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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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dann?
    Lai: Na ja, das können Sie sich doch sicher denken.
    Yu: Ja, aber ich muß Sie dennoch danach fragen. Bitte berichten Sie uns so detailliert wie möglich, was zwischen Ihnen und ihr in jener Nacht vorgefallen ist.
    Lai: Ist das wirklich nötig, Genosse Hauptwachtmeister Yu?
    Yu: Ich kann Ihre Gefühle verstehen, aber die Details könnten für unsere Ermittlungen wichtig sein. Sie wissen doch, es war ein Mord mit sexuellem Hintergrund.
    Lai: Na gut, wenn Sie glauben, daß es Ihnen wirklich etwas bringt.
    Yu: Hatten Sie mit ihr an jenem Abend Geschlechtsverkehr?
    Lai: Sie machte ihre Wünsche sehr deutlich. Sie war diejenige, die sich unmißverständlich äußerte. Alles Weitere ergab sich dann völlig natürlich. Sie sind doch auch ein Mann, oder? Alles Weitere versteht sich doch von selbst.
    Yu: Ich verstehe Sie, aber trotzdem benötige ich noch weitere Details.
    Lai: Weitere Details – du meine Güte!
    Yu: War es das erste Mal für sie oder auch für Sie?
    Lai: Für mich nicht, aber für sie.
    Yu: Dessen waren Sie sich sicher?
    Lai: Ja, obwohl sie nicht gerade zurückhaltend war.
    Yu: Wie lange ist sie denn in jener Nacht bei Ihnen geblieben?
    Lai: Die ganze Nacht und sogar noch länger. Am nächsten Morgen rief sie im Kaufhaus an und meldete sich krank. Wir sind dann mehr oder weniger den ganzen darauffolgenden Morgen in meinem Zimmer geblieben. Wir haben noch einmal miteinander geschlafen, und am Nachmittag sind wir zum Einkaufen gegangen. Ich kaufte ihr einen weißen Wollpullover mit einer roten Azalee auf der rechten Brustseite.
    Yu: Nahm sie das Geschenk an?
    Lai: Ja. Und ich fing an, vom Heiraten zu reden.
    Yu: Und wie hat sie darauf reagiert?
    Lai: An jenem Tag schien sie davon nichts hören zu wollen.
    Yu: Wahrscheinlich haben Sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
    Lai: Na ja, ich war bis über beide Ohren verliebt – lachen Sie ruhig über mich, wenn Sie wollen. Ich sprach mehrmals davon, doch sie wich mir ständig aus. Als ich schließlich ernst machen wollte, hat sie mich verlassen.
    Yu: Warum denn das?
    Lai: Ich verstand es nicht, ich war völlig verwirrt. Und schrecklich verletzt, wie Sie sich sicher denken können.
    Yu: Hatten Sie denn einen Streit?
    Lai: Nein.
    Yu: Dann hat sie also aus heiterem Himmel mit Ihnen Schluß gemacht? Das ist ja wirklich ein starkes Stück! Haben Sie denn vorher irgendwelche Anzeichen bemerkt?
    Lai: Nein, es passierte etwa drei oder vier Wochen nach jener Nacht – der Nacht, in der wir zum erstenmal miteinander schliefen. Danach besuchte sie mich noch einige Male, elfmal insgesamt, einschließlich der ersten Nacht. Ich kann Ihnen auch sagen, warum ich das noch so genau weiß: Jedesmal, wenn wir zusammen waren, malte ich in meinem Kalender einen Stern über das Datum. Wir haben uns nie gestritten. Und dann ließ sie mich einfach fallen, völlig grundlos, völlig unerwartet.
    Yu: Das ist wirklich sonderbar. Haben Sie sie denn gefragt, warum sie das tat?
    Lai: Ja, aber sie wollte nicht darüber reden. Sie meinte nur, es sei alles ihre Schuld und es täte ihr schrecklich leid.
    Yu: Normalerweise würde doch ein junges Mädchen, vor allem, wenn sie noch Jungfrau gewesen war, auf eine Heirat drängen, nachdem sie mit einem Mann geschlafen hatte. Sozusagen, um ihre Ehre zu retten. Aber das tat sie nicht. Sie sagte nur, es sei ihre Schuld. Was für eine Schuld denn überhaupt?
    Lai: Das habe ich auch nicht verstanden. Ich bat sie um eine Erklärung, aber sie wollte einfach nichts weiter dazu sagen.
    Yu: Vielleicht hatte sie einen anderen Mann kennengelernt?
    Lai: Nein, das glaube ich nicht. Sie war nicht so eine Frau. Ich fragte sogar meine Cousine, auch sie meinte, daß dem nicht so sei. Guan hat mich einfach völlig grundlos verlassen.
    Ich bemühte mich wirklich, einen Grund zu finden. Zuerst dachte ich sogar, daß sie vielleicht nymphoman veranlagt sei.
    Yu: Warum denn das? War denn ihr Sexualverhalten in irgendeiner Weise auffällig?
    Lai: Nein, das nicht. Sie war nur etwas – na ja, sagen wir mal hemmungslos. Sie weinte und schrie, als sie ihren ersten Orgasmus hatte. Sie hatte jedesmal einen Orgasmus, wenn wir miteinander schliefen. Und immer biß und schrie sie, und ich dachte, daß sie befriedigt sei. Aber jetzt ist sie tot, ich sollte wirklich nicht mehr über sie sagen.
    Yu: Sicher war es sehr schwer für Sie, als sie Schluß machte, oder?
    Lai: Ja, ich war am Boden zerstört. Aber mit der Zeit fand ich mich damit ab. Ich hätte in dieser Beziehung

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