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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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und Gemüse zu bekommen. Wang aß gern Fisch und Meeresfrüchte. An einem kleinen Fischstand standen viele Menschen Schlange. Zwischen ihnen ein Sammelsurium von Körben, zerrissenen Pappkartons, Hockern, sogar Backsteinen. Bei jedem kleinsten Schritt wurden die Gegenstände von den Menschen mit nach vorn geschoben. Chen begriff, daß sie Platzhalter für ihre Besitzer waren. Erreichte ein Korb fast die Spitze der Schlange, nahm sein Besitzer dessen Stelle ein. Folglich bedeutete das, daß in der Schlange nicht fünfzehn, sondern möglicherweise fünfzig Menschen anstanden. Es würde wohl länger als eine Stunde dauern, bis er bedient würde.
    Chen entschloß sich daher, sein Glück auf dem freien Markt zu versuchen, der sich nur einen Block vom staatlich verwalteten Markt in der Ninghai Lu entfernt befand. Anfang der neunziger Jahre gab es für den freien Markt immer noch keine Bezeichnung, aber alle wußten von seiner Existenz. Dort wurde man besser bedient, und die Qualität war ebenfalls besser. Die Preise waren allerdings im Normalfall zwei- bis dreimal so hoch wie auf dem Ninghai-Markt.
    So lebten der staatliche und der private Markt friedlich nebeneinanderher. Sozialismus und Kapitalismus, Seite an Seite. Einige der alten Parteikader waren wegen des unvermeidlichen Zusammenpralls der beiden Systeme besorgt, was freilich die Menschen auf dem Markt nicht kümmerte, wie Chen feststellte, als er vor der farbenfrohen Auslage von Lauchzwiebeln und Ingwer unter einem Regenschirm aus Hangzhou stehenblieb. Er nahm eine Handvoll frischer Lauchzwiebeln. Der Markthändler legte unentgeltlich ein kleines Stück Ingwer dazu.
    Es dauerte einige Zeit, bis Chen beisammenhatte, was seiner Meinung nach sonst noch für das Essen nötig war. Dank des Vorschusses vom Lijiang-Verlag konnte er es sich leisten, zwei Pfund Lamm, einen Stapel Austern und einen kleinen Beutel Spinat zu erstehen. Danach verließ er, einem Impuls folgend, den Markt und ging zu dem neuen Schmuckladen in der Longmen Lu.
    Der Verkäufer näherte sich ihm mit überraschtem Gesichtsausdruck. Er war ein merkwürdiger Kunde, gestand Chen sich ein, ein Polizist in Uniform, mit einer Plastiktasche voller Lebensmittel in der Hand. Aber er erwies sich als guter Kunde. Bald hatte er sich für eines der funkelnden Stücke in der Auslage entschieden. Ihm war sofort eine Perlenkette ins Auge gefallen, die, gebettet auf silberfarbenem Satin, in einem Samtkästchen lag. Das Schmuckstück kostete ihn achthundert Yuan, aber, dachte er, es würde Wang gut stehen. Auch Ruth Rendell hätte vielleicht ihre Freude daran, wie er das Geld ausgab, das er mit der Übersetzung ihrer Bücher verdient hatte. Außerdem mußte er sich selbst einen zusätzlichen Motivationsschub geben, um seine nächste Übersetzung Speaker of Mandarin abzuschließen.
    Wieder in seiner Wohnung, fiel ihm zu seiner Überraschung zum erstenmal auf, wie wenig vorzeigbar das Zimmer eines Junggesellen sein konnte. In der Spüle stapelten sich Schalen und Teller, neben dem Sofa lag eine Jeans auf dem Boden, überall waren Bücher verstreut, auf der Fensterbank sah er graue Staubstreifen. Sogar das Bücherregal aus Steinen und Brettern neben dem Schreibtisch erschien ihm plötzlich unansehnlich. Er machte sich ans Aufräumen.
    Zum erstenmal hatte sie seine Einladung zum Abendessen – allein und in seiner Wohnung – angenommen. Seit der Nacht der Einweihungsparty hatte sich ihre Beziehung spürbar intensiviert. Im Lauf der Ermittlungen, so schien es ihm, hatte er auch über sie immer mehr Dinge herausgefunden. Sie war nicht nur attraktiv und lebhaft, sondern auch intelligent, von einer intuitiven Auffassungsgabe, die bei ihr stärker ausgeprägt war als bei Chen selbst.
    Aber es war mehr als das. Im Laufe dieser Ermittlungen hatte er sich mehr und mehr Fragen über sein eigenes Leben gestellt. Es war für ihn an der Zeit, sich zu entscheiden, so wie Guan sich vor Jahren hätte entscheiden sollen.
    Wang kam kurz vor sechs. Über einem schlichten schwarzen Kleid mit zwei schmalen Schulterträgern, das eher wie ein Unterkleid aussah, trug sie einen weißen Seidenblazer. Er half ihr aus dem Blazer; ihre Schultern glänzten weiß im fluoreszierenden Licht. Sie brachte eine Flasche Weißwein mit.
    »Für einen beschäftigten Oberinspektor sieht es hier aber blitzsauber aus!«
    »Ich hatte den richtigen Grund. Es lohnt sich, aufzuräumen«, sagte er, »wenn eine Freundin vorbeikommt.«
    Der Tisch war mit einem weißen

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