Qiu Xiaolong
du hattest schon recht. – Die Reisbällchen sind köstlich«, sagte er zwischen zwei Bissen. »Woher hast du das Rezept?«
»Du erinnerst dich doch an unsere Zeit in Yunnan? Diese Dai-Mädchen haben die ganze Nacht gesungen und getanzt, und wenn sie zwischendurch hungrig waren, holten sie Reisbällchen aus der Tasche.«
In dem Augenblick, ein Reisbällchen in der Hand, hatte Yu einen Einfall.
»Hast du einmal von dem Dai-Restaurant im Hotel Jinjiung gehört?« fragte er. »Dem Xishuang-Garten? Es muß sagenhaft sein.«
»Ja, der Xishuang-Garten«, erwiderte sie. »Ich habe davon in der Zeitung gelesen.«
»Was hältst du davon, wenn wir morgen abend dort hingehen?«
»Das ist doch nicht dein Ernst!«
Er empfand ein wenig Bedauern über ihr Staunen. Es war das erstemal seit Qinqins Geburt, daß er mit ihr ausging. Und wenn er es jetzt tat, dann mit einem Hintergedanken.
»Doch! Ich habe einfach Lust, mal dort hinzugehen. Du hast doch für morgen abend nichts anderes vor, oder? Warum sollen wir nicht ausgehen und uns ein wenig amüsieren?«
»Glaubst du denn, daß wir uns das leisten können?«
»Hier habe ich zwei Eintrittskarten! Es ist alles inbegriffen, Essen, Trinken und Karaoke … Es sind Gratiskarten.« Yu zog sie aus der Hemdentasche. »Das würde uns hundertfünfzig Yuan pro Person kosten, wenn wir es selbst bezahlen müßten. Es wäre doch eine Schande, sie verfallen zu lassen!«
»Woher hast du die Karten?«
»Die hat mir jemand geschenkt.«
»Aber was hat das zu bedeuten, daß du mich so plötzlich einlädst?«
»Warum nicht? Wir haben uns etwas Erholung verdient.«
»Das sieht Ihnen aber gar nicht ähnlich, Genosse Hauptwachtmeister Yu, daß Sie mitten in einem Fall Erholung brauchen!«
»Ja, da hast du recht. Wir sind mittendrin«, gestand Yu. »Und auch deshalb möchte ich, daß du dabei bist.«
»Wie meinst du das?«
»Ich möchte, daß du Oberinspektor Chen einige Informationen überbringst. Möglicherweise wird er auch in dem Restaurant sein. Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen gesehen würden.«
»Du lädst mich also gar nicht auf eine Gesellschaft ein«, sagte sie und machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. »Im Gegenteil, du willst bloß, daß ich dir bei deinen Ermittlungen helfe.«
»Entschuldige, Peiqin«, sagte Yu und streckte die Hand aus, um ihr Haar zu berühren. »Ich weiß, daß ich dir Kummer mache, aber ich möchte doch etwas zur Verteidigung von Oberinspektor Chen sagen – und zu meiner eigenen. Dies ist ein Fall, durch den unsere Polizeiarbeit wirklich Sinn bekommt. Chen ist sogar bereit, für die Gerechtigkeit seine Karriere zu opfern.«
»Ich verstehe.« Sie ergriff seine Hand. »Oberinspektor Chen stellt seine Integrität als Polizist unter Beweis. Und dasselbe tust du. Wofür sich entschuldigen.«
»Wenn es dich so aufregt, Peiqin, lassen wir es. Vielleicht ist es nur wieder so eine dumme Idee von mir. Es könnte sowieso mein letzter Fall sein. Ich hätte früher auf dich hören sollen.«
»Nein, nein!« widersprach sie. »Ich möchte nur wissen, was für Informationen ich ihm überbringen soll.«
»Zuerst will ich dir etwas ganz fest versprechen: Sobald dieser Fall abgeschlossen ist, werde ich mich nach einer neuen Arbeit umsehen. Nach einem anderen Beruf. Dann werde ich mehr Zeit für dich und Qinqin haben.«
»Denk so etwas nicht, Guangming! Du hast einen phantastischen Beruf.«
»Ich werde dir den Fall darlegen. Dann kannst du selber entscheiden, ob es ein phantastischer Beruf ist oder nicht.«
Und er begann, ihr alles zu erzählen. Als er nach einer halben Stunde mit seiner Schilderung fertig war, betonte er noch einmal, wie notwendig es sei, Informationen mit Chen auszutauschen.
»Es ist eine Aufgabe, die deinen Einsatz wert ist. Und den von Oberinspektor Chen auch.«
»Danke, Peiqin.«
»Was soll ich anziehen?«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Es ist eine zwanglose Veranstaltung.«
»Aber ich werde vorher noch zu Hause vorbeigehen. Es kann spät werden, und ich muß Qinqin das Abendessen richten.«
»Ich muß leider direkt vom Büro aus hingehen. Natürlich nicht in Uniform. Wir sehen uns also im Xishuang-Garten, aber wir tun besser so, als würden wir uns nicht kennen. Hinterher können wir uns draußen treffen.«
»Ah, ich verstehe«, sagte sie. »Am sichersten wäre es, du würdest überhaupt nicht hingehen.«
»Doch, es ist besser, wenn ich da bin, falls dir irgend etwas Unerwartetes zustößt. Aber das ist nicht sehr
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