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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Veranda.
    »Ich bin's — Joe«, sagte er, nachdem
er angeklopft hatte.
    Lydia öffnete sofort. Als Joe die
dunklen Schatten um ihre Augen sah und den traurigen Zug um ihren Mund, hätte
er sie am liebsten in die Arme genommen.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie und
trat einen Schritt zurück, um Joe einzulassen.
    »Es ist niemand krank, falls Sie das
meinen«, antwortete er und strich mit einer Hand sein wirres Haar zurück. Und
da merkte er erst, daß er barfuß war und nichts als Hose und Hosenträger trug.
Er errötete vor Verlegenheit.
    Lydia tat, als bemerkte sie seinen
merkwürdigen Aufzug nicht. »Was ist es dann, Joe?«
    »Ich habe eine Frau in meinem
Klosetthäuschen gefunden«, sagte er rasch, »und ich weiß nicht, was ich mit ihr
anfangen soll.«
    Lydia starrte ihn verwundert an,
dann lachte sie. »Sie haben eine Frau in Ihrem Klosetthäuschen gefunden?«
    »Ein junges Mädchen eigentlich,
obwohl sie behauptet, schon zwanzig zu sein. Sie redet wie ein Seemann und ist
ungebildet wie eine Feldratte, aber sie hat große Schwierigkeiten, und ich kann
sie nicht im Stich lassen.«
    »Natürlich nicht«, ewiderte Lydia
sofort. »Aber was werden Sie mit ihr tun?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Joe.
»Sie sagt, ihr Vater wollte sie an die Leute im Satin Hammer verkaufen,
und das kann ich einfach nicht zulassen.«
    Eine heiße Röte stieg in Lydias Wangen.
»Wenigstens gibt es einen Mann in dieser Stadt, der über ein bißchen Anstand
verfügt!«
    Gerechterweise hätte er ihr
Kompliment zurückweisen müssen, denn er hatte den Saloon schon mehrmals
aufgesucht und auch im oberen Stockwerk die Dienste der Prostituierten in
Anspruch genommen, aber er brachte es nicht übers Herz, das zuzugeben. Jeder
wußte, daß der Satin Hammer ein delikates Thema für Lydia war. »Sie
braucht etwas zum Anziehen«, sagte er nach einem peinlichen Schweigen. »Und ich
habe ihr gesagt, daß Sie sie unterrichten werden. Sie kann weder lesen noch
schreiben.«
    Lydia seufzte. »Es herrscht große
Nachfrage nach Bräuten, Joe. Vielleicht könnte sie einen von Brighams Arbeitern
heiraten. Dann hätte sie wenigstens ein Zuhause.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt, aber
sie meinte ...« Wieder schwieg Joe verlegen. Wie hätte er vor Lydia wiederholen
sollen, was Frodine gesagt hatte, als er ihr empfahl, sich einen Mann zu
suchen? »Sie wollte nichts davon hören.«
    »Auch das noch«, murmelte Lydia,
aber sie ging in ihr Zimmer und kam kurz darauf mit Kleidungsstücken zurück —
zwei Kattunkleidern, einem Nachthemd und etwas Unterwäsche. »Sie schicken Sie
am besten zu mir zum Übernachten, sonst zerreißt sich morgen die ganze Stadt
den Mund.«
    Eigentlich hätte Joe sich über
Lydias Bereitschaft, ihm die Sorge um Frodine abzunehmen, freuen müssen, aber
eigenartigerweise war das nicht der Fall. Während der wenigen Minuten mit dem
zerlumpten Mädchen war er von jener betäubenden Einsamkeit befreit gewesen,
die ihn seit dem Augenblick beherrschte, als er in den Krieg gezogen war.
Nicht einmal Lydia war imstande gewesen, zu diesem Teil von ihm vorzudringen.
    »Wir werden sehen«, sagte er, dankte
Lydia für die Kleidungsstücke und machte sich wieder auf den Weg. Da er vermutete,
daß Frodine ihr Bad noch nicht beendet hatte, setzte er sich auf die
Eingangsstufen und lauschte schmunzelnd auf das fröhliche Plantschen hinter der
Küchentür.
    Als es verstummte, rief er Frodines
Namen.
    »Sie können hereinkommen, wenn Sie
nicht hinsehen!« antwortete sie großzügig.
    Joe holte tief Atem, bevor er die
Tür öffnete. Obwohl er sich bemühte, Frodine nicht anzusehen, war er sich ihrer
Nacktheit eindringlich bewußt, nahm den Duft ihres frisch gewaschenen Haars und
Körpers wahr und spürte, wie eine fast schmerzhafte Erregung in ihm aufstieg.
    Er legte die Kleider auf eine
Obstkiste und tastete sich wie ein Blinder um die Wanne herum.
    »Ich bin immer noch hungrig«, rief
Frodine ihm nach, als er Zuflucht in dem Raum suchte, der seine Praxis war.
»Haben Sie außer Brot noch etwas anderes zu essen im Haus?«
    Joe lachte leise und spürte einen
feuchten Tränenfilm auf seinen Augen, den er sich beim besten Willen
nicht erklären konnte. »Es ist etwas kalter Braten da. Ich hole ihn, wenn Sie
sich angezogen haben.«
    »Ich habe solchen Hunger, daß ich
das nördliche Ende eines nach Süden ziehenden Stinktiers essen könnte!« rief
Frodine.
    Joe lächelte in der Dunkelheit. »Das
wird nicht nötig sein.«
    Er hörte ein leises Plantschen,

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