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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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sind wir zusammen ins Kino und danach noch zum Essen gegangen.
    Yu: War sie denn bei Ihrer zweiten Begegnung immer noch so stumm?
    Lai: Nein, wir haben viel geredet, über unsere Familien, die verlorenen Jahre während der Kulturrevolution, unsere gemeinsamen Interessen. Ein paar Tage später ging ich ohne ihr Wissen zu einem ihrer Vorträge in den Jugendpalast. Auf der Bühne schien sie ein völlig anderer Mensch zu sein.
    Yu: Das ist ja interessant. Wie anders?
    Lai: Na ja, vor mir redete sie nur selten über Politik. Ein- oder zweimal versuchte ich, das Thema anzuschneiden, aber sie schien keine Lust darauf zu haben. Doch auf der Bühne wirkte sie höchst selbstbewußt und sprach mit echter Überzeugung. Aber letztlich war ich froh, daß sie mit mir nicht über Politik redete, denn bald wurde unsere Freundschaft enger.
    Yu: Wie eng denn?
    Lai: Wie meinen Sie das?
    Yu: Körperlich?
    Lai: Ja.
    Yu: Wie bald?
    Lai: So nach vier, fünf Wochen.
    Yu: Das ging ja wirklich schnell.
    Lai: Schneller, als ich erwartet hatte.
    Yu: Haben Sie denn die Initiative ergriffen?
    Lai: Jetzt verstehe ich, was Sie eingangs meinten. Muß ich solche Fragen beantworten?
    Yu: Ich kann Sie nicht dazu zwingen, Genosse Lai. Aber wenn Sie es tun, helfen Sie uns vielleicht bei unseren Ermittlungen. Und außerdem erspart es mir eventuell ein weiteres Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten.
    Lai: Na gut. Wenn ich mich recht entsinne, war es ein Freitagabend. Wir sind im Westsaal des Shanghaier Schriftstellerverbands zu einer Tanzveranstaltung gegangen. Es war das erste Jahr, in dem man in Shanghai wieder öffentlich tanzen durfte. Einer meiner Freunde hatte uns Eintrittskarten besorgt. Beim Tanzen merkte ich, daß sie erregt war.
    Yu: Erregt – in welcher Hinsicht?
    Lai: In ziemlich offenkundiger Hinsicht. Es war Sommer, sie preßte ihren Körper an mich, und ihre Brüste – ich merkte – na, Sie wissen schon. Präziser kann ich mich jetzt wirklich nicht ausdrücken.
    Yu: Und Sie? Waren Sie auch erregt?
    Lai: Ja.
    Yu: Was geschah danach?
    Lai: Wir sind mit ein paar Freunden zu mir nach Hause gegangen. Dort haben wir uns noch ein wenig unterhalten und etwas getrunken.
    Yu: Haben Sie an jenem Abend viel getrunken?
    Lai: Nein, nur einen Becher Qingdao-Bier. Den habe ich sogar mit ihr geteilt. Das weiß ich noch, weil wir uns danach – danach geküßt haben. Es war unser erster Kuß, und sie meinte, uns hafte derselbe Geruch an, weil wir aus demselben Becher getrunken hätten.
    Yu: Und dann?
    Lai: Meine Freunde gingen heim. Sie hätte sich ihnen natürlich anschließen können, es war schon halb eins, aber sie ist noch geblieben. Dies überraschte mich sehr. Sie meinte, sie wolle mir noch beim Aufräumen helfen.
    Yu: Über dieses Angebot haben Sie sich sicher sehr gefreut.
    Lai: Na ja, ich sagte ihr, sie solle einfach alles so lassen, wie es war. In dieser Nacht wollte ich mir nicht den Kopf über schmutziges Geschirr und Essensreste zerbrechen.
    Yu: Ja, das ist klar.
    Lai: Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie begann vielmehr, in der Küche herumzuwirbeln. Sie erledigte alles, sie spülte das Geschirr, sie fegte den Boden, sie wickelte die Essensreste ein und legte sie in einen Bambuskorb auf den Balkon. So würde das Essen nicht verderben, meinte sie. Ich hatte damals nämlich noch keinen Kühlschrank.
    Yu: Sehr häuslich, sehr fürsorglich.
    Lai: Ja, wie eine richtige Ehefrau.
    Yu: Sie waren also die ganze Zeit bei ihr in der Küche?
    Lai: Ja, ich sah ihr völlig verblüfft zu. Aber als sie fertig war, sind wir wieder in mein Zimmer gegangen.
    Yu: Fahren Sie fort.
    Lai: Na ja, wir waren da ganz allein. Sie äußerte nicht die Absicht, gehen zu wollen. Also schlug ich vor, ein paar Fotos von ihr zu machen. Ich hatte kurz zuvor einen neuen Fotoapparat bekommen, eine Nikon 300. Mein Bruder hatte ihn mir aus Japan mitgebracht.
    Yu: Das ist ja eine ziemlich gute Kamera.
    Lai: Sie hatte es sich auf dem Bett gemütlich gemacht und sagte irgend etwas über die Vergänglichkeit der weiblichen Schönheit. Ich stimmte ihr zu. Sie wollte ein paar Fotos, auf denen ihre Jugend festgehalten würde. Ich machte ein paar Bilder, dann schlug ich vor, eines zu machen, auf dem sie nur ein weißes Handtuch um sich gewickelt hätte. Zu meinem Erstaunen nickte sie und sagte mir, ich solle mich umdrehen. Und schon fing sie an, sich auszuziehen.
    Yu: Sie hat sich vor Ihnen ausgezogen?
    Lai: Ich habe ihr nicht dabei zugesehen. Später dann schon.
    Yu: Und was passierte

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