der erste Stunde hat er fünf Filme verknipst. Immer wieder veränderte er das Licht oder den Winkel, und ich mußte ständig etwas anderes anziehen und andere Stellungen einnehmen. Er sagte, er wollte meine schönsten Augenblicke einfangen.«
    »Das klingt romantisch.«
    »Bevor ich wußte, wie mir geschah, wollte er, daß ich mit nichts weiter als einem Tuch posierte. Er arrangierte die Falten für mich, korrigierte meine Stellung und faßte mich mal hier, mal da an. Eins führte zum anderen und schließlich ins Bett. Ich denke, ich erspare Ihnen die

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